Ein Gedicht braucht starke Nerven. Es will sich in Schale werfen und putzt sich gekonnt heraus. Dann geht's heimlich aus dem Haus. Erst hat es sich aufgetakelt und danach herumspektakelt, auf dem Fest, bei dem Event, froh, dass keiner es dort kennt. Es will ja, dass was geschieht, aber nicht, dass wer es sieht, packt sich alle Taschen voll mit, was keiner sehen soll. Später kehrt es froh zurück und denkt sich: "Na, so ein Glück!" Erst hat es sich ungeniert schick gemacht und ausstaffiert. Nun, wieder daheim zu sein, packt es die Staffage ein, macht sich für das Bett zurecht und denkt froh: "Das war nicht schlecht!"
Ein Gedicht braucht starke Nerven
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