Wahre Freiheit

Wahre Freiheit
*
Der Satz „Wahre Freiheit erlangt 
man nur durch Disziplin“ mag auf 
den ersten Blick paradox klingen, 
da Disziplin oft als Einschränkung 
und Freiheit als Abwesenheit von 
Einschränkungen verstanden wird. 
Bei genauerer Betrachtung 
offenbart er jedoch eine tiefere 
Wahrheit über die Natur von 
Freiheit. 
1. Disziplin als Mittel zur 
Befreiung von äußeren Zwängen
* Finanzielle Freiheit: 
Wer diszipliniert spart und 
seine Ausgaben kontrolliert, 
kann sich von der Abhängigkeit 
eines festen Gehalts befreien 
und finanzielle Unabhängigkeit 
erlangen. Das ermöglicht ihm, 
freiere Entscheidungen über 
seine Zeit und Arbeit zu treffen.
* Gesundheitliche Freiheit: 
Eine disziplinierte Lebensweise 
(gesunde Ernährung, Sport) kann 
vor Krankheiten schützen und 
somit die Freiheit erhalten, 
das Leben aktiv zu gestalten, 
ohne von körperlichen 
Einschränkungen geplagt zu 
werden.
* Freiheit von Abhängigkeiten: 
Disziplin hilft, sich von 
Süchten (Alkohol, Drogen, aber 
auch weniger offensichtliche 
wie übermäßiger Medienkonsum) 
zu lösen. Wer seine Impulse 
kontrolliert, ist nicht 
mehr Sklave seiner Begierden.
2. Disziplin als Weg zur 
inneren Freiheit
* Selbstbeherrschung: 
Disziplin ist im Kern 
Selbstbeherrschung. Wer sich 
selbst beherrschen kann, ist 
nicht den Launen seiner 
Emotionen oder den äußeren 
Einflüssen ausgeliefert. Er 
kann bewusste Entscheidungen 
treffen, anstatt impulsiv zu 
reagieren. Das führt zu einer 
größeren inneren Ruhe und 
Souveränität.
* Verwirklichung von Zielen: 
Um langfristige Ziele zu 
erreichen – sei es im Beruf, 
in der Bildung oder in 
persönlichen Projekten – ist 
Disziplin unerlässlich. Die 
Freiheit, ein selbstbestimmtes 
und erfülltes Leben zu führen, 
entsteht oft erst durch die 
disziplinierte Arbeit an 
diesen Zielen. Ohne Disziplin 
bleiben viele Träume 
unerreichbar, was wiederum 
ein Gefühl der Unfreiheit 
erzeugen kann.
* Kreative Freiheit: 
Künstler oder Denker, die 
diszipliniert an ihrem 
Handwerk arbeiten und 
Techniken meistern, erlangen 
dadurch die Freiheit, ihre 
Visionen ohne technische 
oder konzeptuelle Barrieren 
auszudrücken. Die 
Beherrschung der Regeln 
ermöglicht es, diese dann 
bewusst zu brechen und neue 
Wege zu gehen.
3. Die Gefahr der 
„scheinbaren Freiheit“
Ohne Disziplin kann Freiheit 
schnell in Chaos, Beliebigkeit 
oder sogar Unfreiheit 
umschlagen. Ein Leben ohne 
Regeln und Selbstkontrolle 
führt oft zu negativen 
Konsequenzen, die die eigene 
Handlungsfähigkeit einschränken:
* Prokrastination: 
Die „Freiheit“, alles aufzuschieben, 
führt letztlich zu Stress, 
Druck und verpassten Chancen.
* Regellosigkeit: Ein Mangel an 
Selbstdisziplin kann zu einem 
unkontrollierten Leben führen, 
in dem man seinen Impulsen folgt, 
was oft zu Bedauern und 
Einschränkungen führt.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Der Satz impliziert, dass wahre 
Freiheit 
nicht das Fehlen von Regeln oder 
Anstrengung ist, sondern das Ergebnis 
eines bewussten und strukturierten 
Lebensstils. Durch Disziplin erarbeitet 
man sich die Fähigkeiten, Ressourcen 
und die innere Stärke, die notwendig 
sind, um ein Leben nach eigenen 
Vorstellungen zu führen – 
unbeeinflusst von äußeren Zwängen oder 
inneren Schwächen. Es ist eine aktive 
Freiheit, die man sich erarbeitet, im 
Gegensatz zu einer passiven Freiheit, 
die einfach nur die Abwesenheit von 
Begrenzungen wäre.

