Die innere Uhr

Herr Jederzeit hat eine innere Uhr.
Doch sein Chronometer ging immer zu spät.
Es waren vielleicht drei Minuten und nur
zu erkennen für den, der zur Pünktlichkeit rät.

Egal wie er rannte und eilte und hetzte,
er war bei Terminen fast immer der letzte.
Der Keks war gegessen. Die Braut war getraut.
So hat dieser Nachteil sein Leben versaut.

Sein Pech war sprichwörtlich. Es wurde besungen
und nur ganz zum Schluß hatte er dadurch Glück.
Denn er ist dem Tod auf die Schüppe gesprungen.
Doch der war schon weg und kam nicht mehr zurück.

Als die Vergangenheit Gegenwart war

Als die Vergangenheit Gegenwart war,
erschien sie mir wirklich und vollkommen klar.
Doch von hier aus betrachtet wirkt sie wie ein Traum,
der mich fordert, ihn heute von hier anzuschau'n.
Was damals als Zukunft galt,
ist heut' mein Leben.
Aus Traum ward Gestalt.
Durch mein geistiges Weben
erschaffe ich mir eine Wirklichkeit,
die Gestalt nehmen wird in dem Laufe der Zeit.

Die Zeit verhält sich sonderbar

Die Zeit verhält sich sonderbar.
Ich hör ihr Ticken hier und da,
wenn sie auf schnellen Wellen
um unsre Erde eilt.

Ist sie falsch eingeteilt,
kann man sie auch umstellen
für unsre Raum-Zeit-Welt,
bis dass sie uns gefällt.

Die Zeit verhält sich sonderbar.
Was ich gestern in Träumen sah,
ist morgen eine Wirklichkeit,
die sich aus meinem Traum befreit.

Die Erde tickt nicht sehr genau.
Die Menschheit ist jedoch sehr schlau
und hat das Schaltjahr eingeführt,
damit man das Problem nicht spürt.

Man kann das Schaltjahr schelten.
Doch es muss weiter gelten.
So wie der Zeitumstellungstag,
den keiner mehr verhindern mag.

Träumende Identitäten

Wir sind die träumenden Identitäten,
die sich in dem Weltraum noch immer verspäten,
weil jeder Raum-Zeit-Sprung uns völlig verwirrt
und Egos zu wechseln uns sehr irritiert.

Dreihunderttausendmal in der Sekunde
dreht sich die Zeit um sich. In jeder Runde
erschafft sie in den virtuellen Mähnen
der Pferdehäupter ihrer Avatare 
den Raum, in dem wir uns zu leben wähnen,
Persönlichkeiten tragend wie Talare.

Dabei ist Zeit gemacht aus Blätterteigen
und hat einhundertvierundvierzig Schichten
die sich selbst kreuzend immerzu verzweigen
mit nur dem Ziel: die Räume zu erdichten,
in denen wir als Freigeist dann erscheinen,
um zu verkünden, was wir dazu meinen.
Das posten wir dann im Raum-Zeit Kontinuum.
Wir können das,
denn wir sind ja nicht dumm.

 

Zwischen Sekunden gibt es Raum

Wer stets bemüht ist, sich zu eilen,
erlebt nicht, was ihn am Verweilen
des Augenblicks beglücken kann.
Er zählt befleißigt die Sekunden
der Zeiger, die sich stets umrunden
und hält die Räder niemals an,
merkt nicht, dass er im Kreis sich dreht
und durch sein Drehen nicht versteht:
"Es gibt zwischen Sekunden Raum,
um sich im Raume umzuschau'n!"
Im Raum erblüht der Sinn des Lebens.
Wer ihn nicht sieht, müht sich vergebens.
Man kann die Zeit ja nicht besitzen.
Spart man sie, ist sie längst verjährt.
Die Lebenszeit aufmerksam nützen,
ist nützlich, dass man was erfährt.
Und das geht nur im Raum dazwischen.
Was tust du, um ihn zu erwischen?

 

Verfallsdatum erreicht

Ein Gedicht ist abgelaufen.
Es ist nicht mehr zu verkaufen.
Das Verfallsdatum erreicht,
gilt es nun als ausgebleicht.
Gestern Abend blinkten schon
oben auf dem Pappkarton
die verbliebenen Sekunden.
Doch die sind nun auch verschwunden.
Für die Wirtschaft ist es zwar
Gott sei Dank, recycelbar.
Doch, ob ihm das auch gefällt,
sei erstmal dahingestellt.
Das Gedicht wird ausgeweidet.
Auch wenn es darunter leidet,
wird ihm das Skelett entnommen.
Das Skalpell kennt kein Entkommen.
Konsonanten und Vokale
kommen in die Petrischale,
um sie dort zu kultivieren.
Verse werden hier gezüchtet
und verlockend angerichtet,
um die Welt zu amüsieren.
Wer Gedichte produziert,
wirbt dafür ganz ungeniert.
Wirtschaftskreislaufunterstützend
sind Gedichte, die dem nützend
und auch ohne Stempel wissen,
wann sie sich verdrücken müssen.

Ende mit der Zeitenwende

Manche Zeit ist Heiterkeit
und manche Zeit ist bitter.
Scheint die Sonne warm und mild,
kommt bald ein Gewitter.
Zeiten kommen. Zeiten gehen.
Zeitenwenden zu verstehen,
ist mir nicht gegeben.
Doch liebe ich mein Leben
und forme meine kleine Zeit
in einer großen Ewigkeit,
die ich im Himmel sehe.

Zum Wachen gibt es eine Zeit
und eine Zeit zum Schlafen.
Und dann gibt es noch 
die beglückende Zeit
für Spaziergänge unten im Hafen.
Es gibt Zeiten zum Essen
und Zeiten zum Trinken
und Zeitpunkte, 
um aus dem Fenster zu winken,
wenn ich müde im D-Zug 
nach Dudeldorf sitze
und in kunststoffbezogenen 
Sitzpolstern schwitze.
Eine Zeit, um ganz einfach
mal stille zu sein
und mich selbst zu belohnen
mit einem Glas Wein.

Doch in finsteren Zeiten
ist die Welt auch ein Ort,
den ich lieber vermeide.
Dann will ich nur fort
und flüchte in Träume 
vom schöneren Leben.
Ich frage mich,
wer mir die Träume gegeben
hat und dass die Sehnsucht
nach bleibendem Frieden
zum Glück uns beschieden. 

 

Spruchweisheiten

Spruchweisheiten
*
Sokrates
tat es.
Tu du es jetzt auch.
Hör auf die Gedanken:
Vertrau deinem Bauch.
*
Ein Stromausfall
- und plötzlich : Stille !
Wie wunderbar!
Wirkt Gottes Wille
geheimnisvoll und rätselhaft,
indem er Ruhe für uns schafft?