Das Pizza-Debakel

Das Pizza-Debakel
*
Heut' backt er 
mit Leidenschaft
eine Pizza, 
denn die Kraft,
die ihn für 
den Alltag stärkt,
wächst im Bauch, 
ganz unbemerkt.
Gleich am Anfang 
spürt er Wut,
denn der Teig 
gelingt nicht gut.
Weich zuerst und 
dann zu fest,
bleibt nur ein 
verklumpter Rest.
Den rollt er 
jetzt mutig aus.
Doch er reißt: 
"Oh Schreck, oh Graus!"
Die Tomatensoße fiel
und läuft aus, 
vorbei am Ziel.
In dem Ofen 
heiß die Glut.
Lieber doch 
zum Pizza-Hut?
Käse klumpt und 
schmilzt 
sehr schlecht.
Öfen sind 
so ungerecht!
Er greift zu! 
Die Pizza fällt
auf den Schuh - 
der sie grad hält.
Kummervoll, mit 
leerem Blick
kostet er 
das Pizzastück.
Beißen. Knirschen. 
Frustration.
Dann greift er 
zum Telefon.


Das zweite Erwachen

Das zweite Erwachen
*
Der Leib zerbricht, 
ein Licht entweicht.
Das Ziel des Lebens 
ist erreicht.
Was einst im 
Mutterleib begann,
wuchs mit der 
Zeit als Geist heran,
der sich als 
Lichtleib offenbart.
In ihm wird 
alles aufbewahrt,
was in der 
Lebenszeit geschah.
Er speichert auch, 
was niemand sah:
Gefühle und 
Gedankenkraft,
mit denen man 
all das erschafft,
was wirklich wird 
im Lauf der Zeit,
im Hinblick auf 
die Ewigkeit.
Ein Leib, geformt 
aus reinem Licht.
Wer ihn nicht sieht, 
der sieht ihn nicht,
und trotzdem 
webt er ohnegleichen
an dem, was wir 
dereinst erreichen.

Erwachen

Erwachen
*
Im Mutterleib ganz 
zart und sacht,
entsteht ein Aug', 
noch nicht erwacht.
Ein Ohr, das keinen 
Klang erkannt,
ein Körper, der 
noch niemals stand.

Im warmen Raum, 
geheimnisvoll,
wächst das, was 
etwas werden soll.
Noch ahnt es nicht, 
was es einst kann.
Das Leben ruft: 
Nun fängt es an.

Geburt – ein Licht, 
das plötzlich bricht,
die Augen öffnen 
sich dem Licht.
Ein Laut erklingt, 
zum Ohr gebracht,
der erste Atem 
wird vollbracht.

Der Körper reckt sich, 
frisch gespannt,
ins Dasein, das 
er staunend fand:
Ein Wunder aus dem 
Nichts entstand
greift in die Welt 
mit kleiner Hand.

Die Pfanne des gerechten Zorns

Die Pfanne 
des gerechten Zorns
*
"Du machst doch nie 
was richtig, Anne!"
schrie er empört. 
Das war nicht chic.
Denn sie griff 
nach der Eisenpfanne
und brach ihm 
damit das Genick.
Sie dachte an 
die vielen Jahre,
die sie ihm 
ohne Lohn gedient.
Nun liegt er 
auf der Totenbahre
und schweigt, so 
wie es sich geziemt.

Traumstadtkrise

Traumstadtkrise

In der Traumstadt wird's, 
wie jeder weiß,
seit geraumer Zeit ein wenig heiß.
Fragt mich jemand, warum ich so schwitze,
sage ich: „Es liegt an dieser Hitze!“ Ihr meint, das sei gar nicht von Belang,
und hört nicht auf meinen Warngesang.
Jeder, der vom Klimawandel spricht,
hört von euch den Satz: "Ich glaub' das nicht." Doch das Klima spricht in Flammenzungen:
"Mich hat niemals irgendwer bezwungen!"
Stürme tanzen, Flüsse steh'n in Glut,
und der Himmel färbt sich rot vor Wut. Erst in großer Not, im letzten Akt,
wird der Mensch vielleicht gepackt
von dem Wissen, dass wir uns verwandeln.
Darum gilt es, visionär zu handeln.