Transparenz für Transzendenz

Transparenz für 
Transzendenz
*
Manchmal werde ich durchlässig – 
für die Energien einer 
transzendenten, überpersönlichen 
Wirklichkeit. In den Gruppen, 
die ich leite, gelingt es mir mitunter, 
aus einem Zustand heraus zu handeln, 
der frei ist vom Einfluss meines 
Egos. Auch in der Meditation kann 
ich mich öffnen für die Verbindung 
mit einer geistigen oder spirituellen 
Dimension. Ich glaube an die Existenz 
einer solchen Welt – oder mehrerer 
Welten –,  die der sichtbaren, 
materiellen Welt zugrunde liegt 
und sie erschaffen hat. 
Unsere Aufgabe als Menschen 
besteht darin, die Möglichkeiten 
und Potenziale dieser geistigen 
Ebene im Irdischen zu verkörpern. 
Kultur ist dabei ein Kanal, durch 
den das Unsichtbare in der sichtbaren 
Welt Form annehmen kann. Menschen 
wie Pina Bausch oder John Neumeier 
haben auf eindrucksvolle Weise 
gezeigt, wie Inspiration aus einer 
anderen Ebene schöpferisch in unsere 
Welt übersetzt werden kann. Solche 
Ausdrucksformen sind für mich ein 
Beweis dafür, dass Kunst eine Brücke 
zwischen den Welten sein kann. Angesichts 
der gegenwärtigen Krisen in der Welt 
mag all dies wie ein schöner Traum  
erscheinen – oder gar wie eine 
Realitätsflucht wirken. Doch ich habe  
Erfahrungen gemacht, in denen ich die Liebe 
einer Wirklichkeit spüren durfte, die 
über das Materielle hinausreicht. Diese 
Erfahrungen sind für mich realer als 
vieles, was sich äußerlich manifestiert.
Ich habe nicht den Anspruch, andere von meiner 
Sichtweise zu überzeugen. Aber ich möchte 
meine Erlebnisse teilen – für jene, die 
die Welt vielleicht auf ähnliche Weise 
erfahren. Damit sie wissen: Sie sind nicht 
allein. Insofern ist mein Anliegen sowohl 
persönlicher als auch 
überpersönlicher Natur.

															

Innere Stimmen_Der Checker

Innere Stimmen – Der Checker
*
„Bist du seine innere Stimme?“
„Das bin ich. Ich pass auf ihn auf.“ „Warum verbietest du ihm so viele Dinge? Er darf ja fast gar nichts bei dir.“
„Würde ich nicht aufpassen, wäre der ganze Laden längst den Bach runtergegangen. Ohne mich läuft nichts.“
„Du bist also die innere Stimme, die alles kontrolliert und darauf achtet, dass er keine Probleme bekommt? Stimmt das?“
„Nenn mich Checker.“
„Okay, Checker. Du hast einen harten Job und strengst dich sehr an, damit alles funktioniert, richtig?“
„Ganz genau.“
„Und belohnt er dich für deine Arbeit? Ist er froh, dass es dich gibt?“
„Nein. Er wäre froh, wenn er mich los wäre. Er hat keine Ahnung, wie wichtig ich bin.“
„Ist er wenigstens dankbar, dass du ihn beschützt?“
„Meine Arbeit wird leider von niemandem geschätzt.“
„Kann überhaupt etwas geschehen, ohne dass du es erlaubst?“
„An mir kommt keiner vorbei.“
„Gibt es noch andere innere Stimmen?“
„Ja.“
„Darf ich mit ihnen sprechen?“
„Nur wenn ich dabei bin.“
„Weil du sie schützen willst?“
„Ja.“
„Wenn ich dich also um Erlaubnis bitte, mit einer anderen Stimme zu sprechen – wirst du sie mir geben?“
„Das kommt drauf an.“
„Worauf?“
„Ob sie mit dir reden wollen.“
„Du gibst ihnen also die Freiheit, selbst zu entscheiden?“
„Ich will sie beschützen.“
„Vertraust du mir?“
„Es geht so.“
„Wenn ich mit anderen Stimmen spreche, bist du ja immer dabei. Du kannst jederzeit eingreifen und das Gespräch beenden.“
„Das ist mir klar.“
„Mit welcher Stimme darf ich zuerst sprechen?“
„Der Kritiker hat dir wohl etwas zu sagen.“
„Dann will ich jetzt hören, was er zu sagen hat.“

