Liebesleid

Liebesleid
*
Sein Schritt. Kompakt. 
Ein Paukenschlag.
Sonore Stimme. 
Was ich mag.
Das Lächeln: warm. 
Ein Sonnenstrahl.
Perfekt als Liebster 
und Gemahl.
Nun rollt die Träne, 
bricht das Herz.
War es ein Irrtum? 
Nein. Kein Scherz!
Der Tod griff zu. 
Ein Missgeschick
brach zarter 
Liebe das Genick.

Er sah das Licht 
am Firmament
und stürzte ab 
just im Moment.
Nach Sternen griff er 
viel zu weit,
und fiel hinab 
aus Liebesleid.
Ich sitz' hier unten, 
schmerzverbrannt,
sein letzter Blick – 
in meiner Hand.

Bauchlandung

Bauchlandung
*
Zeigt sich eine 
korpulente Regung,
setze ich den 
Körper in Bewegung.
Das erhöht den 
Energieverbrauch,
bremst so, dass er wächst, 
mein süßer Bauch.
Waschbrettbauch zu 
haben wäre nett.
Doch mein Brett ist 
leider etwas fett.
Keiner liebt sie: 
meine fetten Bretter.
Zeigt sich mir ein 
muskulöser Retter?
Einer, der sein Bäuchlein 
mit mir tauscht?
Freuen würd' ich mich 
als wie berauscht. 

Beichtgeheimnis

Teilnahmslosen 
Telegrafenstangen
beichte ich erleichtert 
mein Verlangen,
weil sie sich darob 
nicht gleich empören,
sondern stets 
bereit sind, 
zuzuhören.
Also kann ich 
ungehindert sagen,
was mir in der Seele, 
auf dem Magen,
auf den Nägeln sogar 
unaufhörlich brennt,
weil mich 
die Gesellschaft 
dort nicht kennt.
Die geheimen Wünsche 
auszusprechen,
ist für diese Stangen 
kein Verbrechen,
denn sie nicken nur 
verständnisvoll im Wind,
weil sie wissen, 
wie die Menschen sind.
*
Confessional secrecy:


Unresponsive telegraph poles
I confess with great relief,
my wishes, doubts, my hidden grief.
For they are never quick to rage,
they listen still, like empty stage.

I speak unhindered, loud and clear,
of thoughts that burn or bring me fear —
what’s on my mind, my soul, my nails,
the endless stream of secret tales.

For in their world, I’m not yet known,
society leaves me alone.
My whispered hopes, my quiet cries,
are not condemned — no watchful eyes.

The poles just nod with patient grace,
soft swaying in their silent place.
They know full well how humans are,
fragile hearts and hidden scar.


Verfrühte Zwiebel

 

Verfrühte Zwiebel
*
Man sollte 
es genießen,
wenn die 
Ideen sprießen,
es lebhaft in der 
Erde juckt,
die Zwiebel 
scheu nach 
draußen guckt.
Jedoch, wenn sie 
verfrüht erblüht,
verfinstert sich 
Geist und Gemüt.

Ein Lob der Faulheit

Ein Lob der Faulheit
*
Ich möchte nicht mehr 
fleißig sein,
jetzt leb' ich 
Dolce Vita.
Gehorsam war ich 
lang genug - 
schon damals 
in der Kita.

"Sich regen, 
bringt Segen"?
Da bin ich 
dagegen.
Ich bleib' 
lieber liegen
statt Arbeit 
zu kriegen,
dreh mich 
nochmal um.

Ich mach' mich 
nicht krumm
für Bonzen und 
Schranzen,
die gern auf 
mir tanzen,
wenn sie mir 
befehlen,
mir Lebenszeit 
stehlen
für 
Eigeninteressen.
Das könnt ihr 
vergessen!

Krümmt man sich 
beizeiten,
wird Freude 
entgleiten.
Ein arbeitsam 
Leben?
Da bin ich 
dagegen!

Faules Osterei

Faules Osterei
*
Die Ostereier 
sind noch warm.
Ich liege 
faul im Bett.
Der Frühling winkt 
mit seinem Charme
so fröhlich 
und adrett.
Die Luft ist mild. 
Es duftet zart
nach Minze 
am Balkon.
An Frohsinn wird 
jetzt nicht gespart.
Das Leben 
wartet schon.
Mach dich nun auf, 
zieh' in die Welt!
Sie ist für dich
bereitgestellt,
um Neues zu 
erschaffen,
anstatt nur 
faul zu gaffen.

Gemauertes Gedicht

Gemauertes Gedicht
*
Peter Paul Sauer schwört, 
dass er bedauert,
dass er die Gedichte 
so lieblos gemauert
hat und mit den Strophen 
aus schepperndem Klang
ein Bauwerk erschuf, 
das ihm leider misslang.

"Was ich hier errichte, 
erfüllt mich mit Grauen.
Wie konnte ich wagen, 
solch' Verse zu bauen?
Ich gab meinen Zeilen 
nicht Richtung noch Sinn –
das Metrum, es stolpert 
und führt nirgends hin.
Die Bausünde, die ich 
durchs Dichten erschuf
belastet mein Leben 
und schadet dem Ruf!"

So wuchs dieses Mahnmal 
aus windschiefen Tönen,
mit Klangkatastrophen, 
die Lyrik verhöhnen.
Ihr Zittern und Beben 
erfüllt mich mit Hass.
Das Zeugnis 
des Scheiterns: 
es macht keinen Spaß.

Ich glaub‘ ich krieg‘ die Krise

Ich glaub’, ich 
krieg' die Krise!
Nichts lieb' ich mehr als diese.
Denn wenn ich in der Krise bin,
dann hat mein Leben einen Sinn:
Ich muss mich drum bemühen,
der Krise zu entfliehen. * Ich glaub’, ich krieg' die Krise!
Doch seltsam – ich genieße
das Chaos, das sie mit sich bringt,
weil es mein Denken neu durchdringt.
Und durch die Krise wird mir klar,
was vorher nur ein Rätsel war.
Ich muss mich frisch sortieren
und Neues ausprobieren.
So gibt die Krise meinem Tun
den Anstoß, endlich was zu tun.

Störet meine Krise nicht!

Stört meine 
Krise nicht!
*
Blauer Himmel. 
Gelbe Sonne.
Auf der Bühne: 
eine Tonne!
In der Tonne: 
ein Gedicht!
"Störet meine 
Krise nicht!"
ruft es zornig 
und entrüstet,
weil es sich gern 
damit brüstet,
dass es ständig 
Sorgen hat.
Doch die Freunde 
sind es satt,
nur Problemen 
zuzuhören.
Man hört, wie sie 
sich empören
und sich wirkungsvoll 
entfremden.
So kann jede 
Freundschaft enden.

Schlechte Laune

Ein Gedicht 
hat schlechte Laune
und bläst laut 
in die Posaune.
Es erscheint zwar 
wie ein Engel.
Doch die Töne 
sind Gequengel.
Es ist ja 
zu Recht verstimmt,
weil niemand es 
zu sich nimmt.
Keiner will den 
Klängen lauschen,
die durch die 
Posaune rauschen.
Darum sitzt es 
nun allein
im Posaunenblasverein
und muss wohl 
noch lange üben,
um uns nicht 
mehr zu betrüben.