Austerntraum

Austerntraum
*
Ich kann wirklich 
nichts dafür.
Doch hinter der 
Kühlschranktür
scheint etwas sehr 
laut zu beten
und gegen die 
Tür zu treten.

Langsam öffne ich 
den Kasten,
um mich sanft 
heranzutasten
an das, was da 
schimpft und kreischt
und so Achtsamkeit 
erheischt.

Eine Auster, 
ganz allein,
ruft: „Ich will 
nicht einsam sein!
Gib mir einen 
Schuss Zitrone!
Auch Champagner 
wär nicht ohne!

Statt dass ich 
hier vegetiere
und im Kühlschrank 
fast erfriere,
könntest du mich 
doch verwöhnen
und mich mit der 
Welt versöhnen.“

Ich geriet fast 
schon ins Schwanken,
machte mir ganz 
ernst Gedanken,
diese Meeresfrucht 
zu schützen
statt als Speise 
zu benützen.

Doch dann fand ich’s 
eher schade,
sie nicht doch 
noch zu probieren,
wälzte sie 
in der Panade,
um sie danach 
zu frittieren.

Veröffentlicht in Poetry.