Seelenfunke

Ein Seelenfunke 
freut sich schon
auf seine 
Reinkarnation.

Ein Körper liegt 
bereits bereit
so wie ein frisches, 
neues Kleid.

Der Leib gefällt 
der Seele nicht,
weshalb sie heimlich 
zu sich spricht:

"Er ist zu breit 
und viel zu klein.
Ich glaub', ich lass' 
es lieber sein.
Die Auswahl ist nicht 
wirklich groß.
Deshalb schweb' ich 
in keinen Schoß,
um dort hinausgepresst 
zu werden
für einen Leidensweg 
auf Erden."

Und so verzichtete 
es weise
auf eine neue 
Körperreise.

Abserviert

Abserviert
*
In der Traumstadt 
im "Hotel zum Gänsebraten"
muss man lange auf 
die heißen Speisen warten.
Hat man sie dem 
Regelwerk gemäß bestellt,
werden sie, gut duftend, 
auf den Tisch gestellt.
Bringt jedoch der 
Kellner Kurt das Essen,
kann man jede Aussicht 
auf Genuss vergessen.
Wenn er kommt, dann 
sind die Speisen kalt,
und sie werden lieblos 
auf den Tisch geknallt.
Wagt man es, sich 
deshalb zu beschweren,
muss man sich 
der Vorwürfe erwehren,
dass man asozial 
sei und Rassist,
weil er, Kurt, die 
Wertschätzung vermisst,
mit der man sich 
als ein Gast bewährt
und danach erst 
seine Gunst erfährt. 
Deshalb wird man 
nach dem Mahl gebeten,
dieses Haus nicht 
wieder zu betreten.

 

Nephologisch

Nephologisch
*
Eine Liebesbeziehung 
zu Wolken,
voller Tropfen aus 
plätscherndem Glück.
Haben wir sie 
ausgiebig gemolken,
bringen sie uns 
den Regen zurück.
So können die 
Pflanzen sich holen,
was die Sonne 
arglistig gestohlen
und ihnen an 
Feuchte entzogen hat.
Der Boden trinkt sich 
so ausgiebig satt,
dass die Bächlein 
lebendig frisch fließen
und die Pflanzen 
auf Wiesen ersprießen.
Wir werden dann 
alle so fröhlich sein,
weil die Welt 
wieder strahlt 
in dem 
sonnigen Schein
einer wohltätig 
leuchtenden Sonne
in frühlingsbewirkender 
Wonne.
 

Entspannung

Entspannung
*
Er sollte üben, 
loszulassen,
da fiel der Stein 
auf seinen Fuß.
Später riet man ihm,
zuzufassen.
da fehlte ihm die
Kraft zum Gruß.
Denn wer sich
allzu oft entspannt,
hat leider viel
zu spät erkannt,
was manche Weisheit 
klar verspricht:
ausbalanciertes 
Gleichgewicht.

Das Pizza-Debakel

Das Pizza-Debakel
*
Heut' backe ich 
mit Leidenschaft
Gemüsepizza, 
denn die Kraft,
die mich für meinen 
Alltag stärkt,
wirkt tief im Bauch, 
ganz unbemerkt.
Doch gleich am Anfang 
kommt die Wut.
Der Teig gerät mir 
gar nicht gut.
Zu weich zuerst 
und dann zu fest,
das Mehl verklumpt, 
gibt ihm den Rest.
Trotzdem roll' ich 
ihn mutig aus.
Dann reißt er ein 
- oh welch ein Graus!
Tomatensoße 
kommt ins Spiel,
sie läuft dahin, 
ganz ohne Ziel.
Der Käse klumpt und 
schmilzt nicht recht,
die Wurst war alt – 
oh, mir wird schlecht!
Noch Pilze d'rauf 
- die Pizza fällt
auf meinen Schuh 
- wie hingestellt.
Ab in den Ofen 
– heiß die Glut,
Vielleicht jetzt doch 
zum Pizza-Hut?
Ich überlege, 
doch zu lang,
der Rand verbrannt, 
der Käse stramm!
Mit Kummer und 
mit leerem Blick,
probier ich das 
missrat'ne Stück.
Ein Biss, ein Knirschen, 
Frustration.
Hungrig greif' ich 
zum Telefon.

Glattgebügelt

Glattgebügelt
*
Zerknitterte Hosen, 
vom Alltag gezeichnet,
erwarten voll Sehnsucht 
die glättende Hand.
Sie träumen von Dampf 
und von heißer Berührung,
vom Streichen des Eisens, 
das sie sanft entspannt.

Nun liegen sie stolz, 
ohne Makel geplättet,
gestreckt wie ein Blatt 
und vollendet gedehnt.
Kein Knick mehr zu sehen, 
von Falten gerettet
befreit von dem Knitter, 
für den man sich schämt

Denn was gibt es Schöneres 
auf dieser Erden
als von heißen Eisen 
gebügelt zu werden?

