Bewusstseinsstufe_01

Bewusstseinsstufe_01
*
Das Bewusstsein ist immer 
in Veränderung begriffen.
Es ist am Anfang wie eine 
Streichholzflamme, 
die kurz aufleuchtet
und den zuvor dunklen 
Raum sichtbar macht.
Später kann es 
zu dem Lichtkegel 
eines Scheinwerfers werden,
der Teile der Bühne 
in die Aufmerksamkeit nimmt.
Es kann wie 
die Strahlen der Sonne 
einen ganzen Planeten 
fürsorglich erwärmen
– oder vernichten.
Je länger ich bei meiner 
unmittelbaren Wahrnehmung 
bleiben kann,
desto größer 
ist die Möglichkeit, 
mein Bewusstsein 
zu erweitern.
Indem ich den 
inneren Fluss der Gedanken, 
Bilder und Gefühle 
langsamer werden lasse
(dadurch, dass ich sie 
beobachte, ohne sie zu bewerten),
erkenne ich die 
verschiedenen 
Bewusstseinszustände,
zwischen denen 
mein Erleben hin- und herpendelt.

Instinkt: Die beige Stufe

Im instinktiven 
Bewusstseinszustand 
geht es um das 
pure Überleben.
Vom Stammhirn gesteuert, 
versucht mein Körper 
automatisch und reflexhaft,
die Grundbedürfnisse 
zu befriedigen 
und das Überleben zu sichern.
Dieser Zustand entspricht 
der frühesten Phase 
des menschlichen Daseins,
in der Nahrung, Schutz und 
Sicherheit im Vordergrund stehen.
Denken im eigentlichen Sinne 
gibt es kaum 
– das Handeln ist 
rein instinktiv.
Menschen in Extremsituationen 
oder 
in einem Zustand 
tiefer Regression
(z. B. Neugeborene oder alte, 
schwer demente Menschen)
können auf diese 
Stufe zurückfallen.

In dem von Don Beck und 
Clare Graves 
entwickelten System 
der Spiral Dynamics
wird dieser 
Bewusstseinszustand 
mit der Farbe 
beige verbunden.
Er bildet 
die Grundlage 
für alle weiteren Stufen –
erst wenn die Grundbedürfnisse 
gesichert sind, kann sich 
das Bewusstsein weiterentwickeln.

Instinkt

Instinkt:
Das beige
Bewusstsein
(instinktiv)
*
Atmen. Pulsieren.
Ich will überleben.
Die Urkraft, die mir
diesen Körper gegeben,
versah ihn mit 
außergewöhnlichen 
Kräften,
gespeichert in Nerven 
und magischen Säften.
Bewusstsein ist schwach, 
kann den Raum 
kaum erhellen.
Es muss sich vertrauend 
der Aufgabe stellen,
das winzige Licht auf 
dem Weg zu erweitern
durch Wagnis, Gewinnen 
und mutiges Scheitern.

Das Pizza-Debakel

Das Pizza-Debakel
*
Heut' backe ich 
mit Leidenschaft
Gemüsepizza, 
denn die Kraft,
die mich für meinen 
Alltag stärkt,
wirkt tief im Bauch, 
ganz unbemerkt.
Doch gleich am Anfang 
kommt die Wut.
Der Teig gerät mir 
gar nicht gut.
Zu weich zuerst 
und dann zu fest,
das Mehl verklumpt, 
gibt ihm den Rest.
Trotzdem roll' ich 
ihn mutig aus.
Dann reißt er ein 
- oh welch ein Graus!
Tomatensoße 
kommt ins Spiel,
sie läuft dahin, 
ganz ohne Ziel.
Der Käse klumpt und 
schmilzt nicht recht,
die Wurst war alt – 
oh, mir wird schlecht!
Noch Pilze d'rauf 
- die Pizza fällt
auf meinen Schuh 
- wie hingestellt.
Ab in den Ofen 
– heiß die Glut,
Vielleicht jetzt doch 
zum Pizza-Hut?
Ich überlege, 
doch zu lang,
der Rand verbrannt, 
der Käse stramm!
Mit Kummer und 
mit leerem Blick,
probier ich das 
missrat'ne Stück.
Ein Biss, ein Knirschen, 
Frustration.
Hungrig greif' ich 
zum Telefon.

Glattgebügelt

Glattgebügelt
*
Zerknitterte Hosen, 
vom Alltag gezeichnet,
erwarten voll Sehnsucht 
die glättende Hand.
Sie träumen von Dampf 
und von heißer Berührung,
vom Streichen des Eisens, 
das sie sanft entspannt.

Nun liegen sie stolz, 
ohne Makel geplättet,
gestreckt wie ein Blatt 
und vollendet gedehnt.
Kein Knick mehr zu sehen, 
von Falten gerettet
befreit von dem Knitter, 
für den man sich schämt

Denn was gibt es Schöneres 
auf dieser Erden
als von heißen Eisen 
gebügelt zu werden?

