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Steinheilung
*
"Wie fühlt sich dieser Stein 
auf Ihrer Schulter an?" fragte 
Pero Frau Sonder bei ihrem 
nächsten Treffen. Sie hatte 
die Augen geschlossen und 
ihre Hände verkrampften sich. 
"Wie die Hand meiner Mutter!" 
"Ich sehe sie hinter Ihnen 
stehen. Was sagt sie?" Frau 
Sonder zögerte und sagte 
dann mit brüchiger Stimme: 
"Du wirst es nicht schaffen!" 
Ihre Schulter begann zu zittern. 
"Vertrauen Sie diesem Gefühl!" 
flüsterte Pero. Frau Sonder 
schrie auf und schleuderte 
den Stein nach hinten gegen 
die Wand. "Was fühlen Sie?" 
"Eine furchtbare Wut!" "Auf 
wen?" "Auf meine Mutter." 
"Was wollen Sie ihr sagen!" 
Ihre Hände ballten sich zu 
Fäusten. "Ich werde nicht 
zulassen, dass deine Bedenken 
mein Leben vergiften!" "Und 
noch?" "Ich habe mehr 
geschafft, als du jemals in 
deinem Leben erreicht hast! 
Und ich bin stolz auf mich!" 
"Sagen Sie das nochmal!" 
"Und ich bin stolz auf mich!" 
Ihre Stimme war kräftig und klar.

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Schwerkraft
*
Sie sammelten große Steine am 
Oberkasseler Strand und 
schleppten sie hinüber in die 
Stadt. Die ersten Steine 
platzierten sie im Spee'schen 
Park, verborgen hinter dem 
Stadtmuseum. In der Wandnische 
neben der Pieta türmten sie 
kaum sichtbare Pflastersteine, 
während andere am Fuß der 
"Alten Frau im Sessel" in die 
Erde gedrückt wurden, als 
sollten sie dort Wurzeln 
schlagen. Pero ließ die Finger 
über den Boden gleiten, schloss 
die Augen und atmete tief ein. 
Sein Körper spannte sich an, 
als hätte er ein Echo aus der 
Tiefe vernommen. „Hier“, 
murmelte er, deutete auf einen 
unscheinbaren Fleck. „Hier 
braucht es mehr Gewicht.“ So 
erspürte mit seiner 
geomantischen Empathie die 
Stellen auf, die mit Steinen 
schwerer gemacht werden mussten.
Helena hatte sich überreden 
lassen, an der Mariensäule im 
Stadtteil Carlstadt einige 
rote Ziegelsteine abzulegen, 
die sie in der Nähe der 
Johanneskirche am Martin-Luther
-Platz "gefunden" hatte. Sie 
wurde von einer seltsamen 
Emsigkeit erfasst, die sie 
selbst kaum verstehen konnte.
Am Rhein hatte sie faustgroße 
Steine gesammelt, die sie den 
Patienten in die Hand gab, 
damit sie ein Bewusstsein 
für deren Form und Gewicht 
bekamen.