Kopfkino

Kopfkino
*
Ein Ort, ein Wort 
und ein Beginn.
Der Anfang macht 
hier sicher Sinn,
mit dem der 
Dichter uns erklärt,
was seinem Helden 
widerfährt,
woher er kommt 
und wer er ist,
damit der Leser 
nicht vergisst,
mit wem er durch 
das Buch marschiert
und wofür er 
sich interessiert.

Der Leser soll 
von den Gefahren,
die ihm hier drohen, 
bald erfahren,
denn mit dem Buch 
in seiner Hand,
reist er durchs 
Abenteuerland,
das es nur in 
den Köpfen gibt,
weil unser Leser 
es so liebt.

Bergauf, bergab geht 
es nun weiter.
Mal ängstlich, mal 
verliebt, mal heiter,
treibt es den Leser 
durch das Buch.
Er ist bei 
Freunden zu Besuch,
mit denen er 
sich bald verbindet,
weil es der Autor 
so verkündet.
Doch irgendwann 
ist es vorbei.
Dem Lesermund 
entweicht ein Schrei:
"Wo kommt der 
Leseschmaus nun her?"
Doch vorerst bleibt 
der Teller leer.

Die rebellische Waage

Die 
rebellische Waage
*
Eigentlich bin 
ich perfekt,
zeige immerzu 
korrekt
Gramm für Gramm 
stets das Gewicht,
das der Wirklichkeit 
entspricht.
Alle wollen 
nur in Eile
die genauen 
Werte seh'n,
die auf meinem 
Display steh'n.
Keiner denkt 
dabei an mich.
Jeder achtet 
nur auf sich.
So geplagt mit 
Langeweile,
mag ich nicht mehr 
funktionieren
und mich auch 
mal amüsieren.
Deshalb werd' ich 
mir erlauben,
an der Anzeige 
zu schrauben,
um die Menschen 
zu verwirren,
die ganz 
selbstverständlich 
glauben:
Eine Waage kann 
nicht irren.
Ach, was ist das 
für ein Spaß!
Dieser Mann 
wird leichenblass,
weil er glaubt, 
er wiegt zu viel.
Großartig ist 
dieses Spiel!
Eine Frau wird 
plötzlich munter,
denkt sich: "Mein 
Gewicht geht runter!"
So genieß' ich 
meine Macht.
Sieger ist, wer 
heimlich lacht.

Muschelmond und Tropfentraum

Muschelmond
und Tropfentraum
*
"Mama, wo kommen 
die Babys denn her?"
"Sie wachsen in Muscheln 
dort unten im Meer!
Von dort tauchen sie 
fröhlich zu uns herauf
und nehmen ein Leben 
mit Schwerkraft in Kauf!"

"Ich glaube, der Mond 
hat die Babys gemacht!
Als Tautropfen schweben sie 
sanft durch die Nacht
und landen auf 
sehnsuchtsvoll
wartenden Bäumen, 
wo sie dann beginnen, 
ihr Leben zu träumen!" 

"Das träumst du nur, 
mein fantasievolles Kind,
weil Kinder gerüstet 
mit Hoffnungen sind,
mit denen sie mutig 
die Zukunft gestalten,
die leider nicht das ist, 
wofür wir sie halten!" 
 

Lichtgedicht

Lichtgedicht 
*
Unter der Eiche 
liegt bleich ein Gedicht.
Es hat keinen Puls 
und es atmet auch nicht.
Es denkt: "Ich bin tot! 
Darum ist mir so kalt!
Warum lieg' ich hier 
in dem schaurigen Wald?"

Ein Wanderer findet 
die blutleere Dichtung
und zerrt sie hinaus 
auf die sonnige Lichtung.
Doch kaum hat die Sonne 
den Leichnam berührt,
erkennt das Gedicht, 
dass es sich wieder spürt.

Wird schwindenden Versen 
Beachtung geschenkt,
erwachen selbst Tote, 
weil man an sie denkt.