Ein Lob der Faulheit

Ein Lob der Faulheit
*
Ich möchte nicht mehr 
fleißig sein,
jetzt leb' ich 
Dolce Vita.
Gehorsam war ich 
lang genug - 
schon damals 
in der Kita.

"Sich regen, 
bringt Segen"?
Da bin ich 
dagegen.
Ich bleib' 
lieber liegen
statt Arbeit 
zu kriegen,
dreh mich 
nochmal um.

Ich mach' mich 
nicht krumm
für Bonzen und 
Schranzen,
die gern auf 
mir tanzen,
wenn sie mir 
befehlen,
mir Lebenszeit 
stehlen
für 
Eigeninteressen.
Das könnt ihr 
vergessen!

Krümmt man sich 
beizeiten,
wird Freude 
entgleiten.
Ein arbeitsam 
Leben?
Da bin ich 
dagegen!

Faules Osterei

Faules Osterei
*
Die Ostereier 
sind noch warm.
Ich liege 
faul im Bett.
Der Frühling winkt 
mit seinem Charme
so fröhlich 
und adrett.
Die Luft ist mild. 
Es duftet zart
nach Minze 
am Balkon.
An Frohsinn wird 
jetzt nicht gespart.
Das Leben 
wartet schon.
Mach dich nun auf, 
zieh' in die Welt!
Sie ist für dich
bereitgestellt,
um Neues zu 
erschaffen,
anstatt nur 
faul zu gaffen.

Liebesgeschichte

Liebesgeschichte
*
Dieser verfluchte Blumentopf, 
in den ich gepflanzt wurde, 
ist so verdammt eng, dass ich 
mich weder drehen noch wenden 
kann. Ich rühre mich nicht vom 
Fleck. Die Fensterbank unter 
mir ist abweisend kühl, und 
über mir schwebt der gelbe 
Vorhang, der sanft im Wind 
weht. Ich beneide ihn um 
seine Beweglichkeit. Sein 
Stoff streift manchmal die 
kahle Wand, und ich stelle 
mir vor, wie es wäre, wenn 
er über meine zarte, grüne 
Haut gleiten würde. Wie 
angenehm es doch sein 
müsste, wenn er meine 
glatten Blätter streichelte.
Mein Herz klopft, und ich 
beginne, mit dem herrlichen 
Vorhang zu plaudern. „Du 
bist so gelb, wie ich grün 
bin“, flüstere ich ihm zu. 
„Ich würde mein Grün gern 
mit deinem Gelb zu einer 
Einheit verschmelzen lassen. 
Ich weiß nicht, was 
geschieht, wenn wir uns 
vereinen, aber mein Herz 
ist voller Sehnsucht! All 
meine Wurzeln verlangen nach 
dir, und meine Zweige 
zittern in der Erwartung 
deiner Berührung.“
Doch du tust nichts.
Am Ende muss ich noch glauben, dass ich dir nichts bedeute. Kaltherzig wehst du an mir vorbei. Wie kannst du nur so hochnäsig flattern? Jetzt erkenne ich dein wahres Gesicht – und ich bin froh, dass ich dich nie an mich herangelassen habe, du herzloses Stück Stoff! Wenn etwas schon gelb und flatterhaft ist, kann man sich wohl kaum darauf verlassen. Unsere Ehe wäre mit Sicherheit bald in die Brüche gegangen. Nun hast du es geschafft: Du hast alle Gefühle, die ich für dich hatte, ein für alle Mal zerstört. Ich empfinde nichts mehr für dich – außer purem Abscheu und Widerwillen. Hätte ich dich nur nie kennengelernt. Jede Stunde mit dir auf dieser Fensterbank war verlorene Zeit. Geh mir aus den Augen – und sei endlich vom Winde verweht!

Gemauertes Gedicht

Gemauertes Gedicht
*
Peter Paul Sauer schwört, 
dass er bedauert,
dass er die Gedichte 
so lieblos gemauert
hat und mit den Strophen 
aus schepperndem Klang
ein Bauwerk erschuf, 
das ihm leider misslang.

"Was ich hier errichte, 
erfüllt mich mit Grauen.
Wie konnte ich wagen, 
solch' Verse zu bauen?
Ich gab meinen Zeilen 
nicht Richtung noch Sinn –
das Metrum, es stolpert 
und führt nirgends hin.
Die Bausünde, die ich 
durchs Dichten erschuf
belastet mein Leben 
und schadet dem Ruf!"

So wuchs dieses Mahnmal 
aus windschiefen Tönen,
mit Klangkatastrophen, 
die Lyrik verhöhnen.
Ihr Zittern und Beben 
erfüllt mich mit Hass.
Das Zeugnis 
des Scheiterns: 
es macht keinen Spaß.

