Die Leinwand

Die Leinwand
*
Bilder zu malen - 
ihr Beruf.
Was ihre 
Fantasie erschuf,
hat sie auf das 
Papier gebannt,
die Farbpalette 
in der Hand.

Den Farbstift 
zauberhaft geführt,
nachdem sie 
Farben angerührt,
entstehen wunderbare 
Bilder.
Auf denen tanzt 
ein alter, wilder

graziöser, edler 
Elefant,
den man noch nie 
auf Bildern fand.
Die Farben leuchten, 
doch sie denkt:
„Ich möchte nicht, 
dass man mich kränkt.“

Deshalb beschließt sie, 
diesen alten
Tanzriesen für 
sich zu behalten.
Niemand soll dieses 
Bild verspotten.
Eher soll es 
bei ihr verrotten.

Ein Freund nahm das 
grandiose Bildnis
mit der von ihr 
gemalten Wildnis
und stellt es 
heimlich für sie aus.
Nun lobt man sie 
landein, landaus

und feiert sie 
als Künstlerin
mit Fantasie 
und Eigensinn.
Woran sie nicht 
im Traum gedacht,
wurde durch Freundschaft 
wahr gemacht.

Die Brücke

Die Brücke
*
Die Brücke schaukelt, 
schwankt im Wind.
Lianen, die 
verknotet sind,
geben den Füßen 
sicher Halt.
Doch ihm wird plötzlich 
heiß und kalt.

Schon manche Brücke 
stürzte ein
und er will nicht 
der nächste sein,
der in die wilden 
Fluten stürzt.
Wenn er sein Leben 
so verkürzt,

wird jene Zukunft 
nicht entstehen,
die er im Traum 
vor sich gesehen.
Denn wenn er diesen 
Schritt nicht wagt,
noch weiter zweifelt 
und verzagt,

bleibt weiter unerreicht 
sein Ziel,
das anzustreben 
ihm gefiel,
als es in seinem 
Geist entstand
und er den Mut 
zum Aufbruch fand.

Wird er das Hindernis 
besiegen?
Ein Schritt - schon steht 
er auf den Stiegen 
der Brücke, die hinüber führt.
Ein Fuß der zögernd 
Holz berührt.

Dann wirkt er klar 
und geht entschlossen
hinüber auf den 
schmalen Sprossen.
Ein kurzes Stolpern. 
Er erbleicht.
Doch dann hat er 
sein Ziel erreicht.

Auf seine Furcht 
zurückzuschauen,
stärkt ihn und weckt 
sein Selbstvertrauen.
Wer seiner Angst 
nicht kraftlos weicht,
wird stolz, weil er 
sein Ziel erreicht.


Licht im Dunkeln

Licht 
im Dunkeln
*
Hinter dem Fenster 
dunkle Nacht,
in der jetzt Stern 
um Stern erwacht.
Des Mondes Sichel 
leuchtet klar. 
Sehnsucht erweckend, 
wunderbar. 

Ein Kind, das aus 
dem Fenster schaut.
Es will hinaus. 
Ob es sich traut?
Die Eltern warnten 
vor der Welt,
die sich nachts 
unheimlich verstellt.

Das Kind wagt Schritte - 
leise, sacht,
die Füße tasten 
in die Nacht.
Der Atem stockt, das 
Herz schlägt schnell.
Über dem Kind, 
so klar und hell:

Ein Himmel strahlt 
im Silberlicht,
ein Sternenzelt, 
das viel verspricht
vom grenzenlosen 
Firmament,
welches das Kind jetzt 
noch nicht kennt.

Der Lichterdom, 
vertraut und nah,
weil es der Angst 
ins Auge sah,
weckt Hoffnung, 
Mut und Zuversicht
wie jedes Wort 
in dem Gedicht.

Mut zum Aufbruch

Mut 
zum Aufbruch

Sein Dasein ist von 
den Gebräuchen geprägt
die man ihm schon 
in seine Wiege gelegt.

Die Alltagsroutinen
sie lenken wie Schienen
die täglichen Pfade.
Er fand das nie schade.

Gewohnheiten halfen 
ihm zu überleben
und schützten ihn vor 
unerwarteten Beben.
Er hat sie umgangen.
Kein Ziel, kein Verlangen
hat ihn aus der Praxis 
des Alltags gebracht.
So hat er tagtäglich 
das gleiche gemacht.

Doch nun wächst in ihm 
für ihn selbst zum Erstaunen
ein Flüstern und nicht mehr 
zu stillendes Raunen,
das stark an ihm zieht.
Ein weites Gebiet
mit verlockenden Räumen
erscheint ihm in Träumen.

Was unter der Schicht 
der Gewohnheiten leidet
und was er schon immer 
verdrängt und vermeidet
brach sich nun in nächtlichen 
Traumbildern Bahn
so dass es zur Flucht 
aus dem Hamsterrad kam.

Die Angst vor der Stimme

Die Angst 
vor der Stimme
*
Wie sanft und schön 
die Stimme klingt,
wenn er allein 
im Zimmer singt.
Hier wagt er es, 
er selbst zu sein.
Gefühle formen 
zart und fein
die Stimmbandkraft
mit Leidenschaft.

Doch kaum steht er 
vor Publikum
wird etwas in ihm 
bang und stumm.
Zu zeigen, was 
stark in ihm lebt,
verursacht, dass 
die Stimme bebt.
Ein stummer Schrei
bricht sie entzwei.

Vergleicht er sich 
mit dem Tenor,
bringt Atem keinen 
Klang hervor.
Er ist kein Bass, 
kein Bariton.
Aus Angst trifft er 
oft keinen Ton.
Kein Vorbild zeigt
was er verschweigt.

