Meine Erinnerung hat einen Sprung. Wie eine zerkratzte Platte sprielt sie immer nur "hatte, hatte...." Das Gedächtnis hat kein Vermächtnis mehr. Es fällt mir schwer, nach Worten in meinem Kopf zu greifen, ohne immerzu seitlich abzuschweifen. Ganz einfache Worte verschwinden auch, für "GÄHNEN" zum Beispiel und das für "BAUCH", weil die Nervenzellen und Synapsen vergeblich durch die Regale tapsen, in denen man nichts mehr finden kann. Kein Wort für "FRAU" und keins für "MANN". Sogar die Gesichter kommen abhanden. Alle Antlitze, die ich gesehen, verschwanden. Es verschwimmen die Augen, die Nasen, die Lippen zu runden Ballons, die an Spannseilen wippen. Fortschreitende Vergesslichkeit weicht manchmal einer Heiterkeit, die neue Worte erfindet und sie der Welt verkündet. Das Wort "Vogelscheuche" fiel mir erst nicht ein. Stattdessen muss es dann die "Strohschrecke" sein.
Ein Sprung in der Erinnerung
Veröffentlicht in Über das Schreiben.