Guten Morgen, liebe Sorgen

"Guten Morgen! Guten Morgen!"
Ich bin mehr für: "Gute Nacht!",
denn der Tag macht mir nur Sorgen,
bin ich nur erst aufgewacht.
Gähnen muss der faule Dichter.
Die Gedichte werden schlichter.
Sind die Augenlider schwer,
klappt das Dichten nicht so sehr.
Ich muss mich wohl erst mal waschen
und an Kaffeebohnen naschen.
Fehlt es mir an Wortgepäck,
fällt die Dichtung in den Dreck.
Schwer ist so ein Dichterleben.
Niemand will mir etwas geben
für die schöne Poesie.
Reich werd' ich so sicher nie!
Doch es gibt die Wachschlafsiege,
wo ich sie zu fassen kriege:
die gelobten, klugen Worte,
die ich dann im Stammhirn horte.
Dort sind sie dann abrufbar.
Jederzeit! Und wunderbar
freu' ich mich an bunten Reimen,
die erblüh'n aus Silbenkeimen.
Großartig ist dies Gedicht!
Vorher wusste ich das nicht.
*

Den Geist erkunden

Um unseren Geist zu erkunden,
haben wir viele Worte gefunden,
mit denen wir all das benennen,
was wir im Bewusstsein erkennen.

Die Zustände, die wir erfahren,
können, so formuliert, offenbaren,
dass das Ich sich unendlich oft wandelt
und der Geist unentwegt durch uns handelt.

Wir wechseln vom Schlafen zum Wachen.
Was wir denkend und handelnd hier machen
formt den Geistesstrom und unser Leben,
dessen Zukunft wir immerzu weben.

Was uns immer zukünftig erkoren, 
wird in diesem Moment hier geboren.
*

Die Erde retten

Terranerinnen und Terraner!
Hier spricht ein aufrichtiger Mahner,
der, wie wir alle, menschenrechtlich
und unabhängig von geschlechtlich
bedingten, festgelegten Normen
auf dieser Erde ward geboren.

Bis wir die Erde ganz vernichtet,
wird keine andere gesichtet,
und darum scheint es mir geboten,
die Möglichkeiten auszuloten,
die uns gegebene zu retten
was dringend nötig wäre, wetten?!

Ich schlage deshalb vor, gemeinsam,
oder auf jeden Fall nicht einsam,
sich gegenseitig sanft zu jucken
und dabei in die Luft zu gucken.
Wir brauchen nur etwas zu essen,
ein Plätzchen, um dort zu verweilen,
und angepasst an, wie es angemessen,
Streicheleinheiten zuzuteilen.

Wir sollten uns ein Jahr lang still verhalten
und lassen die Natur schalten und walten.

Sind alle satt, zufrieden und geborgen,
wird diese Erde weiter für uns sorgen.

Folgt meinem Rat und gebt total entspannt
dem Nachbarn und der Nachbarin die Hand
und krault euch gegenseitig zum Entzücken
des Nächsten und der Nächstigen den Rücken.
*

Not kennt kein Gebot

Er hat Freunde angegriffen
und wird dafür ausgepfiffen.
Viele Waffen hat der Feind.
Aber wenn er deshalb meint,
er könnte den Freund besiegen,
wird er was zu hören kriegen.

Wir schenken dem Freund Patronen,
Schießgewehre, blaue Bohnen,
damit er, Mann gegen Mann,
sich gezielt beschützen kann.

Doch der Feind hat viele Ritter,
ungezählte Munition.
Übermächtig, das ist bitter,
winkt die Niederlage schon.
Doch wir rüsten immer weiter.
keiner wird dadurch gescheiter,
dass Opfer auf beiden Seiten
sich nur Leid und Tod bereiten.

Alle hetzen: "Du musst kämpfen!"
Niemand will die Streitlust dämpfen.
Angestachelt wird der Freund,
der für uns zu kämpfen scheint.
Selber halten wir uns raus
und bleiben verschont zuhaus.

Erst nur Helme, dann Haubitzen,
nun sieht man Raketen flitzen,
und, indem man weiter streitet,
werden Bomben vorbereitet.

Keiner setzt dem Kampf ein Ende
und es scheint auch keine Wende
in diesem Konflikt zu geben.
Er gerät ganz aus den Fugen.
Leider gibt es keine klugen
Denker, deren erstes Streben
ist, dass viele überleben.

Schließlich bleiben nur noch Spuren 
ausgestorbener Kulturen,
die, von Angst und Wut berührt,
Dummheit in den Abgrund führt.
*


Aufgerüstete Gedichte

Gedichte, 
bis an die Zähne gerüstet,
habe sich lautstark 
damit gebrüstet,
dass ihren Kräften 
keiner was kann.

So streiten sie mutig 
Mann gegen Mann.
Sie kämpfen. Sie hauen 
sich blutige Nasen.
Am Ende sieht man sie 
erschöpft auf dem Rasen.

Gedemütigt geben 
sich beide geschlagen
und haben das Kriegsbeil 
gemeinsam begraben.

Aber jeder weiß noch 
genau, wo es liegt
und hofft, dass er irgendwann 
doch einmal siegt.
*

Ein Ladenhüter

Dies Gedicht, ein Ladenhüter,
langweilt sämtliche Gemüter,
bringt die Leser nur zum Gähnen.

Ich muss sicher nicht erwähnen,
dass es sehr darunter leidet
und sich darum gern verkleidet.

Dann wird es zu Charly Checker
und geht allen auf den Wecker,
weil es, in Jackett und Hut,
glaubt, man fände es nun gut.

Doch anstatt ihn zu verehren
will sich keiner um ihn scheren.
Es gibt nicht einmal ein Gähnen.

Ich muss noch einmal erwähnen,
dass es sehr darunter leidet
und die Leser nun vermeidet.
*

 

Ich greife nach den fernen Sternen

Ich greife nach fernen Sternen,
erfolgreich, denn nun sind sie da!
Zu nah jetzt! Ich will sie entfernen
und wünsche, sie wären nicht da.


So geht es mir manchmal mit den Dingen,
vor allem, wenn sie dann gelingen.
Erst wollten wir, dass sie gescheh'n,
dann sollen sie schnell wieder geh'n.

 

Die Sonne schenkte uns die Nacht

Die Sonne schenkte uns die Nacht,
damit der Körper Pause macht
und neue Nervenbahnen baut,
von dem, was wir am Tag geschaut.
Wenn man des morgens frisch erwacht,
spürt man, dass man es richtig macht.
Hat man auch nachts das Smartphone an,
hindert man das Gehirn daran,
das neu Gelernte abzuspeichern
um das Gedächtnis zu bereichern.
Man spürt: "Viel Input macht mich blöde!
Mein Leben wird dann fad und öde,
weil wir nichts Neues lernen können,
wenn wir uns keine Pausen gönnen!"
*