Empathie

Empathie:
Das grüne
Bewusstsein
(empfindsam)
*
Vernunft hatte den 
Sieg errungen.
Die wunderbaren 
Neuerungen,
die der Verstand 
ins Leben rief,
benannte man 
"innovativ".

Wirtschaft erblühte 
ungehemmt,
und Wohlstand war, was alle trennt.
Geballter Reichtum machte Mut,
Produktivität war höchstes Gut. Doch Menschen fingen an zu leiden,
begannen, Nähe zu vermeiden.
Der Nachbar galt als Konkurrent,
den man nur aus der Ferne kennt. Die Erde ward zum Markt gemacht,
die Gier hat Raubbau mitgebracht.
Die Blütezeit des Handelns schwand,
man sah die Schatten an der Wand: änderte man jetzt nicht die Richtung, folgt diesem Wahn: die Selbstvernichtung. Verbundenheit, achtsames Leben bestimmte nun das neue Streben:
im Miteinander wahre Macht, die Mensch und Erde glücklich macht.

Vernunft

Vernunft:
Das orange
Bewusstsein
(ehrgeizig)
*
Ordnung regiert nun 
in der Welt.
Man hat Gesetze 
aufgestellt,
und wer die heil'gen 
Regeln bricht,
den duldet diese 
Staatsform nicht.
Recht und Gesetz 
sind das Gebot.
Wer sich nicht daran 
hält, ist tot.

Lebendig ist 
der Welten Lauf.
In ihrem Fluss 
taucht Wissen auf
und schwemmt Ideen 
mit an Land,
die dort ein 
Wissenschaftler fand.
Anstatt sie freudig 
zu begrüßen,
lässt man den 
Denker dafür büßen

"Wir lassen das Recht 
niemals durch euch 
entmachten!
Es gilt nur, 
was unsere Vorfahren 
dachten.
Sie führten uns 
aus dunklem Chaos heraus.
Die Ordnung sorgt endlich 
für Ruhe im Haus!"

"Die Zukunft lässt sich 
aber nicht unterdrücken.
Das Neue zu bremsen, 
wird sicher nicht glücken."
So schreitet das Leben 
zielsicher voran.
Den Fortschritt hält Papst 
oder König nicht an.
Der Zukunft entgegen 
bewegt sich der Geist,
der immer auf besseres 
Leben verweist.




 

Ordnung

Ordnung:
Das blaue
Bewusstsein
(konform)
*
Das Ego hat Städte 
zu Scherben zerschlagen
Die Nachkommen haben 
die Folgen zu tragen.
Sie fragen: Wie kam es 
bloß zu diesem Wahn?
Was haben die Ahnen 
aus Selbstsucht getan?
Die Klügsten von ihnen, 
entsetzt von den Qualen,
beschlossen, die Zukunft 
in Ordnung zu malen.
"Damit so ein Wahnsinn 
nicht wieder geschieht,
erstellen wir Regeln, 
die jedermann sieht.
Gesetze, Gebote - die 
Richtschnur fürs Handeln 
- wird diese Gemeinschaft 
für immer verwandeln."
So zog die Vernunft 
in die Menschenwelt ein.
Fragt ihr mich: 
Für immer?
Dann sage ich: 
Nein!

Ego

Ego:
Das rote
Bewusstsein
(impulsiv)
*
Geborgenheit 
kippt um in Enge.
Der Stamm regiert 
mit harter Strenge.
Bewusstsein wächst 
und dehnt sich aus.
Es flieht aus 
dem bewachten Haus.
Ein Ego wächst.
Es sprengt die Ketten,
um seine Eigenart 
zu retten.
Die Welt: 
ein Kampfplatz, 
um zu streiten,
Land zu gewinnen, 
auszuweiten.
Durchsetzungskraft 
und Expansion.
Wer dominant ist, 
kriegt den Lohn.
Das Recht 
des Stärkeren gewinnt.
Der Markt bestimmt, 
wer oben schwimmt.
Ein jeder nimmt sich, 
was er kann,
Rücksicht gilt nicht 
- für Frau noch Mann.
Die Konkurrenz 
muss man besiegen,
sonst wird man 
selber unterliegen.
Ein Blutbad wütet 
in der Welt,
in die das Ego 
Einzug hält.
Chaos regiert 
ganz ungeniert,
weil die Moral 
uns nicht mehr führt.

Magie

Magie: 
Das purpurne 
Bewusstsein
(magisch)
*
Als das Bewusstsein 
zum Leben erwacht,
sucht es nach Sinn 
in der finsteren Nacht.
Geheimnisse in dieser 
Welt zu erkunden,
hat es dabei bald 
eine Gruppe gefunden,
mit der es sich 
in Ritualen vereint.
Die Welt ist ein Wunder, 
das magisch erscheint.

Der Stamm gibt ihm Schutz, 
sorgt für sicheren Halt
gegen äußere Feinde 
und fremde Gewalt.
Magie kann den Ängsten 
rasch Einhalt gebieten.
Der Feind wird gebannt 
durch beschützende Riten.

