Die Akazienphilosophie

Akazienphilosophie
*
Ein paar 
hungrige Giraffen
machen sich am 
Baum zu schaffen,
der am Rand der 
Steppe steht,
hitzefest, vom 
Wind umweht.

Die Akazienblätter 
spüren,
wie die Zähne 
sie berühren,
sie zerreißen, 
beißen, kauen,
um sie lustvoll 
zu verdauen.

Doch ein Baum, 
der nicht vergisst,
-"Was mach ich, wenn 
man mich frisst?"-
schickt ein Gas, 
so fein und klar,
an seine 
Geschwisterschar,

warnt die Brüder 
und die Schwestern.
Schließlich ist er 
nicht von gestern.
"Gib gut Acht - 
denn jetzt und hier
kommen Fresser 
nah zu dir."

Alle Bäume 
sind gewarnt,
haben sich 
sofort getarnt,
machten ihre 
Blätter bitter
gegen die 
Giraffenritter.

Doch ein Baum fragt 
sich im Stillen:
"Muss ich nicht 
den Hunger stillen,
der die Tiere 
zu mir treibt,
auch wenn nichts mehr 
von mir bleibt?

Ist es richtig, 
mich zu rüsten,
mich vielleicht 
damit zu brüsten,
dass ich sehr viel 
schlauer war
als diese 
Giraffenschar?"

Nachdenklich ließ 
er sich fressen,
fern von 
Eigeninteressen.
Philosophisch 
von Natur,
blieb von ihm 
nicht eine Spur.
 
Veröffentlicht in Poetry.