Innere Stimmen_Der Checker

Innere Stimmen – Der Checker
*
„Bist du seine innere Stimme?“
„Das bin ich. Ich pass auf ihn auf.“ „Warum verbietest du ihm so viele Dinge? Er darf ja fast gar nichts bei dir.“
„Würde ich nicht aufpassen, wäre der ganze Laden längst den Bach runtergegangen. Ohne mich läuft nichts.“
„Du bist also die innere Stimme, die alles kontrolliert und darauf achtet, dass er keine Probleme bekommt? Stimmt das?“
„Nenn mich Checker.“
„Okay, Checker. Du hast einen harten Job und strengst dich sehr an, damit alles funktioniert, richtig?“
„Ganz genau.“
„Und belohnt er dich für deine Arbeit? Ist er froh, dass es dich gibt?“
„Nein. Er wäre froh, wenn er mich los wäre. Er hat keine Ahnung, wie wichtig ich bin.“
„Ist er wenigstens dankbar, dass du ihn beschützt?“
„Meine Arbeit wird leider von niemandem geschätzt.“
„Kann überhaupt etwas geschehen, ohne dass du es erlaubst?“
„An mir kommt keiner vorbei.“
„Gibt es noch andere innere Stimmen?“
„Ja.“
„Darf ich mit ihnen sprechen?“
„Nur wenn ich dabei bin.“
„Weil du sie schützen willst?“
„Ja.“
„Wenn ich dich also um Erlaubnis bitte, mit einer anderen Stimme zu sprechen – wirst du sie mir geben?“
„Das kommt drauf an.“
„Worauf?“
„Ob sie mit dir reden wollen.“
„Du gibst ihnen also die Freiheit, selbst zu entscheiden?“
„Ich will sie beschützen.“
„Vertraust du mir?“
„Es geht so.“
„Wenn ich mit anderen Stimmen spreche, bist du ja immer dabei. Du kannst jederzeit eingreifen und das Gespräch beenden.“
„Das ist mir klar.“
„Mit welcher Stimme darf ich zuerst sprechen?“
„Der Kritiker hat dir wohl etwas zu sagen.“
„Dann will ich jetzt hören, was er zu sagen hat.“

Kreative_Schreibübung_0001

 

Kreative_Schreibübung_0001
Buchstaben-Ketten-Sätze
*
Wähle ein Startwort
z.B. Ostern
*
Bilde einen Satz:
Jedes Wort des Satzes muss 
mit dem jeweiligen 
Buchstaben des 
Startwortes beginnen. z.B.
Olaf sieht täglich ein 
rotes Nasshorn.
*
Weiterschreiben:
Nimm das letzte Wort 
(hier: Nashorn) 
als nächstes Startwort und 
bilde erneut einen Satz.
*
Wiederhole das Ganze 10-mal.
So entsteht eine Kette von 
10 kreativen Sätzen.
*
Varianten für die Übung
- Tägliche Praxis: Schreibe 
jeden Tag eine neue Kette 
aus 5-10 Sätzen.
- Genre-Übung: Pro Kette 
ein Stil (z. B. Märchenhaft, 
Krimi, Humorvoll).
- Dialogform: Baue die Sätze 
in einen kurzen Dialog ein.
- Erzählstruktur: Verbinde 
die Sätze zu einer kleinen 
Geschichte.
- Illustration: Zeichne 
einzelne Szenen oder Figuren 
aus deinen Sätzen.
Beispiel
Startwort: Regen
Rita erklärt gerne einfach 
Neues.

Ich glaub‘ ich krieg‘ die Krise

Ich glaub’, ich 
krieg' die Krise!
Nichts lieb' ich mehr als diese.
Denn wenn ich in der Krise bin,
dann hat mein Leben einen Sinn:
Ich muss mich drum bemühen,
der Krise zu entfliehen. * Ich glaub’, ich krieg' die Krise!
Doch seltsam – ich genieße
das Chaos, das sie mit sich bringt,
weil es mein Denken neu durchdringt.
Und durch die Krise wird mir klar,
was vorher nur ein Rätsel war.
Ich muss mich frisch sortieren
und Neues ausprobieren.
So gibt die Krise meinem Tun
den Anstoß, endlich was zu tun.

Störet meine Krise nicht!

Stört meine 
Krise nicht!
*
Blauer Himmel. 
Gelbe Sonne.
Auf der Bühne: 
eine Tonne!
In der Tonne: 
ein Gedicht!
"Störet meine 
Krise nicht!"
ruft es zornig 
und entrüstet,
weil es sich gern 
damit brüstet,
dass es ständig 
Sorgen hat.
Doch die Freunde 
sind es satt,
nur Problemen 
zuzuhören.
Man hört, wie sie 
sich empören
und sich wirkungsvoll 
entfremden.
So kann jede 
Freundschaft enden.

Schlechte Laune

Ein Gedicht 
hat schlechte Laune
und bläst laut 
in die Posaune.
Es erscheint zwar 
wie ein Engel.
Doch die Töne 
sind Gequengel.
Es ist ja 
zu Recht verstimmt,
weil niemand es 
zu sich nimmt.
Keiner will den 
Klängen lauschen,
die durch die 
Posaune rauschen.
Darum sitzt es 
nun allein
im Posaunenblasverein
und muss wohl 
noch lange üben,
um uns nicht 
mehr zu betrüben.