Die Erbse

Die Erbse
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Die Erbse ruht glücklich
auf flauschigen Kissen.
Auf Rosarot leuchtet ihr Grün.
Sie strahlt fröhlich und hat
ein gutes Gewissen,
dem Lohn für 
gekröntes Bemüh'n.
Sie lag unter 
zahllos gehäuften
Matratzen
und konnte sich nicht 
einmal jucken und kratzen.
Gepresst zwischen weichen
und teilweise harten
Futons musste sie
manchmal nächtelang warten.
Weil auf diesen Polstern
Prinzessinnen lagen,
ließ man sie dort liegen.
Sie durfte nicht klagen
und lag viele Nächte dort
ganz ohne Gram,
bis schließlich erlösend
die Richtige kam.
Zunächst schien auch diese
nicht allzu sensibel,
beim Testen des 
Zartgefühls aber penibel.
Die Erbse begann erst
mit zaghaftem Kneifen
und musste dann plumpere
Mittel ergreifen,
damit die Prinzessin
den Druck endlich spürte
und Prinz Paul sie freudig
zum Traualtar führte.
Denn das war der Sinn
dieser ganzen Tortur:
eine Jungfrau zu finden,
die rund um die Uhr
feinfühlig sein kann
für den liebenden Mann.
Nun ist man der Erbse
auf ewig verpflichtet
und hat ihr zum Dank
dieses Denkmal errichtet. 

Veröffentlicht in Poetry.