Die Kunst des Zählens

Die Kunst 
des Zählens
*
In meiner Hand liegt 
erst noch keins.
Ich nehm' es auf - 
jetzt hab ich eins.
Stibitze ich dann 
noch ein Ei,
besitze ich davon 
jetzt zwei.
Eins rechts. Eins links. 
Jetzt kann ich wählen
und lerne so, 
Zahlen zu zählen.

Zwei kommen in 
die rechte Hand,
weil ich links 
noch ein drittes fand.
Auch das bleibt 
nicht alleine hier.
Zwei rechts, zwei links. 
Jetzt hab ich vier.
Nach fünf kommt sechs, 
dann sieben, acht.
Ich hab mich auf 
den Weg gemacht,

steige die 
Zahlenreihe weiter
hinauf wie auf 
der langen Leiter,
belohnt mit 
jedem neuen Ei.
Viel Spaß macht 
diese Zählerei!

Gelobt sei, wer 
die Kunst erfunden,
um so die 
Mengen zu erkunden,
die man von 
einer Sorte hat:
von Eiern, Äpfeln, 
Blattspinat.

Doch wehe, wenn 
der Mensch vergisst,
dass Maß und Ziel 
entscheidend ist.
Zählt er nur um 
des Zählens willen,
dann ist sein Hunger 
nicht zu stillen.

Wieviel er auch 
besitzen mag,
er häuft es an 
von Tag zu Tag
und wird und wird 
und wird nicht satt,
weil er sein Herz 
verloren hat.

Selbstfindung

Selbstfindung
*
Ich frage mich oft, 
wer ich bin.
Doch meine Sinne 
sind verwirrt.
Bei meiner Suche 
nach dem Sinn
habe ich mich 
schon oft geirrt.

Weiß jemand, wer 
er selber ist?
Ganz ohne sich, 
bleibt man allein.
Noch niemand hat 
sich selbst vermisst.
Fehlt man sich, fällt 
man sich nicht ein.

Wenn ich in einen 
Spiegel schau,
dann weiß ich, 
wer ich bin.
Mach dich auf 
gleiche Weise schlau
und sieh ganz 
einfach hin.

Die Fibonacci-Magie

Die Fibonacci-Magie
*
Nach Null
kommt eins.
Dann
eins.
Dann zwei.
Noch etwas dabei
wird fünf aus der drei.
Aus fünf und drei: 
die acht wird gemacht.
Die fünf wird dann 
mit dieser acht
zur dreizehn in der 
schönsten Pracht.

Wie hat der Künstler 
das gemacht?
Die erste und 
die zweite Zahl
eröffnen das 
magische Mahl,
indem man stets 
dazu addiert,
was nacheinander 
einmarschiert.
Die einundzwanzig 
lacht uns an,
wenn jemand uns 
erklären kann,
wie es zur 
einundzwanzig kam,
weil jemand acht 
und dreizehn nahm.

Wir danken 
Fibonaccis Licht
Es strahlt heraus 
aus dem Gedicht
und zeigt die Ordnung 
in der Welt,
die dieses 
All zusammenhält.

Hoffnungsvoll

Hoffnungsvoll
*
Wir wollen uns gar nicht 
verrückt machen lassen.
Noch sind bei uns sämtliche 
Tassen im Schrank.
Entschlossen zu handeln 
und keinen zu hassen,
ist unser Bestreben, 
dem Himmel sei Dank!

Das Dachstübchen tickt 
bisher vollkommen richtig
und freundlich zu sein, 
ist uns überaus wichtig.
Den Feinden gelingt es 
nicht, uns zu beirren.
Sie mühen sich ab, 
uns gekonnt zu verwirren.

Doch lassen wir sie 
in dem fälschlichen Denken
und tun so, als schafften sie 
es, uns zu lenken
verspotten die, die 
falsches Spiel mit uns treiben
und glauben, ihr Handeln 
wird ungestraft bleiben.

Ihr Ziel ist, uns 
listig zu manipulieren.
Wir sollen am Ende 
so denken wie sie,
um vor ihren Listen 
zu kapitulieren.
Doch da sie voll Hass sind, 
glückt das sicher nie.

Darum lasst uns mutig 
die Zukunft erträumen,
mit Hoffnung gestalten 
am Bild, das wir seh'n.
Wir wollen im Traum 
nicht das Handeln versäumen.
So wird eine kraftvolle 
Zukunft entsteh'n.

Licht, das man nur im Dunklen sieht

Licht, das man 
nur im Dunklen sieht
*
Die Wahrheit ist 
ganz leicht zu finden,
weil alle Sterne 
sie verkünden,
wenn sie im dunklen 
Kosmos strahlen
und Zeichen in 
den Himmel malen.

Im Hellen sind 
sie nicht zu sehen,
weil sie im 
Lichtermeer verwehen.
Wir sehen sie 
im Dunklen nur,
denn lichtvoll 
ist ihre Natur.

Die Botschaft wirkt 
geheimnisvoll,
da sie uns etwas 
zeigen soll:
wir können auch uns 
selbst nur sehen,
wenn wir uns nicht 
im Wege stehen.

