Im Elfenbeinturm

Im Elfenbeinturm,
dem runden Gefängnis in meinem Schädel,
fälle ich Urteile über die Welt
und baue sie höher:
die Mauern meines Käfigs.

Je mehr ich das Leben bewerte:
die Dinge, die geschehen,
die Menschen, denen ich begegne,
um so mehr isoliere ich mich.
Meine Urteile
grenzen andere und anderes aus. 
Meine Vorurteile
grenzen mich ein
und machen
den Raum,
in dem ich atmen kann,
enger.

Urteile nicht über andere,
bevor du nicht drei Tage 
in ihren Mokassins gegangen bist.

Diese Mahnung
erinnert mich daran,
dass ich mich geborgen fühlen will
im Ozean des Lebens,
in dem alles ineinanderfließt,
sich vermischt,
Neues aus Altem entsteht.

Die Evolution nimmt alles,
was da ist.
Darum will ich alles lieben, 
was ich erschaffe:
die Texte, die ich schreibe,
die Bilder, die ich male.

Darum will ich jeden Menschen
dem ich begegne,
so akzeptieren,
wie er ist.

Lieben zu lernen,
ist eine wichtige Aufgabe für uns alle.
gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten.
Ein Solidarität zu üben
mit allem Lebendigen,
könnte uns und den Planeten retten,
Kriege beenden,
die Wichtigkeit des Geldes relativieren
und der Natur den ersten Platz einräumen
in der Prioritätenliste
der Existenz.