Der melancholische Mangold * Ein Schattenplatz im letzten Beet. Niemand schaut, wo der Mangold steht. Sein Grün ist welk, sein Rot verblasst, er träumt davon, dass man ihn fasst und endlich in die Sonne setzt. So lichtlos fühlt er sich verletzt. Die Möhren lachen, ihm zur Pein: „Du bist so blass und tust so fein!“ Der Mangold schweigt, schaut in die Sterne. Im Sonnenschein ständ' er so gerne, um Farbenpracht dort zu entfalten. "Werde ich je die Form erhalten, die angemessen mir entspricht?" Die Möhren rufen: "Sicher nicht!" Er träumt von violetten Adern und will mit seinem Schicksal hadern, denkt an den Regen, sanft und klar, an Düfte aus dem letzten Jahr. An Hände, die ihn sacht berühren und ihn aus diesem Garten führen. Doch er ruht still im Abendlicht, ein Mangold, dem das Herz zerbricht, der denkt: vielleicht kann es doch sein - für mich ein Quäntchen Sonnenschein. |
Der melancholische Mangold
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