Bessere Zeiten

Ich erinnere mich an bessere Zeiten,
in denen es keine Probleme gab.
Da latschte ich fröhlich durch die Gegend
und langweilte mich,
während ich auf der Wiese lag.
Die Sonne schien mir auf den Bauch.
Ich wünschte mir Regen
und hoffte, dass irgend etwas Aufregendes
passieren würde.
Als es dann geschah,
schimpfte ich
über mein Ungemach.
So ist vielleicht der Mensch gemacht.
Dass er Unheil erzeugt,
um etwas zu erleben,
und sich wortreich beklagt,
wenn es in sein Leben gekommen ist,
all das,
was er sich selbst
herbeigewünscht hat.

Monsieur Töff Töff als kluger Mann

Monsieur Töff Töff, als kluger Mann,
versucht es zwar, so gut er kann,
jedoch es will ihm nicht gelingen,
etwas zu tun. Vor allen Dingen
ist er auch recht schlecht motiviert.
Nun wisst ihr, warum nichts passiert.
"Warum sollte ich etwas tun?"
fragt er. "Bin ich etwa ein Huhn,
das täglich neue Eier legt
und immerzu und unentwegt
Ideenwunder produziert,
die man voll Gier und ungeniert
verschlingt und sich zu eigen macht?"
So sprach er und hat dann gelacht,
denn plötzlich kam ihm die Idee:
"Ich sage meinem Job 'ADE!'
Das Leben will ich jetzt genießen
und das Kapitel "Arbeit" schließen."



Impuls vom 13.6.2021

Ich öffne eine Kiste
*
Eine hilfreiche Schreibübung, um an Ideen zu kommen, 
geht angeblich folgendermaßen:
Der erste Satz lautet: Ich öffne eine Kiste.
Und weiter geht es mit: 
In der Kiste ist..z.B. ein Buch.
Ich öffne das Buch.
In dem Buch ist ein Bild.
Ich öffne das Bild.   etc.
*
Ich habe die Übung ausprobiert.
Hier ist das Ergebnis:
*
Ich öffne eine Kiste.
In der Kiste ist eine andere Kiste.
Ich öffne die andere Kiste und finde noch eine Kiste,
in der wieder eine Kiste ist.
Mein kreatives Selbst verweigert sich.
Es findet in den Kisten immer nur Kisten.
Sie sind alle leer und aus Holz.
Ich kann gegen ihre Wand klopfen
oder sie verbrennen.
Es nützt alles nichts.
Mein kreatives Selbst schweigt.
Es hält sich den Mund mit beiden Händen zu.
Ich muss es in Ruhe lassen.
Ich darf nichts von ihm erwarten.
Es benimmt sich wie ein schüchternes Kind.
Am besten tu ich so, als wär ich gar nicht da.
Das fühlt sich plötzlich lebendig an.
Einen Dialog beginnen.
Kontakt aufnehmen.
Spielen.
Aber nicht, um etwas Bestimmtes zu erreichen,
sondern nur um des Spielens willen.
Zweckfreies Spielen hat eine tiefgreifende Wirkung.
Einfach lebendig sein und Spaß haben.
Wie beim Tanzen.
Damit geht es mir gut.

Jeder ist ein Künstler

Für Joseph Beuys

Jeder ist ein Künstler

Ein kleines Kartöffelchen auf diesem Tisch.
Es ist arg verschrumpelt und riecht nicht mehr frisch.
Die Knolle verspeisen, wär nicht sehr gesund.
Doch ich mag die Form und die Schalen sind bunt.
Der Schimmel zeigt sich in phantastischen Farben.
Die sprossenden Keime sind cremeweiße Narben.
Ein Kunstwerk ist dies, von der Erde geschaffen,
das Kunstkenner nun im Museum begaffen.

Moni Meloni sucht nach einem Thema

Moni Meloni sucht nach einem Thema
für ihre Gedichte. Sie will nicht nach Schema
FF einfach irgendwas Sinnloses dichten.
Sie gräbt immer tiefer nach wahren Geschichten,
die suchenden Lesern Erkenntnis bescheren,
doch sie nicht mit groben Gedanken beschweren.
Poetische Früchte für Feinschmeckerlippen
will sie ganz dezent in die Reimkuchen kippen.
Dann backt sie die Dichtung bei 200 Grad.
Schon stehen die Verse zum Lesen parat.


"Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!"
Aber:

Alles, was ich weiß, hilft mir, den kühlen Kopf zu wahren. 
Drum will ich kluge Leute um mich scharen. 
Die kann ich fragen, wenn ich was nicht weiß. 
So bleibt mein Kopf schön kühl und wird nicht heiß.

Wo du schreibst

Wo du schreibst
*
Lass uns deine Gewohnheiten erforschen, indem wir dir etwas anderes geben,
worüber du dir Sorgen machen kannst: den Platz an dem du schreibst.
Das kann eine wichtige Frage sein oder aber gar nichts bedeuten, je
nachdem. Du entscheidest selbst, wie bedeutungsvoll das Thema für dich ist.
Ich kenne Schriftsteller, denen an jedem Ort etwas einfällt. Sie plumpsen
in den Stuhl und fangen an draufloszukritzeln. Andere schreiben nur an 
bestimmten Stellen und brauchen mehr Glückstalismane um ihren Computer herum 
als ein Bingospieler. Eine Person, die ich kannte, war besessen von ihrem
Arbeitsplatz, einem Schreibtisch in ihrem kargen Schlafzimmer. Dies war
ihr geheiligter Altar der Kreativität, und wehe dem, der an dem Schreibtisch
saß, um eine Geburtstagskarte zu schreiben oder einen Scheck auszustellen.
So eine Verletzung war katastrophal.
Denke darüber nach, wo du schreibst. Es gibt keinen richtigen oder falschen
Platz, um es zu tun. Die Legende sagt, dass Thomas Wolfe in der Küche stehend
geschrieben hat. Und er war über zwei Meter groß. Gewöhnlich schrieb er auf 
der Deckplatte seines Kühlschrankes. Der einzig falsche Platz ist der, an dem
du dich nicht wohl fühlst. Um gut und oft zu schreiben, muss es eine Freude
sein, und einen Platz zu finden, den du liebst, kann ein Teil dieser Freude
sein.

Impuls:
Zeit für Phantasie: Beschreibe deinen idealen Schreibplatz. Setze dich selbst
auf einen Balkon, von dem aus du den Pazifik überblicken kannst. Schmiege dich an 
den Teppich vor dem Kamin an in einem reich mit Paneelen vertäfelten Studierzimmer.
Wenn du die Beschreibung beendet hast, achte auf Muster und Details. Bevorzugst du
einen offenen oder geschlossenen Raum? Magst du helle oder dunkle Farben? Brauchst
du eher das Gefühl von Freiheit oder das von Sicherheit? Es gibt keine richtige Antwort.

Impuls:
Übe, deine Umgebung ,und vor allem die Plätze deines kreativen Schaffens, 
genauer wahrzunehmen und dadurch vielleicht ihre Qualität zu verbessern. 
Verfasse eine detaillierte Beschreibung deines Arbeitszimmers oder des 
Ortes, an dem du schreibst. Lass deine Augen herumschweifen, schaue aus 
dem Fenster und beschreibe die Aussicht. Achte auf jedes Detail. Füge deinen
Notizen einen Abschnitt hinzu, in dem du deine Gefühle für den Raum benennst.
Ist der Raum ein sicherer Hafen? Bietet er genug Privatspäre? Respektieren Freunde
und die Familie die Grenzen dieses Raumes? Wenn du oft an mehr als einem
Platz schreibst, mache die Übung für jeden dieser  Plätze.