Leuchtturm werden

Leuchtturm 
werden
*
Wir strahlen 
ein kraftvolles 
Licht in die Welt,
das die Flammen der 
Liebe am Leben erhält.
Die Lichtkörper senden 
ein mächtiges Licht,
das Hoffnung auf Liebe 
und Frieden verspricht.

Die Strahlkräfte, die 
in den Händen erglüh'n,
verändern die Welt 
durch vereintes Bemüh'n.
In Zeiten des Zweifels, 
der Not und der Pein
kann jeder Mensch allen 
zur Zuflucht gedeih'n.

Ein Leuchtturm zu werden, 
ist unsere Pflicht,
denn ohne uns wandelt 
die Menschheit sich nicht.

Eiserne Waffel

Eiserne Waffel
*
"Zack, zack! Jetzt bring 
mir meine Waffel!
Gefüllt mit Fleisch - 
keine Falafel!"
brüllte der König 
seines Throns,
ein Feinschmecker 
des groben Tons.

Doch sie, charmant 
und voller List,
weiß, dass er 
gerne Kirschen isst.
Ihre Idee sind 
Kirschfleischtaschen
im Knusperteig - 
zum Überraschen.

Die Überraschung 
kommt schlecht an,
deswegen schlägt 
der liebe Mann
die böse Gattin 
und versaut
die Stimmung, weshalb 
sie ihn haut,

die Kirschfleischtaschen 
in ihn zwingt,
bis er erschöpft 
nach Atem ringt.
und sich ins 
Badezimmer schleppt.
So siegt sie durch 
ihr Kirschrezept.

Mordlust

Mordlust
*
Sie zögerte nur eine bange
Sekunde, griff zur Klapperschlange,
die sie heimlich im Bett platzierte,
weil er sich auswärts amüsierte. Damit die Waffe nicht mehr klappert
und ihre Mordabsicht verplappert,
entnahm die Dame ihr die Klapper. Das Kriechtier wurde dadurch schlapper,
kroch ungenutzt davon zum Teich.
So bleibt die Dichtung ohne Leich’, was jene Leser sehr bedauern,
die stets erwarten zu erschauern.

Auswahl und Entscheidung

Auswahl und 
Entscheidung
*
Ein Glas in der Hand, 
die Musik in der Luft,
Gedränge, Gespräche, 
ein süßlicher Duft.
Die Blitzlichter tanzen 
auf Gläsern und Haut,
ein Chaos aus Stimmen 
stets plaudernd und laut.

Sie steht in der Menge 
und fühlt sich allein.
Ihr Blick wandert über 
den flüchtigen Schein.
So viele Gesichter, 
ein Klangmeer voll Stimmen.
Wie kann sie dem zielloses 
Rauschen entrinnen?

Dann plötzlich, wie Licht 
durch den winzigsten Spalt,
gewinnt ihr Bewusstsein 
glasklare Gestalt
und filtert aus Stimmen 
die eine heraus,
die sie hier gesucht hat 
im pikfeinen Haus.

Sie wendet den Kopf. Dann 
sieht sie ihn laut lachen
und seinen gewöhnlichen 
Schabernack machen.
Ein Lächeln umspielt nun 
ihr stilles Gesicht,
sie hebt sanft ihr Glas und 
geht weiter ins Licht.

Den grausamen Mann, 
den sie nun hier gefunden,
beginnt sie gezielt 
mit Geschick zu umrunden
und schüttet ihm Rotwein 
direkt ins Gesicht.
"Mit mir, grober Klotz, 
machst du so etwas nicht!"

Dann geht sie und fühlt 
sich so unendlich frei.
Die toxische Liebe 
ist endlich vorbei.
Sie wählt, was ihr nutzt 
und bedeutungsvoll bleibt.
Und als sie am Abend 
ins Tagebuch schreibt:

"Mein Kumpel Gehirn 
half mir, 
glasklar zu sieben,
wo Liebe mich heilt, 
wo es schadet zu lieben.
Es hilft mir, 
die Wahrnehmung 
so zu zentrieren,
dass ich lieben kann, 
ohne mich zu verlieren."

Die gefilterte Welt

Die 
gefilterte Welt
*
Ein Wesen wird 
hineingestellt
in eine 
lärmerfüllte Welt,
wird unaufhörlich 
bombardiert
von dem Tumult, 
der hier passiert.

Frequenzen 
vielfältiger Art
werden dem Wesen 
nicht erspart
und es kann nur 
dann überleben,
schafft es, ein 
dichtes Netz zu weben,

das diese Reize 
trennt und siebt
bis es nur noch 
Impulse gibt,
die diesem Wesen 
nützlich sind,
weil es Sinnesorgane 
spinnt.

So lebt es nun 
in einem All,
gefiltert durch 
den Sinneswall,
geschützt durch ein 
System aus Nerven,
Reizüberflutung 
zu entschärfen,

und denkt, die Welt 
sei zu versteh'n
durch was wir hören, 
fühlen, seh'n.
Es merkt nicht, 
wie begrenzt es lebt
weil es 
Wahrnehmungsfilter 
webt.