Zehn zahme Ziegen

Zehn zahme Ziegen
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In der Traumstadt im Hotel 
"Zehn zahme Ziegen"
ist ein Cowboy mit 
Pistolen abgestiegen,
der sich fragt, warum 
die Absteige so heißt
und damit auf eine 
Ziegenfarm verweist,
die sich in der Nähe 
des Hotels befindet.

War die Wahl des Namens 
etwa unbegründet?
Oder wählte jemand 
sie sogar gezielt,
weil er mit der Harmonie 
des Namens spielt?
Hat der Hotelier, 
Herr Filibuster,
der in der Vergangenheit 
als Schuster
Schuhe aus der Haut 
von Ziegen nähte,
die er trittfest machte 
durch zehn starke Drähte,
der Vergangenheit durch 
diesen Akt gehuldigt,
weil man ihn des 
Ziegenmords beschuldigt?

Cowboy Ken folgt 
aufgeregt der Fährte,
sucht die Wahrheit 
mit der ganzen Härte
seines Ziegenbärtchens, 
das er sorgsam pflegt,
weil ihn das Geheimnis 
sehr bewegt.

Seine Mutter nannte 
er nur "Blöde Ziege",
denn sie machte schon sehr 
frühzeitig die Biege
und ließ den Erzeuger 
Kens total allein
mit dem Kind zurück. Das war 
gewiss nicht fein.
Der Alleinerziehende 
Karl Ulrich Peter
war ein strenger Vater 
und kam später
der Geflüchteten auf 
die verwischte Spur.
Sie war vorsichtig 
gewesen, aber nur
in dem einen Punkt war sie 
wohl etwas lässig.
Das bemerkte K.U.P. 
gehässig.
Und er schickte Ken 
in diese Stadt, 
wo der sie dann 
aufgestöbert hat.
In dem Traumhotel 
"Zehn zahme Ziegen"
wird er sie bestimmt 
zu fassen kriegen. 

Im Hotel „Zehn zahme 
Ziegen“ nun,
muss er (Cowboy Ken) das Schlimmste tun:
Wild stürmt er zur Rezeption – die Glocke schellt,
wie ein Ziegenmeckern, das durch Räume gellt.
Sie tritt vor, die Ziege im Kostüm,
seine Mutter, die einst floh vor ihm.
Ken jedoch, gepackt von Zorn und Schmerzen,
zieht den Colt – und zielt auf beider Herzen. "Rache suchte ich – jetzt fand ich dich.
Du bist sicher so enttäuscht wie ich! Weil jeder von uns plötzlich erfasste keiner von uns ist, was man einst hasste!" Wind heult auf, zehn zahme Ziegen fliehen –
Teppich hebt sich – Feuerflammen glühen!
Das Hotel, gebaut auf einem Fluch,
brennt indessen hell – ein rotes Tuch!
Ken springt raus, die Mutter fest im Arm –
ist versöhnt, endlich befreit von Harm. Rauch und Regen deckt die schlimme Szene.
Was ich dann zum Schluss noch kurz erwähne.

					
Veröffentlicht in Poetry.