Amors Pfeile

Ich weigere mich,
über Liebe zu 
schreiben.
Von Amor zu dichten,
das lasse ich bleiben.
Noch niemals erfand ich
ein Liebesgedicht,
denn zarte Gefühle
erlaube ich nicht.
Mein Herz hat sich
frühzeitig
trotzig verschlossen,
denn Amor hat
mehrmals
danebengeschossen.
Er trug keine Brille,
verfehlte das Ziel,
weswegen der Pfeil
in das Niemand-Hier 
fiel.
Drum baute mein Herz
sich ein eisernes 
Schloss,
mit dem es
die Kammer des Kummers
verschloss.

Olfaktorisches Gedicht

Olfaktorisches Gedicht
*
Egal, ob es schneit, 
ob es stürmt oder regnet.
Es schnuppert an jedem 
Ding, das ihm begegnet.
Darum hat es früh schon 
den Braten gerochen
und spürt seinen 
Herzschlag 
ganz aufgeregt pochen.
Ja, dieses Gedicht 
hat Gefahren gewittert
Man sieht es daran, dass 
es schlottert und zittert,
denn es hat für alles 
den richtigen Riecher,
erkennt am Geruch alle 
Pflanzen und Viecher.
Nun macht dieser Racker
sich ängstlich vom Acker,
denn er hat das Brennen 
der Lunte gerochen
und sich in die schützende 
Höhle verkrochen.

Ein guter Geruchssinn 
ist zwar von Gewicht.
Vor drohendem Unheil 
schützt er sicher nicht.

Traumtiger – Coming soon

Träumen war verboten. 
"Wer träumt, wird 
krank!" redeten die 
Lehrer uns ein.
Sie versuchten, die 
Erinnerung an unsere 
Träume zu blockieren. 
Die Kontrolle über 
unsere Phantasien 
sollte Ihnen vorbehalten 
bleiben. Das war der Grund, 
warum Ben es keinem erzählen 
wollte. 
********** 
Er entdeckte, 
dass die Mauer, auf der er 
stand, zu einem Tempel 
gehörte. Jedenfalls glaubte 
er, dass das große Gebäude 
aus massiven Steinen 
ein Tempel war. 
Er hatte sich bisher 
hinter seinem Rücken 
befunden. Es war das 
erste Mal, dass er die 
Katzen im Traum aus den 
Augen ließ. Sie standen 
plötzlich neben ihm 
und schauten in die 
gleiche Richtung wie er. 
Die Mauer, auf der er stand, 
war Teil einer Treppe, 
die zum Tempel führte. 
Am oberen Ende 
befand sich der Eingang 
aus Steinmauern, 
die senkrecht aufragten. 
Die Steine wölbten sich 
nach oben und bildeten 
einen Tunnel, 
der in den Tempel 
hineinführte. 
Die Katzen sahen Ben 
in die Augen. 
Er zögerte einen 
Moment, 
dann stieg er die 
Stufen nach oben. 
Die Katzen folgten ihm. 
Ben hörte ihr 
leises Schnurren. 
Dass er keine 
Angst mehr hatte, fiel 
ihm 
jetzt erst auf.

Sprungbereit

Deine Füße 
berühren 
den Boden.
Du wirbelst 
herum.
Dein Bein 
schwingt 
durch die Luft.
Du erhebst dich 
und wirst ganz leicht.
Die Musik trägt dich 
durch den Raum,
erfüllt dich, 
lässt die Grenzen 
zerfließen
zwischen dem 
inneren Raum
und dem 
äußeren Raum.
Du atmest. 
Dein Herz pulsiert. 
Du lebst.
Springst weit. 
Drehst dich 
um dich selbst.
Hältst deine Augen 
immer wieder 
an dem Punkt 
des Augenblicks.
Breitest die Arme aus. 
Streckst dich. 
Lässt die 
Bewegung fließen.
Stampfst auf 
den Boden. 
Ziehst dich 
zusammen.
Rollst durch 
den Raum.
Hüpfst von einer 
Ecke in die andere. 
Hüpfst vom Boden 
an die Decke.
Springst 
und lachst.
Bist der 
sprungbereiteste 
Tanzball auf 
der ganzen Erde.
Was heißt Erde....
Der sprungbereiteste 
Tanzball 
im ganzen 
Planetensystem.

 

Limerick

An insect 
researcher 
from Dover
Feared bites from 
mosquitoes all over.
But it was gnats
In harmless hats.
That was nothing 
to be feared 
over.

Naughty Poem

**Naughty poem, 
riding in,
Asked me if 
it might come in.
"Write me down!" 
it dared to plead—
But I shouted: 
"Leave with speed!"
For it wore 
a filthy shirt,
Stained by riding 
through the dirt.**

Lob der Gymnastik

Die Sonne scheint hell 
und du willst 
dich bewegen,
denn du bist erfrischt 
nach belebendem Regen,
greifst Reifen, 
greifst Ringe,
wagst zaghafte 
Sprünge,
formst weich und 
elastisch den 
großen Bogen
und kommst 
gut gespannt 
auf dem Rad angeflogen,
um aufmerksam vor 
der Gruppe zu stehen.
Du räkelst die 
griffbereiten Zehen,
spannst eilig die 
Seile auf Zehenspitzen
und lässt die Gruppe 
nach vorne flitzen,
wo alle, egal, 
ob Hosen, ob Röcke
Luftsprünge wagen 
auf eckigen Böcke.
Sie gleiten an Seilen 
hinauf und herunter
und werden 
so munter.

Prelle alle Bälle 
in die helle Halle
und dann sorge dafür, 
dass sie alle
einen Handstand machen 
auf dem breiten Kasten
und begeistert ihre 
straffen Muskeln tasten.
Ihre hoch 
beweglichen Gelenke
sind die nun 
gewonnenen Geschenke,
denn die ganze Mühe 
macht nur Sinn,
hat man nach der 
Übung den Gewinn,
mit den aufgeweckten, 
wachen Sinnen
Kraft für dieses 
Leben zu gewinnen.

Selfie-Gedicht

Im Oberstübchen 
nicht ganz richtig,
nimmt dies Gedicht
sich viel zu wichtig.
Es möchte was 
Besond'res sein
will gerne groß sein 
und nicht klein.
Darum macht es 
ein Foto
von sich 
und König Toto.
Der ist enorm 
spektakulär,
was das Gedicht 
auch gerne wär.
Es will sich täglich 
neu erfinden
und das der ganzen 
Welt verkünden,
indem es, weil das 
ja nichts kostet,
Bilder von sich 
bei Insta postet.
Bei Facebook 
und sogar bei X
erreicht es aber 
leider nix,
denn keiner klickt 
die Fotos an,
auf dem man es
betrachten kann.
Es klagt: "Das finde  
ich nicht fair!"
Das Herz wird ihm 
dadurch so schwer,
dass es entflieht 
zu fernen Sternen
indem es "Alt" drückt 
und "Entfernen".