Augen herzerwärmend schauen. Stirnerunzeln. Augenbrauen, die sich heben, die sich senken. Lippen, die ein Lächeln schenken. Naserümpfen. Zungenschnalzen. Lippenrot. Ein zartes Balzen. Wangen, die sich sanft erheben und der Sehnsucht Ausdruck geben. Blicke, die sich zärtlich streifen, lassen Hoffnungsschimmer reifen. Liebeszauber keimt im Schweigen. Man beginnt, sich zuzuneigen, bis das Handy fordernd brummt und das Herz frustriert verstummt. |
Tagesarchive: Januar 5, 2022
Die Stimme Gottes
Als seine Stimme mich fordernd rief, stellte ich meine Ohren taub. Durch die Kopfhörer meines Smartphones suchten seine Worte trotzdem einen Weg in mein verwirrtes Gehirn. Doch die bunten Bilder auf dem Display strahlten mir Glücksbringer hinter die Stirn. Die Glücksbringer wurden zur goldenen Kette und ich eine willige Marionette, die, fest an die materielle Welt gekettet, jetzt nicht mehr will, dass man sie rettet. Sein flüsternde Stimme will, dass ich sie höre. Doch ich hatte mich abgewendet von Gott. Ich liebte so sehr meinen Alltagstrott. Und ihm nun erneut zu begegnen? O Nein! Das möchte ich nicht und es muss auch nicht sein. Nur kein Gewissen ist Ruhekissen, denn Gewissen können gerissen sein. Deswegen sage ich nochmals:“Nein!“ Das Gewissen zeigt fordernd auf sterbende Bäume. Es macht sich bemerkbar und zeigt sich durch Träume, wie ich sie mal hatte, als ich noch ein Kind, und die heute alle vergessen sind. Ein Nervensystem spannt sich kalt um die Welt, aus Glasfasern weltweit bereitgestellt. Es lenkt meine Sehnsucht, verzerrt meine Träume, verführt mich durch künstlich geschaffene Räume und stiehlt mir die Seele. Wie sehr mich das schmerzt. Ich will mich befreien und öffne beherzt die von dem System mir verschlossenen Sinne. Die Stimme ruft leise: "Mach hinne! Mach hinne!" |
Wir sind die ungezählten Federn
Den Leib Gottes. Wir alle bedecken ihn wie eine Daunenjacke. Wir sind die ungezählten Federn, die ihn wärmen. Weich schmiegen wir uns an. An seinen Leib. Ragt mal ein Federkiel zu weit hinaus, fühlt Gott sich angekratzt und rupft ihn aus. Dann schwebt die leichte Feder eine Weile durch die Luft und landet auf dem harten Boden. Mit seinen großen, nackten Füßen stampft Gott sie wieder in die Erde, damit sie wieder Erde werde. Wie Asche --> Asche, Staub zu Staub, muss auch die Feder, mit Verlaub, dahin, woher sie einst gekommen. (Das gilt vor allem für die Frommen, die auch nicht in den Himmel kommen!) |
Mein Vater im Himmel
Mein Vater im Himmel sorgt sich nur um sich. Er liest grade in einem Buch. Deshalb hat er auch keine Ohren für mich und bannte mich mit einem Fluch. Wie Kinder es ihren Vätern oft sind, bin ich ihm nur lästig und gar nicht sein Kind. Durch Zufall bin ich einst entstanden. Ich fühl mich von ihm nicht verstanden. Damit er sich endlich mal um mich bemüht, vernichte ich Wälder und Meere. Ich kann nichts dafür, dass er (lesend) nicht sieht, wie ich diese Erde zerstöre. Er hat mich erschaffen und gab mir die Waffen, mit denen ich mache, was immer ich will. Ich wüte und tobe. Die Erde hält still. Hab ich mich am Ende erst selber zerstört, schaut er sicher auf, weil er nichts von mir hört. |
Die Welt entstand durch einen Knall
Die Welt entstand durch einen Knall. Weiß jemand, wie das geht? Die Sonne ist ein heißer Ball, der gelb am Himmel steht. Die Erde ist in ihrem Dreh’n genauso kugelrund zu seh’n. Oder ist sie 'ne Scheibe, an der ich kleben bleibe, wenn jemand sie nach unten dreht und alles auf dem Kopfe steht? Mir scheint, die Welt ist kompliziert. Vielleicht hast du sie gut studiert, um in ihr einen Sinn zu seh'n und den mit mir zu teilen? Dann will ich gerne mit dir geh'n, um bei dir zu verweilen und mich bemühen zu versteh’n. Vielleicht sagst du: „Die Welt macht Sinn! Vom Ende bis zum Anbeginn sind wir in ihr geborgen. Sie wird uns stets versorgen mit allem, was uns nötig ist!“ Ich glaub, dass das gelogen ist. Doch ist die Lüge gut gemeint, weil sie verhindert, dass ihr weint und nicht in eine Wahrheit schaut, die ihr euch nicht zu schauen traut. Denn es gibt nochmal einen Knall und dann verschwindet dieses All in einem großen, schwarzen Loch. Och! |
Sieht man die Welt von oben
Sieht man die Welt von oben, muss man den Schöpfer loben. Gelobt sei auch die Schöpferin, die sich die Welt ersonnen. Nur Schönes hatte sie im Sinn, als sie ihr Werk begonnen. Mit ihrem ersten "Werde!" erschuf sie diese Erde und trennte Finsternis vom Licht. Sie schied vor ihrem Angesicht das Wasser ab vom festen Land. Dann formte sie mit starker Hand die Kontinente, Ort für Ort, pflanzte hier Wälder, Wiesen dort. In diese wunderbare Welt hat sie das Menschenkind gestellt, damit es diese Welt bereise und über alle Maßen preise. Der Mensch pries aber nicht die Welt, sondern nur all das schöne Geld, das er für diese Welt bekam, wenn er ihr Wertvolles entnahm. Seit die Erbauerin entdeckte, dass ihre Kinder unperfekte, zerstörerische Wesen sind, weint sie nun über dieses Kind, weint Regen ohne Unterlass, und macht so alle Menschen nass. Die Menschheit wurde nass und nässer, jedoch dadurch kein bisschen besser. Sie wird im Tränenmeer verschwinden und niemand kann dann davon künden, dass Menschen fast die Welt zerstörten, weil sie nicht auf die Göttin hörten. |