Ein Gedicht steht auf dem Mond

Ein Gedicht steht 
auf dem Mond
*
Auf dem Mond, 
im weißen Licht,
steht nachdenklich 
ein Gedicht.
"Ich und dieser 
Erdtrabant
sind vertraut 
und wohlbekannt.
Und, bei meiner 
Dichterehre,
er bewegt die 
Weltenmeere
dieser Kugel, 
weiß und blau.

Wenn ich auf 
die Erde schau,
seh' ich hinter 
ihr im All
leuchtend einen 
Feuerball,
um den beide 
Kugeln kreisen."
flüstert es in 
stillen, leisen
fast bewundernden 
Gedanken,
um die 
Schöpfungsmacht 
zu preisen.
"Dafür will ich 
mich bedanken!"

Welche Frau und 
welcher Mann
hat dies große 
Werk kreiert
und das Regelwerk 
studiert,
das den Kosmos 
hegt und pflegt?
Von dem Anblick 
tief bewegt
fängt die Dichtung 
an zu träumen
von den unerforschten 
Räumen
dieser wunderbaren 
Welt,
die uns in 
den Armen hält.
Ein Gedicht auf dem Mond – 
Staunen als Anfang des Denkens:

Ein Gedicht steht auf dem 
Mond. Von dort blickt es auf 
Erde und Sonne und beginnt 
zu fragen: Wer hat diese 
Ordnung geschaffen, die 
Meere und Bahnen lenkt? Damit 
wird Sprache selbst zur 
Himmelserscheinung: 
Sie schaut, denkt, staunt.
Der Mond ist Schwelle und 
Spiegel. Von ihm aus wirkt 
die Erde vertraut und zugleich 
entrückt. So erinnert das 
Gedicht daran, dass auch wir 
Menschen immer beides sind – 
Teil der Welt und Betrachter 
von außen. Im Zentrum aber 
steht das Staunen. 
Seit den frühen Philosophen 
gilt es als Ursprung allen 
Denkens. Hier erscheint es 
nicht in gelehrten Begriffen, 
sondern in einem schlichten 
Satz: „Dafür will ich mich 
bedanken.“ Kein dogmatisches 
Wissen, sondern ein leises 
Anerkennen. Am Ende beginnt 
die Dichtung zu träumen. 
Von Räumen, die unerforscht 
bleiben, und von einer Welt, 
die uns hält wie in Armen. 
So lädt das Gedicht dazu ein, 
das Staunen nicht zu verlernen – 
als philosophische 
Grundhaltung, als poetisches 
Geschenk.

 

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