Auswirkung der Meditation

 

Auswirkung der Meditation
*
Ich meditiere jeden Tag und nutze 
dabei sowohl die Atemmeditation 
aus dem Zen-Buddhismus als auch 
eine Visualisierung aus dem 
tibetischen Buddhismus. Mir hilft 
diese Arbeit sehr, mich ruhiger, 
entspannter, aber auch klarer und 
lebendiger zu fühlen. Dabei kann 
ich auf einen langen Weg 
zurückschauen, der mich aus 
Verwirrung und Angst hinausgeführt 
hat in ein Bewusstsein von 
Freiheit und Kraft. Mich 
beschäftigt die Frage, ob die 
Übungen, die ich praktiziere, 
auch einen Einfluss auf die Welt 
haben, der über den direkten 
Einfluss auf meine persönlichen
Kontakte hinausgeht.
Vielleicht gibt es Menschen, die 
Antworten darauf kennen.
Es würde mich freuen, diese zu 
lesen.
Herzlichen Dank.
Jürgen

Die neue Freude

Die neue Freude
*
Eine neue Freude 
klopfte an meine Tür. 
Als ich sie einließ, 
stürmten ein Engel 
und ein Teufel herbei.
Der eine rief: „Es ist eine Gnade!“, der andere warnte: „Es ist eine Sünde!“
Doch wer was gesagt hat, das weiß ich nicht. *

Sich fokussieren

Ich meditiere und versuche,
meine Aufmerksamkeit an einem
Punkt zu halten, mich nicht
forttragen zu lassen von den
Bildern, Gedanken und Gefühlen 
in meinem Geist oder den
lärmenden Ablenkungen in
meiner Umgebung. Bellende Hunde,
das pneumatische Keuchen der 
Busse, das Keckern der streitenden
Elstern - all das ringt um meine 
Aufmerksamkeit. Denn Aufmerksamkeit 
ist Energie. Sie ist lebensnotwendig, 
um zu überleben. Kinder, die keine
Aufmerksamkeit bekommen, verwelken
wie herbstliches Laub, das nicht
mehr vom Baum ernährt wird. Auch
in meinem Geist gibt es hungrige
Elemente, die um Beachtung buhlen: 
der Zorn auf X, meine Liebe zu Y, 
meine Sucht nach Z. Sie alle wollen
genährt werden. Und ich stehe vor der
Entscheidung: Füttere ich den Zorn,
die Liebe oder die Sucht.
Oder trete ich zurück, lasse los
und tauche ein in den träumenden
Urgrund?
Die Verlockung ist groß - als könnte
ich meine Fühler, diese tastenden 
schmetterlingsgleichen Ausstülpungen, 
mit denen ich die Düfte der 
materiellen Welt schmecke, 
zurückziehen in die unendliche Weite 
des inneren Raumes, aus dem alles 
geboren wird.
Doch noch fordert die materielle
Welt ihren Tribut. Ich muss
arbeiten, um Wohnung, Essen und
Kleidung zu bezahlen. Sie zieht
mich zurück in die Wirklichkeit.
Aber morgen werde ich wieder auf
meinem Leuchtturm sitzen. Und mich
in dem verankern, was darüber
hinausreicht.