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Erdbeben
*
Dass Egon Sander sich von seiner 
Tasche trennen musste, ließ 
seinen Puls in die Höhe 
schnellen. Der Schweiß lief ihm 
den Nacken hinunter, während 
sein Blick immer wieder zu ihr 
wanderte. Sie stand neben ihm 
auf dem Boden, unangetastet, 
doch seine Finger zuckten, als 
wollte er den Trageriemen 
umklammern. Seine linke Ferse 
tippte nervös auf den Boden, 
ein unbewusstes Stakkato. War 
das Zittern unter seinen Füßen 
real oder nur Einbildung?
„Seit wann wissen Sie von den 
Erdbeben?“ fragte Pero. Egon 
blinzelte, als müsste er sich 
erst erinnern, wo er war. 
„Ich arbeite beim 
geologischen Dienst des 
Landes NRW. Wir dokumentieren 
Erdbeben, weil die Region 
Düsseldorf in einem 
seismisch aktiven Gebiet 
liegt.“ Seine Stimme war 
flach, mechanisch, als 
würde er etwas aus einem 
Bericht zitieren. „Hat es 
denn hier schon Erdbeben 
gegeben?“ „Ja.“ Er strich 
sich über den Arm, als 
könnte er eine unsichtbare 
Anspannung vertreiben. 
„1992 gab es ein starkes 
Beben in Roermond, das bis 
Düsseldorf zu spüren war. 
Und 2015 wurde im Osten 
der Stadt eine Erschütterung 
der Stärke 1,9 gemessen.“
Pero musterte ihn. „Und das 
macht Ihnen Angst?“ Egon 
lachte leise, aber es klang 
hohl. „Die ganze Welt macht 
mir Angst.“ Sein Blick irrte 
über den Boden, als suchte 
er nach einem festen Punkt. 
„Trump verwandelt Amerika 
in eine Diktatur. Europa 
rutscht nach rechts. Alles, 
was einmal sicher war, 
scheint sich aufzulösen. Ich 
klammere mich an das, was 
bleibt.“ Seine Hand zuckte, 
als wollte sie nach der Tasche 
greifen. Pero ließ sich Zeit, 
bevor er sprach. Er hatte 
Egons Körpersprache längst 
analysiert. Die Anspannung 
in seinen Schultern, der 
unstete Blick – ein Mensch, 
der Halt suchte. Und jemand, 
den man in eine Richtung 
lenken konnte. „Ich hätte 
eine Aufgabe für Sie. Etwas, 
das Ihnen Sicherheit gibt.“
Egon hob langsam den Kopf. 
„Was denn?“ „Helfen Sie mir, 
Pflastersteine und Felsbrocken 
an bestimmten Plätzen in der 
Stadt abzulegen. Je schwerer 
die Stadt wird, desto stabiler 
bleibt sie bei einem Erdbeben.“
*

 

hot_spot_0008

Geomantische Empathie
*
„Ich wusste gar nicht, dass es 
so viele verschiedene Formen 
der Empathie gibt“, sagte 
Helena, während sie über die 
Kieswege des Hofgartens 
schlenderten. Ihr Blick 
glitt über die alten Bäume, 
deren Äste sich sanft im Wind 
wiegten. „Emotionale Empathie 
– die Fähigkeit, Gefühle 
anderer wahrzunehmen – und 
kognitive Empathie, also das 
Hineinversetzen in fremde 
Gedankenwelten, sind mir 
bekannt. Das ist ja 
essenziell für meine Arbeit. 
Aber von geomantischer 
Empathie habe ich noch nie 
gehört.“ Sie passierten 
die massiven Bronzeskulpturen 
von Manolo Valdés, die im 
Licht des späten Nachmittags 
warm schimmerten. In der Nähe 
der Reitallee, wo sich der 
Park zur Straße hin öffnete, 
lag ein großer, 
glatt geschliffener Felsen. 
Pero ließ sich darauf nieder, 
seine Fingerspitzen tasteten 
über die kühle Oberfläche, 
als würde er nach etwas 
Unsichtbarem suchen. „Mit 
dieser Fähigkeit spürt man 
die feinstofflichen Energien 
einer Stadt“, erklärte er 
und sah gedankenverloren 
über die Dächer hinweg. 
„Diese Felder sind ein Echo 
der Emotionen ihrer Bewohner, 
geformt von historischen 
Ereignissen, den natürlichen 
Strömen der Umgebung.“
Helena verschränkte die Arme. 
„Und was bringt das für deine 
Arbeit?“ „Ich kann Orte 
energetisch reinigen, Harmonie 
schaffen. Stadtplaner oder 
Architekten könnten davon 
profitieren – Gebäude 
entwerfen, die das Wohlbefinden 
fördern. Aber für mich geht 
es um mehr. Ich kann fühlen, 
wenn ein Ort instabil wird, 
wenn die Erde unruhig ist.“
Seine Stimme senkte sich. 
Eine Böe wirbelte das Laub 
am Boden auf. „Und was hast 
du mit den Steinen vor?“
Er atmete tief ein. „Diese 
Stadt ist in großer Gefahr. 
Ich versuche, ein Erdbeben 
zu verhindern.“
*
*

