Boshafte Berta
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Schon in Kindertagen entpuppte
sich Berta als boshafte Teufelin.
Sie quälte ihre Spielgefährten
und traktierte in der Schule im
Handarbeitsunterricht die
anderen Kinder mit Stricknadeln,
die sie zuvor an Kerzen erhitzt
hatte. Mitten im dritten
Schuljahr wurde sie der Schule
verwiesen und bekam ab da
Unterricht bei einem Hauslehrer,
der mit strenger Hand versuchte,
das bösartige Kind zu bändigen.
Der Versuch scheiterte, weil Herr
Schlaumeier nach drei Monaten
weinend das Haus verließ und sich
schwor, es nie wieder zu betreten.
Erst als Anna Montessori in
Bertas Leben trat, wendete sich
das Blatt. Anna, eine ehemalige
Waldorfschülerin, hatte an der
Mahatma-Gandhi-Universität in
Göttingen "Angewandte Empathie"
studiert. Ihre Doktorarbeit
über "Psychische Deformationen
amerikanischer Präsidenten"
ermöglichte es ihr, sich
gedanklich und emotional in
problematische
Persönlichkeiten hineinzufühlen.
Anna bemerkte die stillen
Tränen in Bertas Augenwinkeln
und die versteiften Schultern,
wenn bestimmte Themen zur
Sprache kamen. Stück für Stück
erkannte sie die traumatischen
Erfahrungen, die Bertas
auffälliges Verhalten bedingten.
Sobald dieser Knoten gelöst war,
blühte Berta auf und verwandelte
sich in ein intelligentes,
wissbegieriges Kind.
Anna bereitete sie darauf vor,
das Abitur an einer staatlichen
Schule abzulegen, und später
promovierte Berta als jüngste
Studentin an der Universität
Hohenheim in den Fächern
Psychologie, Philosophie und
Informatik. In späteren Jahren
wurde Berta für ihre
bahnbrechenden Bücher über
"Die Entstehung psychischer
Erkrankungen von Männern in
gehobenen Positionen" mit
dem Friedenspreis des
Deutschen Buchhandels
ausgezeichnet. Ihre Werke
führten zu einer Revolution,
bei der schließlich nur
noch Frauen in
Regierungsämter gewählt
wurden.
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