Gezähmt

Gezähmt
*
Ein Pfannkuchen, der sich 
entsetzlich geniert,
wird in einer stählernen 
Pfanne dressiert.
Er war erst nur Mehl, 
etwas Milch und drei Eier,
von mir dann verrührt 
für die kommende Feier.
Der Teig war erst klumpig, 
dann schleimig und pampig.
Er schimpfte mich "Grobian", 
nannte mich schlampig.
Da hab' ich es ihm 
mit der Kelle gegeben.
Das weichte ihn auf, 
denn er liebte sein Leben.
Ich tropfte den Teig 
aus der Kochlöffelwanne
hinab in die knisternde, 
glutheiße Pfanne.
Er schwimmt in dem 
brodelnden, spritzenden Fett,
wird knusprig gebacken, 
goldbraun und adrett.
Er duftet so süß nach 
der Milch und den Eiern,
doch nach dieser Zähmung 
gilt es, mich zu feiern.
Denn ich hab' den 
bockigen Fladen gezähmt
und freu mich darüber, 
auch wenn er sich schämt.

Grenzenlos

Die Bevölkerung Europas 
ist die Quelle 
von Europas Reichtum.
Die Bevölkerung von Europa 
– das sind wir: 
Wir sind Europa.
Wir sind das Volk. 
Unsere Arbeitskraft, 
unser Ideenreichtum, 
unsere Lebensfreude 
und Kreativität, 
unser Zusammenhalt 
– all das bildet 
das Fundament 
für den Wohlstand aller.

Damit wir alle erfolgreich 
und motiviert 
für Europa arbeiten 
können, muss die 
Grundversorgung für 
jeden Einzelnen 
gesichert sein.

Jeder Mensch in Europa 
hat das Recht 
auf ein Leben in Würde. 
Das bedeutet: Zugang 
zu einer sicheren Wohnung, 
zu ausreichender 
und gesunder Nahrung sowie 
angemessener Kleidung. Es umfasst 
außerdem die kostenlose Nutzung 
öffentlicher Verkehrsmittel und 
die Möglichkeit 
zur aktiven Teilhabe 
an Kultur, Bildung und 
gesellschaftlichem Leben. 

Nur so können wir alle 
solidarisch zur Erhaltung 
und Weiterentwicklung 
des gemeinsamen Wohlstands 
beitragen.
Darüber hinaus liegt 
die Stärke Europas 
in seiner Offenheit 
und Vielfalt. 

Grenzen zu schließen 
und zu bewachen 
ist nicht nur unmöglich, 
sondern würde uns auch in 
vielerlei Hinsicht schwächen. 
Austausch, Zusammenarbeit 
und gegenseitige Unterstützung 
machen uns stark und schaffen 
Innovation und Fortschritt.

Ein Europa, das 
für alle da ist, 
bietet jedem von uns 
die Möglichkeit, 
sein Potenzial 
zu entfalten und 
aktiv an einer 
gerechten und 
zukunftsorientierten 
Gesellschaft 
mitzuwirken. 
Lassen wir uns 
von dieser Vision leiten: 
Gemeinsam gestalten 
wir ein Europa, 
in dem jeder Mensch zählt.

Die Erbse

Die Erbse
*
Die Erbse ruht glücklich
auf flauschigen Kissen.
Auf Rosarot leuchtet ihr Grün.
Sie strahlt fröhlich und hat
ein gutes Gewissen,
dem Lohn für 
gekröntes Bemüh'n.
Sie lag unter 
zahllos gehäuften
Matratzen
und konnte sich nicht 
einmal jucken und kratzen.
Gepresst zwischen weichen
und teilweise harten
Futons musste sie
manchmal nächtelang warten.
Weil auf diesen Polstern
Prinzessinnen lagen,
ließ man sie dort liegen.
Sie durfte nicht klagen
und lag viele Nächte dort
ganz ohne Gram,
bis schließlich erlösend
die Richtige kam.
Zunächst schien auch diese
nicht allzu sensibel,
beim Testen des 
Zartgefühls aber penibel.
Die Erbse begann erst
mit zaghaftem Kneifen
und musste dann plumpere
Mittel ergreifen,
damit die Prinzessin
den Druck endlich spürte
und Prinz Paul sie freudig
zum Traualtar führte.
Denn das war der Sinn
dieser ganzen Tortur:
eine Jungfrau zu finden,
die rund um die Uhr
feinfühlig sein kann
für den liebenden Mann.
Nun ist man der Erbse
auf ewig verpflichtet
und hat ihr zum Dank
dieses Denkmal errichtet. 

Schattenspur

Eine Welle von Bosheit
rollt über die Welt.
Niemand hat sie bestellt.
Doch trotzdem ist sie da,
weil niemand die Schatten
im Hintergrund sah.

Zu viele verehren 
ihr eigenes Licht.
Was sie so erschaffen,
erkennen sie nicht.

Sie fragen, warum 
all dies Böse entsteht.
Wie schaffen wir nur, 
dass es wieder vergeht?

Es wird nur dann weichen,
wenn alle erreichen,
dass wir uns als Menschheit
in Frieden verbinden.
So heilt der 
Zusammenhalt
unsere Sünden.

Miteinander vereint.
So sind wir gemeint
und erschaffen dadurch 
eine kraftvolle Welt,
die Natur, Geist 
und Seele
im Einklang 
erhält.