Worauf ich schreibe

Ich schreibe auf ein Stück Papier 
Gedichte. Ich kann nichts dafür. 
Das Dichten liegt mir halt im Blut. 
Darum gelingt es mir so gut.

Mit Steinkohle schreibe ich 
schwarz auf Papier. 
Ich schreibe mit Herzblut 
auf Leder vom Stier. 
Mit Klammern und Wäsche 
schreib ich auf die Leine 
und ritze Gedichte 
in faustgroße Steine. 

 Ich schreibe mit dem letzten Haar 
auf meinem kahlen Kopf. 
Ich schreibe mit dem langen, blonden, 
eleganten Zopf,
den ich dem Weib vom Kopfe schnitt,
das tollkühn auf dem Wallach ritt. 
(Auf einem Wallach durch den Wald.
Wohin? Wohin? Ihr wurde kalt.)

Ich schreibe mit dem Fingerhut 
in eine Schale Butter. 
Ich schreibe mit dem filigranen 
Füller meiner Mutter. 
Ich dichte selbst mit langen, 
spitzen, rot lackierten Nägeln 
bei meterhohem Wellengang 
wenn wir durch Stürme segeln. 

Ich schreibe mit den gelben, 
aus dem Mund geriss'nen Zähnen
Terzinen der Vergänglichkeit
auf leicht ergraute Mähnen. 
Auf zartes, rosa Klopapier, 
versteckt im Damenklo, 
schreib ich mit dunkelblauem Blut, 
gezapft von Meister Floh. 
Mit einer Schere schreibe ich 
in dünnes, rotes Tuch
und knote in die Ecken 
einen fürchterlichen Fluch. 

Weil dies, mein Herz, der Dichtung gilt,
will ich es froh verschenken. 
Sobald ich ausgeblutet bin, 
könnt ihr mal an mich denken. 

Auf dem Planeten in der Ferne
 dichte ich nur noch für die Sterne. 
Gerne

Monsieur Töff Töff hat eine Latte

Monsieur Töff Töff hat eine Latte,
obwohl er lange keine hatte.
Er dachte schon, es geht nicht mehr.
Nun steht sie da. Stark wie ein Bär!
Doch was mit dieser Latte machen?
Die Frage bringt Monsieur zum Lachen,
denn es ist schon so lange her.
Dem vorwitzigen Schießgewehr
fehlt ganz eindeutig eine Richtung.
Deshalb wird es auch keine Dichtung
und als die Säule endlich schrumpft,
kommt Töff Töff wieder zur Vernunft.

Reimschema A-B-A-A-B

Reimschema A-B-A-A-B
*
Das Reimschema ist ein Muster,
nach dem sich die einzelnen Zeilen
im Gedicht reimen.
Im Beispiel reimt sich die erste Zeile
mit der dritten und der vierten.
Die zweite Zeile reimt sich mit der fünften
*
Beispiel 1:
1-A:    Der Wind weht, wo er will.
 2-B: Er lebt nicht gern im Stillen.
3-A:   Doch manchmal ist er still,
4-A:      weil er die Stille will.
5-B:      Natur ist ihm zu Willen.
*
Beispiel 2:
Der Regen plätschert laut aufs Dach.
Dann fließt er in die Rinne.
Er macht im Abflußrohr viel Krach.
Dadurch macht er die Nachbarn wach
und weckt die Vogelspinne.
*
Die steigt im Abflußrohr hinauf.
und kriecht dann auf das Dach.
Dort macht sie einen Dauerlauf
und nimmt den Regen gern in Kauf.
Denn sie liebt Ungemach.

Authentisch sein

Eigentlich wollte ich 
ein neues, prächtiges Gedicht schreiben.
Und jetzt das hier:
Worte, nichts als Worte.
*
Sag, was soll ich machen, um glücklich sein?
Die Antwort darauf lässt gekonnt auf sich Warten.
Ich frage mich mehrfach. Doch mir fällt nichts ein.
Man rät mir, entspannt einfach bei mir zu sein.
So steh' ich, mich suchend, bei Regen im Garten.

Bei Regen im Garten. Ich such mich im Freien.
Authentisch zu sein ist für mich nicht so leicht.
Ich kann nicht bei mir sein und muss mir verzeihen.
Verzeihen, wie Zweifel an Zweifel sich reihen
und sehen, wie schnell mir mein Selbst jetzt entweicht,
indem es sich feige im Regen verschleicht.