Gezähmt

Gezähmt
*
Ein Pfannkuchen, der sich 
entsetzlich geniert,
wird in einer stählernen 
Pfanne dressiert.
Er war erst nur Mehl, 
etwas Milch und drei Eier,
von mir dann verrührt 
für die kommende Feier.
Der Teig war erst klumpig, 
dann schleimig und pampig.
Er schimpfte mich "Grobian", 
nannte mich schlampig.
Da hab' ich es ihm 
mit der Kelle gegeben.
Das weichte ihn auf, 
denn er liebte sein Leben.
Ich tropfte den Teig 
aus der Kochlöffelwanne
hinab in die knisternde, 
glutheiße Pfanne.
Er schwimmt in dem 
brodelnden, spritzenden Fett,
wird knusprig gebacken, 
goldbraun und adrett.
Er duftet so süß nach 
der Milch und den Eiern,
doch nach dieser Zähmung 
gilt es, mich zu feiern.
Denn ich hab' den 
bockigen Fladen gezähmt
und freu mich darüber, 
auch wenn er sich schämt.

Die Erbse

Die Erbse
*
Die Erbse ruht glücklich
auf flauschigen Kissen.
Auf Rosarot leuchtet ihr Grün.
Sie strahlt fröhlich und hat
ein gutes Gewissen,
dem Lohn für 
gekröntes Bemüh'n.
Sie lag unter 
zahllos gehäuften
Matratzen
und konnte sich nicht 
einmal jucken und kratzen.
Gepresst zwischen weichen
und teilweise harten
Futons musste sie
manchmal nächtelang warten.
Weil auf diesen Polstern
Prinzessinnen lagen,
ließ man sie dort liegen.
Sie durfte nicht klagen
und lag viele Nächte dort
ganz ohne Gram,
bis schließlich erlösend
die Richtige kam.
Zunächst schien auch diese
nicht allzu sensibel,
beim Testen des 
Zartgefühls aber penibel.
Die Erbse begann erst
mit zaghaftem Kneifen
und musste dann plumpere
Mittel ergreifen,
damit die Prinzessin
den Druck endlich spürte
und Prinz Paul sie freudig
zum Traualtar führte.
Denn das war der Sinn
dieser ganzen Tortur:
eine Jungfrau zu finden,
die rund um die Uhr
feinfühlig sein kann
für den liebenden Mann.
Nun ist man der Erbse
auf ewig verpflichtet
und hat ihr zum Dank
dieses Denkmal errichtet. 

Schattenspur

Eine Welle von Bosheit
rollt über die Welt.
Niemand hat sie bestellt.
Doch trotzdem ist sie da,
weil niemand die Schatten
im Hintergrund sah.

Zu viele verehren 
ihr eigenes Licht.
Was sie so erschaffen,
erkennen sie nicht.

Sie fragen, warum 
all dies Böse entsteht.
Wie schaffen wir nur, 
dass es wieder vergeht?

Es wird nur dann weichen,
wenn alle erreichen,
dass wir uns als Menschheit
in Frieden verbinden.
So heilt der 
Zusammenhalt
unsere Sünden.

Miteinander vereint.
So sind wir gemeint
und erschaffen dadurch 
eine kraftvolle Welt,
die Natur, Geist 
und Seele
im Einklang 
erhält.

Nudelholz

Das Nudelholz.
Mein ganzer Stolz.
Aus Mahagoni
mit Kirschbaumgriffen,
die Kanten geschliffen,
lag es schlagkräftig
in meiner Hand,
als ich den Dieb
in der Küche fand.

Er beugte sich
über die Haushaltskasse
in meiner roten 
Schnabeltasse
und ich war
keineswegs 
erfreut.
Das habe ich 
ihm eingebläut.

Wenn Einbrecher
in meiner Küche
inmitten all
der Wohlgerüche
sich skrupellos
zu schaffen machen,
dann haben sie
nicht viel zu lachen.

Mein Teigroller
aus Mahagoni
ist scharf wie
eine Peperoni
und streckt die
schlimmsten Kerle 
nieder.
Die Diebe kommen
niemals wieder,
denn alle liegen
immer noch
begraben in 
dem Kellerloch.

Ich locke sie an
durch die offene Türe
und dadurch verführe
ich sie zu 
dem Diebstahl,
damit es mal kracht.
Es wär' doch gelacht,
könnte ich nicht mehr
als die Nachbarin killen,
denn die hat schon acht
und ich freu' mich 
im Stillen,
denn es raschelt 
so diebisch
an meiner Tasse.
Es wird Zeit,
dass ich wieder
mein Nudelholz fasse.