Honigtrunken in Pralinen
*
Er war schlicht der Beste
von allen. Viele Damen der
Stadt waren seinem Zauber
erlegen – und sogar einige
Herren, die einmal auf den
Geschmack gekommen waren.
Woher er sie nahm, wusste
kein Mensch. Fragen danach
prallten von ihm ab wie
Kiesel von einer Mauer.
Manche schworen auf die
tiefschwarzen Kostbarkeiten,
andere verliebten sich in
die sanftbraunen oder die
weißen, in denen kaum
merklich ein Hauch von
Kaffeebohne nachklang. Als
Pralinenkurier mit
Kakaobohnenmagie wurde er
bald in den Gassen
geflüstert, doch der
Beiname, der sich hielt,
war: der Alchimist der
Genusskügelchen – jener,
der die Seele der Stadt
gerettet hatte. Denn lange
Zeit waren die lutscherlosen
Träumerinnen und Träumer
mit leeren Taschen durch die
Straßen geirrt, auf der
Suche nach einem süßen
Funken. Ausgehungert nach
Zucker, lebten sie vom
bloßen Versprechen des
nächsten Tages. Dann
erschien er – der
Schleckergeist, der
ihrem Hunger Richtung gab,
der die verborgenen
Sehnsüchte hervorrief und
sie mit süßer Fülle stillte.
Wie hoch der Preis sein
würde, den sie dereinst
dafür zahlen müssten, ahnte
damals noch niemand.
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