Freundlichkeit und Missverständnis

Freundlichkeit hat nichts mit 
Selbstlosigkeit zu tun. Wer 
wohlwollend mit anderen 
Menschen umgeht, handelt nicht 
uneigennützig und opfert sich 
nicht auf. Im Gegenteil: Man 
erzeugt unangenehme 
Gefühlszustände für sich selbst, 
wenn man es nicht tut. Heute war 
ich bei Fielmann. Der Optiker, 
der mich professionell beriet, 
sagte abschließend, dass er 
noch eine Inspektion meiner 
Brille durchführen würde. Er 
verschwand, und ich wartete. 
Lange. Mit der Zeit wurde ich 
ungeduldig und ärgerlich. „Ist 
er jetzt Kaffee trinken 
gegangen?“, dachte ich. „So 
lange kann es doch nicht 
dauern, eine Brille zu putzen!“
Ich war kurz davor, mich zu 
beschweren, als er zurückkam 
– mit meiner Brille in der 
Hand. Doch er hatte nicht nur 
die Gläser gereinigt: Er hatte 
neue Nasenstege angebracht, 
die Brille geradegebogen und 
die metallenen Bügel, 
auf die ich allergisch 
reagierte, mit einem 
Kunststoffschutz versehen. 
Meine voreiligen Annahmen und 
falschen Erwartungen hatten 
Ärger und Unzufriedenheit in 
mir ausgelöst – völlig 
unbegründet. So ergeht es 
vielen Menschen. Sie erzeugen 
ihre schlechte Laune oft 
selbst – durch 
Fehleinschätzungen und 
voreilige Urteile – und 
machen sich damit unnötig 
das Leben schwer.

Mein bester Freund

Mein bester Freund 
*
Als mein Freund 
über das Wasser
zu mir gelaufen kam,
dachte ich:
"Er kann nicht 
mal schwimmen!"
Er legte seine Hände 
auf meine Wunde,
die sich allmählich 
verschloss,
während ich 
ungeduldig fragte:
"Warum dauert das 
so lange?"
Was immer 
er tat,
ich traute 
ihm nicht.
Es konnte 
nicht sein,
dass er mir 
wohlgesonnen war.
Warum sollte er
mich denn 
überhaupt achten?
*

Integration

Integration:
Das gelbe
Bewusstsein
(integral)
*
Das oberste Streben 
war nun Harmonie.
Zu jedem Problem 
gab es lange Debatten,
in denen die Bürger 
ein Rederecht hatten.
Beschlüsse gelangen 
so aber fast nie. 
Es wurde gesprochen, 
man hat diskutiert
und alle Bedenken 
ausführlich notiert.
Entscheidungen wurden 
nur selten getroffen
und jeder Mensch war 
von dem Stillstand betroffen.

Zurück in hierarchische, 
alte Strukturen?
Die Frage, sie brachte 
das Denken auf Touren.
Man bildete Teams 
mit fachkundigen Leuten,
die Lösungen suchten 
und sich auch nicht scheuten,
gefundenen Antworten 
gut zu erklären,
um auch nicht Geschulte 
mit Wissen zu nähren.
So fand breites Wissen 
den Weg in die Welt,
das sich ausbreitet und 
das Bewusstsein erhellt.
Eine klügere Menschheit, 
die ihr Wissen teilt,
hat zum Wohle des Ganzen 
die Erde geheilt.

Empathie

Empathie:
Das grüne
Bewusstsein
(empfindsam)
*
Vernunft hatte den 
Sieg errungen.
Die wunderbaren 
Neuerungen,
die der Verstand 
ins Leben rief,
benannte man 
"innovativ".

Wirtschaft erblühte 
ungehemmt,
und Wohlstand war, was alle trennt.
Geballter Reichtum machte Mut,
Produktivität war höchstes Gut. Doch Menschen fingen an zu leiden,
begannen, Nähe zu vermeiden.
Der Nachbar galt als Konkurrent,
den man nur aus der Ferne kennt. Die Erde ward zum Markt gemacht,
die Gier hat Raubbau mitgebracht.
Die Blütezeit des Handelns schwand,
man sah die Schatten an der Wand: änderte man jetzt nicht die Richtung, folgt diesem Wahn: die Selbstvernichtung. Verbundenheit, achtsames Leben bestimmte nun das neue Streben:
im Miteinander wahre Macht, die Mensch und Erde glücklich macht.