Honigtrunken in Pralinen

Honigtrunken in Pralinen
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Er war schlicht der Beste 
von allen. Viele Damen der 
Stadt waren seinem Zauber 
erlegen – und sogar einige 
Herren, die einmal auf den 
Geschmack gekommen waren. 
Woher er sie nahm, wusste 
kein Mensch. Fragen danach 
prallten von ihm ab wie 
Kiesel von einer Mauer.
Manche schworen auf die 
tiefschwarzen Kostbarkeiten, 
andere verliebten sich in 
die sanftbraunen oder die 
weißen, in denen kaum 
merklich ein Hauch von 
Kaffeebohne nachklang. Als 
Pralinenkurier mit 
Kakaobohnenmagie wurde er 
bald in den Gassen 
geflüstert, doch der 
Beiname, der sich hielt, 
war: der Alchimist der 
Genusskügelchen – jener, 
der die Seele der Stadt 
gerettet hatte. Denn lange 
Zeit waren die lutscherlosen 
Träumerinnen und Träumer 
mit leeren Taschen durch die 
Straßen geirrt, auf der 
Suche nach einem süßen 
Funken. Ausgehungert nach 
Zucker, lebten sie vom 
bloßen Versprechen des 
nächsten Tages. Dann 
erschien er – der 
Schleckergeist, der 
ihrem Hunger Richtung gab, 
der die verborgenen 
Sehnsüchte hervorrief und 
sie mit süßer Fülle stillte.
Wie hoch der Preis sein 
würde, den sie dereinst 
dafür zahlen müssten, ahnte 
damals noch niemand.

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