 

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Herzenswächter
*
Der Verein Herzenswächter
-Rheinland war mehr als eine 
Gemeinschaft – er war ein 
Magnet für Menschen, die das 
Leiden anderer wie ein Echo 
in sich spürten. Heute 
versammelten sie sich im 
Henkel-Saal auf der Ratinger 
Straße 25, die Luft vibrierte 
vor gespannter Erwartung. 
Pero ließ den Blick über 
die Reihen der Anwesenden 
schweifen. Er erinnerte sich 
an den Moment, als er während 
seines einjährigen Retreats 
erstmals von dem Verein 
gehört hatte – eine Offenbarung, 
die ihn auf einen neuen Weg 
geführt hatte. Ein Jahr 
intensiver Auseinandersetzung 
mit der Neuroempathologie 
hatte ihm nicht nur 
Erkenntnisse über seine eigenen 
Wunden gebracht, sondern auch 
eine neue Perspektive auf die 
Welt. Hier, unter 
Gleichgesinnten, hoffte er, 
diese Einsichten vertiefen 
und weitergeben zu können. 
Auf der Bühne stand Roman 
Falkenried, seine Stimme ruhig, 
aber durchdringend. „Empathen 
spüren die Emotionen anderer 
Menschen mit einer Klarheit, 
die manchmal erschreckend 
sein kann“, sagte er und ließ 
seinen Blick über die Zuhörer 
schweifen. „Sie nehmen feinste 
Schwingungen wahr, oft noch 
bevor sich ein Gefühl überhaupt 
in Worten ausdrücken lässt. 
Doch genau darin liegt die 
Herausforderung – wer sich 
nicht abgrenzen kann, 
verliert sich leicht in der 
Welt der anderen und dabei 
den Kontakt zur Realität.“ 
Pero nickte unbewusst. Er 
hatte diese Zerrissenheit selbst 
erlebt. Doch während Roman über 
emotionale, kognitive und soziale 
Empathie sprach, fehlte ihm etwas. 
Seine eigene Fähigkeit, die 
feinstofflichen Energien einer 
Stadt zu erspüren, blieb unerwähnt. 
Die geomantische Empathie – ein 
Wissen, das tief in ihm arbeitete, 
doch scheinbar außerhalb der 
anerkannten Kategorien lag. Er 
lehnte sich zurück, lauschte 
weiter, doch sein Geist begann 
bereits zu kreisen. War er 
allein mit dieser 
Wahrnehmung? Oder gab es noch 
andere, die fühlten, was er 
fühlte – die das unsichtbare 
Netz einer Stadt ebenso spüren 
konnten wie die Gefühlswelt 
eines Menschen?

 

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Pflastersteine
*
In der nächsten Sitzung mit Herrn 
Sander ließ Pero einen 
Pflasterstein mit einem dumpfen 
Knall auf den Tisch fallen. Der 
graue Brocken war noch staubig, 
als hätte er ihn eben erst aus 
dem Straßenpflaster gerissen. 
Egon Sander zuckte zusammen 
und zog seine Aktentasche 
instinktiv näher an sich. „Ich 
denke, Sie haben das gleiche 
Problem wie ich“, sagte Pero 
und lehnte sich vor. Seine 
Stimme war scharf wie ein Messer. 
Sein Blick ruhte auf Sander, 
fordernd, prüfend. Sander 
schwieg, seine Finger 
umklammerten das Leder der 
Tasche. Dann wanderte sein 
Blick zu dem Stein. „Sie 
wollen etwas kontrollieren, 
das sich nicht kontrollieren 
lässt“, fuhr Pero fort. Sander 
sog scharf die Luft ein. Er 
starrte den Pflasterstein an, 
als könne er eine Antwort darin 
finden. „Wenn ich ein Stein 
wäre, hätte ich keine Angst“, 
murmelte er schließlich. 
Seine Worte entglitten ihm, 
als hätte ihn jemand 
angestochen und die Luft 
entweiche aus ihm wie aus 
einem alten Reifen. Seine 
Augen huschten zu einer 
kleinen Anhäufung weiterer 
Pflastersteine in der 
Ecke unter der Fensterbank.
„Was haben Sie damit vor?“
Pero grinste. „Die verschenke 
ich manchmal als 
Briefbeschwerer.“ Er nahm 
einen der Steine in die Hand, 
wog ihn prüfend. „Wenn Sie 
ein Stein wären, könnte ich 
Sie hinlegen, wo immer ich 
will. Würde Ihnen das 
gefallen?“ Sander schüttelte 
langsam den Kopf. „Dann 
stellen Sie Ihre Tasche doch 
bitte einmal neben den Stuhl.“





