Mein bester Freund

Mein bester Freund 
*
Als mein Freund 
über das Wasser
zu mir gelaufen kam,
dachte ich:
"Er kann nicht 
mal schwimmen!"
Er legte seine Hände 
auf meine Wunde,
die sich allmählich 
verschloss,
während ich 
ungeduldig fragte:
"Warum dauert das 
so lange?"
Was immer 
er tat,
ich traute 
ihm nicht.
Es konnte 
nicht sein,
dass er mir 
wohlgesonnen war.
Warum sollte er
mich denn 
überhaupt achten?
*

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Therapie
Frau Sonder nickte zögernd. Pero 
schob seinen Stuhl zurück, schuf 
mehr Abstand zwischen ihnen und 
ließ den Blick auf ihrer Schulter 
ruhen. „Da ist ein dunkler 
Schatten über Ihrer linken 
Schulter“, sagte er leise. 
„Können Sie sich vorstellen, dass 
er wirklich dort ist?“ Ein 
Schauer lief ihr über den Rücken. 
Plötzlich sah sie sich selbst 
von außen, als stünde sie neben 
sich. Über ihrer Schulter 
– etwas Dunkles, formlos, schwer. 
War das Einbildung? Oder spielte 
ihr der Therapeut etwas vor?
„Ich sehe etwas, das Ihre 
Schulter nach unten drückt“, 
fuhr Pero fort. „Wie ein schwerer 
Stein, der Ihnen die Kraft nimmt. 
Wenn Sie nichts tun, wird er Sie 
zermalmen.“ Ihre Atmung 
beschleunigte sich. Ihr Herz 
schlug heftig gegen ihre 
Rippen. Worte drängten sich 
in ihre Kehle, doch sie blieben 
gefangen. Plötzlich hob sie 
beide Hände und bedeckte ihr 
Gesicht. Die fremde Perspektive 
verschwand – sie war wieder in 
ihrem Körper. „Ich werde das 
nicht zulassen!“, schoss es 
ihr durch den Kopf. „Sie 
müssen nichts tun, was Sie 
nicht wollen“, sagte Pero sanft. 
„Lassen Sie uns erst einmal 
darüber sprechen, wie es 
weitergehen soll.“