Erst als er 
neue Wege nimmt
und singt, worauf 
er eingestimmt,
öffnet sich etwas. 
Wie ein Tor
bringt er den 
Körperklang hervor,
der dadurch, dass 
er ihm gefällt,
die Dunkelheit 
der Welt erhellt.

Die Angst vor dem Sprung

Die Angst vor 
dem Sprung
*
Die Stufen hinauf
in hastigem Lauf.
Ihr Herz scheint 
zu springen,
nach Atem 
zu ringen.

Ihr Mut ist 
zu loben.
Sie steht jetzt 
dort oben
auf hölzernem 
Brett
wie auf 
dem Tablett.

Wird sie es 
nun wagen,
ganz ohne 
zu zagen
zum Rand 
vorzugehen
und abwärts 
zu sehen?

Panik in 
den Knien
will sie jetzt 
erreichen.
Doch sie ist 
entschlossen,
der Angst nicht 
zu weichen

Im Turm dort 
hoch oben
ahnt man, 
in ihr toben
die Zweifel 
und Fragen.
Soll ich es 
jetzt wagen?

Hoch über 
dem Becken
sieht man sie 
erschrecken.

Wird ihr Entschluss 
wanken?
Sie scheint leicht 
zu schwanken,
senkt bald 
ihren Blick,
weicht ängstlich 
zurück,
sucht Halt 
an der Stange,
denkt furchtsam 
und bange:
"Wird meine 
Angst siegen?
Muss ich 
ihr erliegen?"

Dann spürt sie in Gliedern 
erneut ihre Kraft,
zentriert ihren Willen, 
mit dem sie es schafft,
nach vorne zu gehen, 
den Körper zu strecken -
sie springt weit hinaus 
in das hellblaue Becken.

Angst vor dem leeren Blatt

Angst vor dem 
leeren Blatt
*
Er sitzt vor 
einem leeren Blatt,
das auch keine 
Ideen hat.
"Wo nehm' ich 
die Gedanken her?"
fragt er sich, denn 
es fällt ihm schwer,
zu greifen, was 
sich präsentiert,
aus Angst, dass er 
sich jetzt blamiert.

Perfekt soll die 
Idee schon sein,
gut formuliert, kein 
schöner Schein.
Ein tiefgründiges 
Sinngedicht.
Darunter macht 
er's heute nicht.
Jedoch, wenn die 
Erwartung steigt,
löst sich das auf, 
was übrig bleibt.

Deshalb nimmt er 
das erste Wort
ohne Zensur und 
schreibt es fort
zu einem 
allerersten Satz.
Der macht neuen 
Ideen Platz,
die nun beginnen, 
sanft zu fließen.
Er sieht die 
Eingebungen sprießen
und plötzlich ist 
das Blatt gefüllt
und seine Sehnsucht 
wird gestillt.

Freundschaft

Freundschaft
*
Er tut ihr so gut 
wie ein wärmendes Feuer.
Doch ist seine Nähe 
ihr nie ganz geheuer,
denn sie kann kaum glauben, 
dass es einen gibt,
der bei ihr verweilt 
und sie rückhaltlos liebt.

Stets etwas zu leisten 
hat man sie gelehrt.
Genießen zu dürfen 
sei schlecht und verkehrt.
Damit man sie mag, hat 
sie Leistung zu bringen.
Um bei sich zu bleiben, 
muss sie mit sich ringen.

Nun übt sie tagtäglich, 
sich selbst zu vertrauen.
Mit sich selbst verbunden, 
kann sie auf sich bauen.
Ihr Freund wird zu dem Spiegel, 
in dem sie sich sieht.
Er steht ihr zur Seite, 
damit sie sich liebt.

So leuchtet bald heller 
ihr zaghaftes Licht,
ihr Mut wächst heran, 
bis das Misstrauen bricht.
Sie traut ihren Kräften 
und zeigt sich der Welt
von Freundschaft getragen, 
weil jemand sie hält.

Dankbarkeit

Dankbarkeit
*
Ist nun bereits alles 
gesagt und geschrieben?
Wird man meine herzhaften 
Dichtungen lieben?
Weiß man es zu schätzen, 
wie sehr ich mich mühte,
in Frucht zu verwandeln, 
was mir hier erblühte?

Geschenke des Lebens - 
ich möchte sie ehren,
und danke ihm für seine 
hilfreichen Lehren,
die niemand mir je 
in die Wiege gelegt.
Trotzdem haben sie mich 
geschützt und bewegt.

Ich will mich bedanken 
und weiterhin schreiben,
um Zeichen zu setzen, 
die auch nach mir bleiben.
Als Zeugen des Schönen, 
das mir hier geschah
lass ich meine 
Tanzpoesie für euch da.

Internet-Alarm

Internet-Alarm
*
Ein Gedicht 
ist alarmiert,
weshalb es nun 
losmarschiert.
Denn beim 
Internet-Studieren
las es: „Schlimmes 
wird passieren!“

Alle Klicks 
geben ihm recht:
„Menschen sind gemein 
und schlecht!“
Darum greift es 
zu den Waffen.
"Frieden ist nur 
so zu schaffen!"

Als die Nachbarn 
es so sehen,
bleiben sie 
geduldig stehen.
Denn sie wissen, 
was geschah:
Schuld trägt 
die Amygdala,
die im Kopf 
die Ängste weckt,
bis die Welt uns 
krass erschreckt.

Wie ein leiser, 
kluger Chor
flüstern sie der 
Furcht ins Ohr:
„Lass dich nicht 
von Angst regieren –
sie wird ihre 
Macht verlieren.
Uns vertrauend, 
Hand in Hand,
halten wir die 
Welt in Stand."