 

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Reitallee
*
Nachdem Frau Sonder gegangen war, 
erwartete Pero noch einen Termin 
mit Egon Sander. Dessen Blick 
huschte ruhelos durch den 
Therapieraum, seine Augen 
flackerten, und immer wieder 
blieb er an dem Kieselstein 
auf der Fensterbank hängen. Pero 
nahm die Energie des Mannes wahr, 
spürte die Unruhe in der Luft. 
Ohne zu fragen, tastete er 
dessen Energiefeld ab – und 
wusste sofort, dass hier 
Grenzen gesetzt werden mussten.
„Ich bin so nervös“, hatte Herr 
Sander als Grund für seine 
Sitzung angegeben. Doch seine 
Haltung erzählte eine andere 
Geschichte. Die ganze Zeit 
hielt er eine Aktentasche fest 
auf dem Schoß, die Finger um 
den Griff gekrampft, als hinge 
sein Leben daran.
Am Nachmittag fragte Pero 
Helena, ob sie ihn zum Schloss 
Jägerhof begleiten würde. Er 
erinnerte sich nicht mehr an 
den Weg. Gemeinsam verließen 
sie die Altstadt, gingen am 
Opernhaus vorbei in die 
Jacobistraße.
Vor dem Schloss Jägerhof 
überquerten sie die Straße und 
bogen in die Reitallee ein. 
Zwischen den vier 
Bronzeskulpturen, die Frauen 
und Kinder in barocken 
Kleidern zeigten, blieb Pero 
stehen. Er griff in die 
Manteltasche, nahm vier weiße 
Kieselsteine heraus und 
legte jeweils einen auf eine 
der Skulpturen.
„Solange etwas Schweres auf 
dem Boden steht, kann nichts 
passieren“, sagte er und 
lächelte Helena an.
Sie sah ihn lange an. 
„Ich dachte, du hättest 
das überwunden.“ „Ja“, 
antwortete Pero. „Das habe 
ich. Aber mit anderen 
Konsequenzen, 
als ich dachte.“
*


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Therapie
Frau Sonder nickte zögernd. Pero 
schob seinen Stuhl zurück, schuf 
mehr Abstand zwischen ihnen und 
ließ den Blick auf ihrer Schulter 
ruhen. „Da ist ein dunkler 
Schatten über Ihrer linken 
Schulter“, sagte er leise. 
„Können Sie sich vorstellen, dass 
er wirklich dort ist?“ Ein 
Schauer lief ihr über den Rücken. 
Plötzlich sah sie sich selbst 
von außen, als stünde sie neben 
sich. Über ihrer Schulter 
– etwas Dunkles, formlos, schwer. 
War das Einbildung? Oder spielte 
ihr der Therapeut etwas vor?
„Ich sehe etwas, das Ihre 
Schulter nach unten drückt“, 
fuhr Pero fort. „Wie ein schwerer 
Stein, der Ihnen die Kraft nimmt. 
Wenn Sie nichts tun, wird er Sie 
zermalmen.“ Ihre Atmung 
beschleunigte sich. Ihr Herz 
schlug heftig gegen ihre 
Rippen. Worte drängten sich 
in ihre Kehle, doch sie blieben 
gefangen. Plötzlich hob sie 
beide Hände und bedeckte ihr 
Gesicht. Die fremde Perspektive 
verschwand – sie war wieder in 
ihrem Körper. „Ich werde das 
nicht zulassen!“, schoss es 
ihr durch den Kopf. „Sie 
müssen nichts tun, was Sie 
nicht wollen“, sagte Pero sanft. 
„Lassen Sie uns erst einmal 
darüber sprechen, wie es 
weitergehen soll.“