Ein Führer bestimmt 
und die Gruppe agiert,
weil nur ER sie sicher 
durch Untiefen führt.
Wer aufbegehrt, bleibt 
bald alleine zurück.
Die Regeln des Stammes 
nur führen zum Glück.

Das Ich löst sich auf 
in dem Kreis der Gemeinde
und Abweichler züchtigt 
man härter als Feinde.
Im purpurnen Zustand 
agieren auch heute
noch ängstliche Menschen 
und eiskalte Leute.  

Entspannung

Entspannung
*
Er sollte üben, 
loszulassen,
da fiel der Stein 
auf seinen Fuß.
Später riet man ihm,
zuzufassen.
da fehlte ihm die
Kraft zum Gruß.
Denn wer sich
allzu oft entspannt,
hat leider viel
zu spät erkannt,
was manche Weisheit 
klar verspricht:
ausbalanciertes 
Gleichgewicht.

Bewusstseinsstufe_01

Bewusstseinsstufe_01
*
Das Bewusstsein ist immer 
in Veränderung begriffen.
Es ist am Anfang wie eine 
Streichholzflamme, 
die kurz aufleuchtet
und den zuvor dunklen 
Raum sichtbar macht.
Später kann es 
zu dem Lichtkegel 
eines Scheinwerfers werden,
der Teile der Bühne 
in die Aufmerksamkeit nimmt.
Es kann wie 
die Strahlen der Sonne 
einen ganzen Planeten 
fürsorglich erwärmen
– oder vernichten.
Je länger ich bei meiner 
unmittelbaren Wahrnehmung 
bleiben kann,
desto größer 
ist die Möglichkeit, 
mein Bewusstsein 
zu erweitern.
Indem ich den 
inneren Fluss der Gedanken, 
Bilder und Gefühle 
langsamer werden lasse
(dadurch, dass ich sie 
beobachte, ohne sie zu bewerten),
erkenne ich die 
verschiedenen 
Bewusstseinszustände,
zwischen denen 
mein Erleben hin- und herpendelt.

Instinkt: Die beige Stufe

Im instinktiven 
Bewusstseinszustand 
geht es um das 
pure Überleben.
Vom Stammhirn gesteuert, 
versucht mein Körper 
automatisch und reflexhaft,
die Grundbedürfnisse 
zu befriedigen 
und das Überleben zu sichern.
Dieser Zustand entspricht 
der frühesten Phase 
des menschlichen Daseins,
in der Nahrung, Schutz und 
Sicherheit im Vordergrund stehen.
Denken im eigentlichen Sinne 
gibt es kaum 
– das Handeln ist 
rein instinktiv.
Menschen in Extremsituationen 
oder 
in einem Zustand 
tiefer Regression
(z. B. Neugeborene oder alte, 
schwer demente Menschen)
können auf diese 
Stufe zurückfallen.

In dem von Don Beck und 
Clare Graves 
entwickelten System 
der Spiral Dynamics
wird dieser 
Bewusstseinszustand 
mit der Farbe 
beige verbunden.
Er bildet 
die Grundlage 
für alle weiteren Stufen –
erst wenn die Grundbedürfnisse 
gesichert sind, kann sich 
das Bewusstsein weiterentwickeln.

Instinkt

Instinkt:
Das beige
Bewusstsein
(instinktiv)
*
Atmen. Pulsieren.
Ich will überleben.
Die Urkraft, die mir
diesen Körper gegeben,
versah ihn mit 
außergewöhnlichen 
Kräften,
gespeichert in Nerven 
und magischen Säften.
Bewusstsein ist schwach, 
kann den Raum 
kaum erhellen.
Es muss sich vertrauend 
der Aufgabe stellen,
das winzige Licht auf 
dem Weg zu erweitern
durch Wagnis, Gewinnen 
und mutiges Scheitern.

Das Pizza-Debakel

Das Pizza-Debakel
*
Heut' backe ich 
mit Leidenschaft
Gemüsepizza, 
denn die Kraft,
die mich für meinen 
Alltag stärkt,
wirkt tief im Bauch, 
ganz unbemerkt.
Doch gleich am Anfang 
kommt die Wut.
Der Teig gerät mir 
gar nicht gut.
Zu weich zuerst 
und dann zu fest,
das Mehl verklumpt, 
gibt ihm den Rest.
Trotzdem roll' ich 
ihn mutig aus.
Dann reißt er ein 
- oh welch ein Graus!
Tomatensoße 
kommt ins Spiel,
sie läuft dahin, 
ganz ohne Ziel.
Der Käse klumpt und 
schmilzt nicht recht,
die Wurst war alt – 
oh, mir wird schlecht!
Noch Pilze d'rauf 
- die Pizza fällt
auf meinen Schuh 
- wie hingestellt.
Ab in den Ofen 
– heiß die Glut,
Vielleicht jetzt doch 
zum Pizza-Hut?
Ich überlege, 
doch zu lang,
der Rand verbrannt, 
der Käse stramm!
Mit Kummer und 
mit leerem Blick,
probier ich das 
missrat'ne Stück.
Ein Biss, ein Knirschen, 
Frustration.
Hungrig greif' ich 
zum Telefon.