Frühlingswind

Frühlingswind
*
Die Knospe sprengt 
ihr Blütenkleid.
April ruft zart: 
"Du bist so weit!"
Ein Flüstern liegt 
in seinem Wind:
"Wie schön, dass wir 
geboren sind!"

Die Venus lacht 
im Blütenduft,
verliebt in klare 
Frühlingsluft.
Die Welt erwacht 
mit einem "Zisch!"
April, so launisch, 
wild und frisch.

Ein Schauer küsst 
das grüne Land,
die Sonne reicht 
ihm ihre Hand.
Ein Regenbogen spannt 
sich weit –
Farbenmagie stellt 
er bereit.

Die Vögel tanzen 
hoch im Blau,
sie bauen Nester 
- schau nur, schau!
Taufrischer Klang 
in jedem Ton.
Ein neuer Anfang 
wartet schon.

Automatengedicht

Automatengedicht
*
Ein Gedicht wird 
nicht erlaubt.
Deshalb wird es 
abgeschraubt.

Erst wurde es 
wohlbehütet
aufgewärmt und 
ausgebrütet.
Das war schwierig 
und vertrackt -
doch man hat die 
Nuss geknackt,
es aus seinem 
Ei gepellt
und dann achtsam 
aufgestellt.

Kaum war es dann 
aufgedeckt,
hat es etwas 
ausgeheckt.
Es bestand aus 
Schrott 
und Schrauben.
Das wollte erst 
niemand glauben,
denn es hat 
herzhaft gelacht,
wie es nur 
ein Wesen macht.

Doch es war 
eine Maschine,
kannte weder 
Herz noch Schmerz. 
Es verzog nicht 
eine Miene,
nicht im Kummer, 
nicht im Scherz.

Damit man sich 
nicht geniert,
hat man es gleich 
abmontiert.
Still lag es dann 
auf dem Boden.
Keiner hat es 
aufgehoben.

Die Rettung

 

Rettung
*
Die Pistole 
wird gezogen.
Der Arm wird 
gestreckt.
Die Waffe wird 
ausgerichtet.
Es wird gezielt.
Ein schiefes Lächeln 
wird gezeigt.
Ein Blick wird 
gnadenlos fixiert.
Beine werden in 
Bewegung gesetzt.
Ein Rennen 
wird begonnen.
Ein Salto vorwärts 
wird vollführt.
Eine Drehung nach rechts 
wird ausgeführt.
Hastige Schritte 
werden gehört, 
auf raschelnden Blättern.
Ein Körper wird in 
ein Loch gestürzt.
Ein Knacken wird im 
Unterholz vernommen.
Durch einen Tunnel 
wird gekrochen.
Eine Verfolgung wird 
aufgenommen, 
mit keuchendem Atem.
Zwischen Bäumen wird 
hindurch gerobbt.
Blaue Bohnen werden 
vorbeigezischt - ganz 
nah an dem Ohr.
Eine Flinte wird 
gefunden, angelehnt an 
einem Baum.
Ein Streichholz 
wird in der Dunkelheit 
entflammt.
Eine Zigarettenspitze 
wird zum Glühen gebracht.
Ein Ziel wird anvisiert.
Ein Schuss wird abgegeben.
Gerettet!

Küchengeflüster

Küchengeflüster
*
Der Herd fängt 
an zu qualmen,
die Soße 
kocht fast schon,
der Kellner trägt  
 die Speise und
ruft dezent: 
"Pardon!"

Man riecht den Duft 
– ein Wunder,
wonach man 
gierig schnappt,
und für die 
feine Speise
den stolzen 
Preis berappt.

Jetzt will man 
nur noch knabbern.
Der Mund scheint
schon 
zu sabbern,
weil man 
erfreut entdeckt,
wie fein die 
Mahlzeit
schmeckt.

Schnellimbiss

Schnellimbiss
*
Eier in die 
Pfanne schlagen
für den heißhungrigen 
Magen.

Salz und Pfeffer 
aus dem Sack
gibt der Speise 
mehr Geschmack.

Speck und Kräuter 
in das Mahl,
dann bleibt es nicht 
fad und schal.

Wer den Schnellimbiss 
nicht scheut,
wird durch diesen 
Fraß erfreut.

Ein flüchtendes Gedicht

Ein flüchtendes 
Gedicht
*
Ein Gedicht 
möchte verduften.
Es will nicht mehr 
für mich schuften.
Dieser unverschämte 
Racker
schleicht sich 
unerlaubt vom Acker.
Um sich aus 
dem Staub zu machen,
packt es seine 
Siebensachen
und macht so 
gekonnt die Fliege,
dass ich es jetzt 
nicht mehr kriege.
Wenn es jetzt 
die Kurve kratzt,
bin ich gnadenlos 
verratzt.
Wie soll ich es 
je verdauen,
dass es wirklich 
abgehauen
ist und ich nun 
sein Verschwinden
weinend aller 
Welt verkünden
und dabei 
gestehen muss:
"Das Gedicht macht 
mit mir Schluss!"

Tanz des Augenblicks

Tanz 
des Augenblicks
*
Deine Füße 
berühren den Boden.
Du wirbelst herum.
Dein Bein schwingt 
durch die Luft.
Du streckst deine Arme,
wirst weit und leicht.
Musik treibt dich kraftvoll
voran durch den Raum,
erfüllt deinen Körper.
Du hältst dich im Zaum.
Doch die Grenzen zerfließen.
Du kannst es genießen,
wie außen und innen
ineinander verrinnen.
Du lässt dich treiben,
um frei zu bleiben.
Der Raum, die Zeit
wird Ewigkeit.
Du atmest.
Dein Herz pulsiert.
Du lebst.
Springst weit.
Drehst dich 
um dich selbst.
Hältst deine Augen 
immer wieder an dem 
Punkt des Augenblicks.
Breitest die Arme aus.
Streckst dich.
Lässt die Bewegung fließen.
Stampfst auf den Boden.
Ziehst dich zusammen.
Rollst durch den Raum.
Hüpfst von einer Ecke 
in die andere.
Hüpfst vom Boden 
an die Decke.
Springst und lachst.
Bist der 
sprungbereiteste 
Tanzball auf 
der ganzen Erde.
Was heißt Erde....
Der 
sprungbereiteste 
Tanzball im ganzen 
Planetensystem.

Schamanenbanane

Schamanenbanane
*
Moni schreibt auf 
eine grüne Banane:
"Du bist sicher nicht
der gesuchte Schamane,
der meine 
Verletzungen 
dauerhaft heilt!"
Das spüre ich, weil
deren Schmerz noch 
verweilt. 

Kraftbrühe

Kraftbrühe
*
Er ist hungrig, 
darum freut er
sich auf frisch 
gepflückte Kräuter,
die er in 
die Suppe streut.

Er hat es 
noch nie bereut,
sich an seinen 
Herd zu stellen,
wenn die roten 
Linsen quellen
und die Brühe 
qualmt und duftet,
für die er 
vergnügt geschuftet. 

Mondscheinsonate

Der Mond scheint.
Ich betrete 
die Terrasse.
Hinter mir weht 
der Vorhang im Wind.
Die Luft ist kühl.
Ich lege mir die Hände 
auf die Schultern.
Meine wärmende Jacke 
hängt an der Garderobe 
im Flur.
Eine Uhr tickt.
Sie steht auf dem 
Wohnzimmerschrank.
Nach jedem Ticken
fällt ein kühler Tropfen
in das Wasserfass
unter dem Abflussrohr.