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Neuroempathologie
*
Als Helenas Schritte verklungen 
waren, griff Pero in seine 
Manteltasche, zog einen weißen 
Kieselstein hervor und legte ihn 
auf die Fensterbank. Einen 
Herzschlag lang betrachtete er 
ihn, dann wandte er sich um und 
ging in den Wartebereich hinter 
den Behandlungsräumen. 
Helena hatte ihm eine 
Karteikarte gegeben, auf der 
der Name der Patientin stand. 
"Frau Sonder?" Er führte sie 
in den Therapieraum. 
Beide setzten sich. "Was kann 
ich für Sie tun?" fragte Pero 
Frau Sonder. "Meine Freundin 
hat gesagt, ich müsste lernen, 
anders zu atmen und zu sprechen."
"Sie sprechen aber doch ganz 
normal." sagte Pero. "Ja, das 
finde ich auch, aber manchmal 
ist so ein Druck auf meinen 
Schultern und in meinem Hals."
Pero sah sie an und hatte eine 
plötzliche Eingebung, als läge 
ein dunkler Schatten über der 
linken Schulter der Patientin. 
Dann sagte er:"Wir arbeiten 
hier mit der Methode der 
Neuroempathologie. Das heißt, 
wir fühlen uns in ihre 
Beschwerden ein und versuchen, 
sie von innen zu verstehen."
"Ich kann mir nichts darunter 
vorstellen." entgegnete Frau 
Sonder. "Ich kann Ihnen 
zeigen, wie diese Methode 
funktioniert, aber dazu 
müssen Sie mir die Erlaubnis 
geben, mein 
Einfühlungsvermögen zu nutzen." 

 

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Praxisraum
Am nächsten Tag fuhr Pero mit 
der Straßenbahn in die Altstadt. 
Die Schneeflocken hatten sich 
verzogen, doch der Frost lag 
noch in der Luft. Die Menschen 
zogen ihre Mäntel enger, Schals 
verdeckten Gesichter, und aus 
Mündern stieg weißer Atem. Vor 
der Tür der Praxis in der 
Bolker Straße 52 zögerte Pero 
einen Moment, bevor er 
klingelte. Die Tür öffnete sich, 
und Helena trat heraus. Sie 
musterte ihn, ließ den Blick 
über seine schmale Gestalt 
gleiten – der graue Mantel 
hing lose an seinen Schultern, 
der dunkle Schlapphut war tief 
ins Gesicht gezogen. Ihre 
Augen weiteten sich für einen 
Sekundenbruchteil, dann huschte 
ein Lächeln über ihre Lippen. 
„Schön, dich wiederzusehen!“ 
Ihre Stimme klang warm, aber 
neugierig. "Wie sehr du dich 
verändert hast! Seit wann 
trägst du einen Hut?" fügte sie 
hinzu. Pero nahm den Schlapphut 
ab und drehte ihn nachdenklich 
in den Händen. "Nur eine 
Verkleidung!" sagte er mit 
einem schiefen Grinsen. Helena 
führte ihn in einen der 
Therapieräume. Er roch nach 
warmem Holz und einer Spur 
Lavendel. Eine Behandlungsliege, 
mit blauem Stoff bezogen, stand 
an der Wand, ihre Beine aus 
hellem Kiefernholz. Im anderen 
Teil des Raumes warteten 
zwei Stühle an einem runden 
Tisch, über den ein gelbes 
Tuch gelegt war. Sie umarmte 
Pero und sagte:"Die erste 
Patientin ist schon da." 
Dann fügte sie etwas 
zögerlich hinzu: "Ich nehme 
an, du weißt noch, was du 
zu tun hast?!" "Ich habe 
viel dazugelernt." entgegnete 
er, zog den Mantel aus und 
hängte ihn mit dem Hut an 
einen hölzernen 
Garderobenständer, der 
ebenfalls im Therapieraum 
stand. "Dann lass 
ich dich mal machen. 
Ich bin drüben."