Beobachtungen
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Pero und Egon Sander beobachteten
die Menschen in der Stadt. Sie
reagierten interessiert auf die
überall auftauchenden Steine,
und die Elefanten in den
U-Bahnstationen waren das
Gesprächsthema. Es schien in
Mode zu kommen, etwas mit Steinen
zu machen. In einem
sonnendurchfluteten Kindergarten
bauten Kinder mit leuchtenden
Augen Türme und kleine
Steinmauern, während ihre
Erzieherin, mit einem
verschmitzten Lächeln, winzige
Kiesel auf die Zungen der Spielenden
legte, die so den S-Laut übten,
ohne zu lispeln. Auch die in der
ganzen Stadt verteilten
Gib-und-Nimm-Kisten schienen
ein neues Kapitel aufzuschlagen:
Zwischen alten Alltagsgegenständen
blitzten Bernstein, Lapis Lazuli,
Citrin und weitere Heilsteine
hervor wie kostbare, längst
vergessene Schätze. In den offenen
Bücherschränken entdeckte man
unerwartet Werke über die
die Energie der Steine, so wie
„Die Heilkraft der Felsen“ oder
„The Crystal Bible“ von Judy Hall
– Titel, die neugierig machten und
leise Geschichten von längst
vergangenen Zeiten erzählten.
Am Rande dieser Faszination
warfen Rott und Kläff amüsiert
skeptische Blicke über die Schulter.
Ihre leisen Spötteleien machten
deutlich, dass sie in diesem
neuen Trend keinen Wert sahen
– vor allem, weil damit
scheinbar kein Geld zu verdienen
war. Nahebei, fast unsichtbar
im Schatten, lauschte Nork. Er
nahm jedes Wort in sich auf,
als auch Arbeiter in ruhiger
Routine die letzten, imposanten
Elefanten an der U-Bahnstation
Bilk S befestigten. Zwischen
dem harten Klang der Werkzeuge
und dem leisen Dröhnen der
Maschinen mischten sich die
rauen Stimmen der Arbeiter:
— „Können die Dinger nicht
losgehen? Das ist doch immerhin
Dynamit.“ — „Werden sie nicht,“
entgegnete einer trocken,
„sie haben ja keine Zünder.“
— „Und wenn ein Brand ausbricht?“
Ein tiefes, ironisches Schnauben
folgte. „Dann müsste es schon ein
Erdbeben geben.“ Nork, der sich
mit Bränden auskannte,
schmunzelte. Er hatte schon welche
gelegt.
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