Liebeszauber keimt im Schweigen

Augen herzerwärmend schauen. 
Stirnerunzeln. Augenbrauen, 
die sich heben, die sich senken. 
Lippen, die ein Lächeln schenken. 
Naserümpfen. Zungenschnalzen. 
Lippenrot. Ein zartes Balzen. 
Wangen, die sich sanft erheben 
und der Sehnsucht Ausdruck geben. 
Blicke, die sich zärtlich streifen, 
lassen Hoffnungsschimmer reifen. 
Liebeszauber keimt im Schweigen. 
Man beginnt, sich zuzuneigen, 
bis das Handy fordernd brummt 
und das Herz frustriert verstummt. 

Die Stimme Gottes

Als seine Stimme mich fordernd rief, 
stellte ich meine Ohren taub. 
Durch die Kopfhörer meines Smartphones 
suchten seine Worte trotzdem
einen Weg 
in mein verwirrtes Gehirn. 

Doch die bunten Bilder 
auf dem Display 
strahlten mir Glücksbringer 
hinter die Stirn. 
Die Glücksbringer wurden 
zur goldenen Kette 
und ich eine willige Marionette,
die, fest an die 
materielle Welt gekettet,
jetzt nicht mehr will, 
dass man sie rettet.

Sein flüsternde Stimme 
will, dass ich sie höre.

Doch ich hatte mich abgewendet von Gott.
Ich liebte so sehr meinen Alltagstrott.

Und ihm nun erneut zu begegnen? O Nein!
Das möchte ich nicht 
und es muss auch nicht sein.

Nur kein Gewissen ist Ruhekissen,
denn Gewissen können gerissen sein.
Deswegen sage ich nochmals:“Nein!“

Das Gewissen zeigt fordernd
auf sterbende Bäume. 
Es macht sich bemerkbar 
und zeigt sich durch Träume,
wie ich sie mal hatte, 
als ich noch ein Kind,
und die heute alle vergessen sind.

Ein Nervensystem spannt sich
 kalt um die Welt,
aus Glasfasern weltweit
bereitgestellt.
Es lenkt meine Sehnsucht,
verzerrt meine Träume,
verführt mich durch
 künstlich geschaffene Räume
und stiehlt mir die Seele.

Wie sehr mich das schmerzt.

Ich will mich befreien
und öffne beherzt 
die von dem System mir
verschlossenen Sinne. 

Die Stimme ruft leise: 
"Mach hinne! Mach hinne!" 
 

Wir sind die ungezählten Federn

Den Leib Gottes. 
Wir alle bedecken ihn 
wie eine Daunenjacke. 
Wir sind die ungezählten Federn, 
die ihn wärmen. 
Weich schmiegen wir uns an. 
An seinen Leib. 
Ragt mal ein Federkiel 
zu weit hinaus, 
fühlt Gott sich angekratzt 
und rupft ihn aus. 
Dann schwebt die leichte Feder 
eine Weile durch die Luft 
und landet auf dem harten Boden. 
Mit seinen großen, nackten Füßen 
stampft Gott sie wieder in die Erde, 
damit sie wieder Erde werde. 
Wie Asche --> Asche, Staub zu Staub, 
muss auch die Feder, mit Verlaub, 
dahin, woher sie einst gekommen. 
(Das gilt vor allem für die Frommen, 
die auch nicht in den Himmel kommen!) 

Mein Vater im Himmel

Mein Vater im Himmel 
sorgt sich nur um sich. 
Er liest grade in einem Buch. 
Deshalb hat er auch 
keine Ohren für mich 
und bannte mich mit einem Fluch. 

Wie Kinder es ihren Vätern oft sind, 
bin ich ihm nur lästig 
und gar nicht sein Kind. 
Durch Zufall bin ich einst entstanden. 
Ich fühl mich von ihm nicht verstanden. 

Damit er sich endlich 
mal um mich bemüht, 
vernichte ich Wälder und Meere. 
Ich kann nichts dafür, 
dass er (lesend) nicht sieht, 
wie ich diese Erde zerstöre. 

Er hat mich erschaffen 
und gab mir die Waffen, 
mit denen ich mache, 
was immer ich will. 
Ich wüte und tobe. 
Die Erde hält still. 
Hab ich mich am Ende 
erst selber zerstört, 
schaut er sicher auf, 
weil er nichts von mir hört. 

 

Die Welt entstand durch einen Knall

Die Welt entstand durch einen Knall.
Weiß jemand, wie das geht?

Die Sonne ist ein heißer Ball,
der gelb am Himmel steht.

Die Erde ist in ihrem Dreh’n
genauso kugelrund zu seh’n.

Oder ist sie 'ne Scheibe,
an der ich kleben bleibe,
wenn jemand sie nach unten dreht
und alles auf dem Kopfe steht?

Mir scheint, die Welt ist kompliziert.
Vielleicht hast du sie gut studiert,
um in ihr einen Sinn zu seh'n
und den mit mir zu teilen?

Dann will ich gerne mit dir geh'n,
um bei dir zu verweilen
und mich bemühen zu versteh’n.

Vielleicht sagst du: 
Die Welt macht Sinn!
Vom Ende bis zum Anbeginn
sind wir in ihr geborgen.

Sie wird uns stets versorgen
mit allem, was uns nötig ist!“
Ich glaub, dass das gelogen ist.
Doch ist die Lüge gut gemeint,
weil sie verhindert, dass ihr weint
und nicht in eine Wahrheit schaut,
die ihr euch nicht zu schauen traut. 

Denn es gibt nochmal einen Knall
und dann verschwindet dieses All
in einem großen, schwarzen Loch.
Och!


Sieht man die Welt von oben

Sieht man die Welt von oben, 
muss man den Schöpfer loben. 

Gelobt sei auch die Schöpferin, 
die sich die Welt ersonnen. 

Nur Schönes hatte sie im Sinn, 
als sie ihr Werk begonnen. 

Mit ihrem ersten "Werde!" 
erschuf sie diese Erde
und trennte Finsternis vom Licht.

Sie schied vor ihrem Angesicht
das Wasser ab vom festen Land.
Dann formte sie mit starker Hand
die Kontinente, Ort für Ort,
pflanzte hier Wälder, Wiesen dort.

In diese wunderbare Welt
hat sie das Menschenkind gestellt,
damit es diese Welt bereise
und über alle Maßen preise.

Der Mensch pries aber nicht die Welt,
sondern nur all das schöne Geld,
das er für diese Welt bekam,
wenn er ihr Wertvolles entnahm.

Seit die Erbauerin entdeckte,
dass ihre Kinder unperfekte,
zerstörerische Wesen sind,
weint sie nun über dieses Kind,
weint Regen ohne Unterlass,
und macht so alle Menschen nass.

Die Menschheit wurde nass und nässer,
jedoch dadurch kein bisschen besser.

Sie wird im Tränenmeer verschwinden
und niemand kann dann davon künden,

dass Menschen 
fast die Welt zerstörten,
weil sie nicht 
auf die Göttin hörten.