Steintherapie
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Zur Fortsetzung seiner
Eigentherapie besuchte Pero
regelmäßig die Steinheilerin
Florinella Schwups. Ihre
kleine Praxis für
Steinheilkunde lag versteckt
in einem Altbau an der
Schadowstraße, wo der Duft
von Räucherstäbchen in der
Luft hing und Kristalle in
Glasvitrinen funkelten.
Pero lag auf der
Behandlungsliege. Zwei dünne
Stäbe aus Rosenquarz ragten
aus seinen Nasenlöchern.
„Nieg neine Nuft nehr“,
murmelte er.
„Durch den Mund“, flötete
Florinella. „Ganz bewusst
ein- und ausatmen. Der
Rosenquarz öffnet das Tor
zu Ihren Gefühlen.“ Pero
entspannte den Unterkiefer.
Florinella legte ihm ein
Tigerauge auf die Stirn.
„Dieses hier stimuliert
die Zirbeldrüse. Manche
sehen dabei Bilder aus
ihren vergangenen Leben.“
Ein sanfter Druck auf
seinem Bauch – ein
Bergkristall. Mit jedem
Atemzug hob und senkte
sich der Stein. Pero
spürte ein Kribbeln in
den Fingerspitzen, ein
Ziehen in der Magengegend.
Ein leichter Schwindel
setzte ein. Dann das Kühle,
Kreisen auf seinen Fußsohlen.
Der Amethyst, geführt von
Florinellas Fingern. Erst
sanft, dann bestimmter.
Mit einem Mal hatte er den
Eindruck, aus seinem Körper
hinaus zu schießen und
sich selbst von oben zu
sehen. Dann entfaltete sich
eine Szene vor seinem
inneren Auge – scharf,
leuchtend, real, die ihn
plötzlich erkennen ließ,
warum er den dringenden
Wunsch verspürte, den
Boden in seiner Umgebung
mit Steinen zu beschweren.
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