Die stolze Wunde



Die eigenen Wunden erkunden,
ist für mich keine gute Idee.
Mir ist lieber, sie wären verschwunden,
und ich freu mich, wenn ich sie nicht seh.
Doch der andere und der eine,
geschnitzt wohl aus sehr hartem Holz, 
hält die Wunde ganz fest an der Leine
und betrachtet sie lange voll Stolz.
Dann zeigt er sie allen und es ist geritzt,
dass das Leben aus ihm was Besonderes schnitzt.
Ich gönne ihm, damit zu prahlen
und sich in dem Ruhme zu aalen.
Doch freu ich mich, dass sich das Leben beeilte
und, wie ich es wünschte, die Wunden verheilte.

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