*

Egal, welchen Raum du nutzt, fülle ihn mit Dingen, die du liebst, mit Dingen,
die dich glücklich machen, mit denen du dich zuversichtlich und kreativ fühlst.
Es ist wichtig, diesen Platz zu mögen, damit du dich gerne dort aufhältst.
Andererseits nutze das Fehlen eines solchen Platzes nicht als Ausrede dafür,
nicht zu schreiben. Es gibt viele Möchtegern-Schriftsteller, die Jahrzehnte
darauf warten, dass sie den idealen Raum zum Schreiben finden. Und erst, wenn 
sie ihn gefunden haben, werden sie mit dem Herstellen von Literatur beginnen.
Vertraue mir. Es wird nicht geschehen. Auf solch einen Platz zu warten, ist
nur eine Ausrede, um mit dem Schreiben zu warten. Und jene, die warten, werden
weder Ideen hervorbringen noch welche auf das Papier schreiben. Das beste 
Arbeitszimmer, das ich jemals hatte, befand sich in einem Haus, in dem ich
lebte, als ich verheiratet war. Ein wunderbares Bücherregal zog sich von Wand 
zu Wand, sodass ich von literarischen Impulsen umgeben war. Ich hatte sehr viel
Platz, einen stoffüberzogenen Lesesessel, eine Leselampe und zwei Fenster.
Trotzdem war das Schreiben dort mühsam. Auf der anderen Seite arbeitete ich
ein Jahr lang im Hinterzimmer eines alten Hauses, einem Anbau, der keine 
Heizung und wenig Licht hatte. Ich schrieb fünf Stunden am Tag. Jeden Tag.
Wenn du das starke Bedürfnis hast zu schreiben, wirst du schreiben, egal
welche Sorte Raum du zu deiner Verfügung hast. Aber, wenn möglich, sei gut
zu dir. Gebe dir selbst das Beste, das du dir geben kannst, einen Raum, der
deiner ist und den du magst. Er wird das Auftauchen von Ideen leichter
machen.

Impuls:
Entwerfe den idealen Schreibplatz. Fülle ihn mit allen Dingen, die
du liebst und von denen du weißt, dass sie dich inspirieren. Nimm
dir Zeit, den Raum in deiner Phantasie entstehen zu lassen. Sei
großzügig und achte auf viele Details. Trete nun einen Schritt zurück
und betrachte deine Schöpfung. Offenbart sie etwas über deine
Schreibziele und -träume? Sagt sie etwas über deine Vorstellung
davon, was ein Schriftsteller ist? Sagt sie etwas darüber, wie du
dich selbst als Schriftsteller siehst? Versuche, diese Fragen
ausführlich zu beantworten. Sie werden dir helfen, einen guten
Platz für dein Schreiben zu gestalten und deine Schreibimpulse
besser zu verstehen.

*

So, nun hast du dir einen großartigen Raum zum Schreiben vorgestellt.
Vielleicht hast du schon solch einen Raum oder einen, den du einfach sehr 
gerne magst. Wenn das so ist: "Herzlichen Glückwunsch!" Wenn nicht, oder
sogar, wenn ja, wirst du dich an diesem Ort trotzdem manchmal langweilen.
Ziehe darum immer in Erwägung, auch an anderen Plätzen zu schreiben - in
der Bücherei, im Park, im Bus....Die fremde Umgebung kann deinem Schreiben
eine Infusioon neuer Energie geben. Neue Ideen ploppen auf wie Popcorn.
Eine neue Würze, ein neuer Geschmack betritt die Bühne deiner Prosa. Ich
bin jedoch kein großer Anhänger des Kaffeehaus-Schreibens. Wenn du dort
schreibst, wo andere dich schreiben sehen, kann ein besonderes 
Selbstbewusstsein deine Prosa entern. Du wirst zu einer tiefsinnigen,
dunklen, mysteriösen Schriftstellerfigur. Es gibt vielleicht Autoren,
die gerade auf der Bühne ihre Zeugungsfähigkeit steigern können. Aber
für mich ist das Schreiben ein privater, ja vielleicht sogar geheimer
Akt. Die Geheimhaltung fügt den Worten Kraft hinzu. Aber das ist nur meine
persönliche Neigung. Vielleicht hast du ja einen Platz gefunden, an
dem du durch die Anwesenheit von Fremden einen scharfen Sinn für das
Alleinsein entwickeln kannst. Wenn dir das hilft, mach weiter damit.
Jeder von uns hat seinen eigenen Prozess und seine eigene Rituale,
die ihn anfeuern und seine Kreativität vorantreiben.

Impuls:
Schreibe in einer Woche wenigstens an drei verschiedenen Plätzen.
Wenn die Woche vorbei ist, lese, was du geschrieben hast. Achte
auf Variationen in Tempo und Klang. Sind diese Unterschiede ein
Resultat deiner Stimmungen zu diesen Zeiten oder entstammen sie
der Natur dessen, was du geschrieben hast? War ein Platz produktiver,
freier als ein anderer? Wennja, besuche diesen Platz wieder,
besonders, wenn du dich gelangweilt und blockiert fühlst.