Verkleidungen

Verkleidungen
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Durch Kleidung schafft 
sie in der Welt
ein Bild, für das 
man sie dann hält.
Macht sie sich schön, 
wird man sie sehen
und ihr krass auf 
den Wecker gehen.
Spielt sie gekonnt 
mit ihren Reizen,
wird man mit Lob 
dafür nicht geizen
und rückt ihr deshalb 
auf der Stelle
gleich ganz gehörig 
auf die Pelle.

Bleibt sie stattdessen 
auf Distanz,
hat sie ihr Leben 
voll und ganz
bewusst und frei 
unter Kontrolle.
Sie bleibt sie selbst, 
spielt keine Rolle
und liebt ihre 
Unscheinbarkeit,
die sie vom 
Schönheitszwang befreit.

Ein grauer Schal, 
ein alter Schuh
und schon lässt jeder 
sie in Ruh',
denn sie scheint 
langweilig und grau.
Doch innerlich 
weiß sie genau:
"Ich wirke zwar 
ganz unscheinbar,
doch innerlich 
ganz wunderbar!"
So bleibt sie 
fröhlich und gesund,
denn tief im Herzen 
ist sie bunt.

Veröffentlicht in Poetry.