Zukunftsvision*Die Schmerzen sind
verschwunden.Ich scheine
zu gesunden.Das Wunder, das
die Welt erschafft,gibt mir ein
wenig neue Kraft.Es will wohl,
dass ich bleibeund weiter
Verse schreibe.So setze ich
mich täglich hinim Glauben an
den tiefen Sinn,der diese Welt
zusammenhält,auch wenn sie ab
und zu zerfällt.Das Chaos ist
stets der Beginnzu einer neuen
Ordnung hin,die sich der
Geist von Anfang anals nächsten Schritt
der Welt ersann,in dem das Leben
sich entfaltetund sich auf
neue Art gestaltet.Aus Furcht vor
der Veränderungblieben wir lieber
immer jungund klammern uns
an altes Denken.Das Leben will uns
Zukunft schenken.Doch die werden
wir nur erleben,wenn wir das Alte
aufgegeben.
Einsamkeit
*
Die Einsamkeit
ist nicht beliebt,weil es zu
viele davon gibt.So kommt es, dass
man sie vermeidet,aus Angst, dass man
darunter leidet.Wäre sie einmalig
und selten,würde sie als
unschätzbar geltenund jeder sähe
mit Respekt,die große Kraft,
die in ihr steckt.Ihr Einfluss hilft
in allen Fällen,uns jener Innenwelt
zu stellen,die uns von jedem
Zwang befreit.Durch schonungslose
Offenheitzeigt uns die
Einsamkeit die Weltdes Geistes, klar
und unverstellt.
Ein Lappen
voller Licht*
Ich schlüpfe in die
knappen Schlappenund will mir einen
Lappen schnappen,mit dem ich Staub
und Schmutz vernichte,indem ich reine
Verse dichte.Mit denen wische
ich die Ecken,in denen Ängste
sich verstecken,wir könnten das
Problem nicht lösenund lieber müde
weiterdösen.Die Verse, ganz
aus Licht gemacht,tragen Vertrauen
in die Nachtwachsender
Hoffnungslosigkeit.So werden wir
zur Tat bereit.
Leuchtturmwärter
*
Die Nähe ist
ein scheues Reh,das ich nur
aus der Ferne seh'.Allein zu sein,
ist mir vertraut.Darauf ist
meine Welt gebaut.Ein Turm, der
Sicherheit verspricht,erlaubt sich
Busenfreunde nicht.Der kühle Wind
streicht um das Hausund pfeift: "Es macht
mir gar nichts aus!"Nur manchmal in
der dunklen Nachtwird in dem Leuchtturm
Licht gemacht.In dessen tröstlich
warmem Scheinschläft der Bewohner
dankbar ein.
Zusammengeschraubt
*
Wer hat mein
linkes Auge klaut,das nicht mehr aus
dem Kopf 'raus schaut?Wer nahm mir
meine rechte Hand,die dann nichts mehr
zum Tasten fand?Mein Fuß kann weder
geh'n noch steh'n.Ich kann mich nicht
mehr laufen seh'n.Mein Mund
spricht nichtund leis'
zerbrichtder alte Körper,
der ich bin.Sieht jemand einen
Sinn darin?Doch plötzlich wächst
ein neues Beindurch Zauberei
in mich hinein.Aus einem Auge
werden zwei.Bekam ich eines
vom Verleihder Lebenskraft,die Neues schafft?Bald lauf ich wieder
durch die Welt,weil mir das
Laufen so gefällt,tanz' froh, denn das
ist Gottes Wille,durch diesen weiten
Raum der Stille,der alle Wunder
möglich macht,die sich noch
niemand ausgedacht.
Den Geist stimmen
*
Wenn uns jemand freundlich
betrachtet oder anlächelt,
reagieren wir erfreut –
meistens jedenfalls.
Auch die Erinnerung
an eine solche Begegnung
kann angenehme Empfindungen
in uns auslösen.
Auf die gleiche Weise lässt
unser Geist-Gehirn-System
positive Gefühle entstehen,
wenn wir uns vorstellen,
dass uns jemand freundlich
begegnen wird.
Unsere Erwartungen, verbunden mit
unserer Vorstellungskraft,
können also angenehme wie auch
unangenehme Zustände hervorrufen.
Wenn ich mich häufig mit negativen
Erwartungen beschäftige
oder mich immer wieder an
unangenehme Situationen erinnere,
wird mein Geist-Gehirn-System
diese Gefühlsfärbung übernehmen.
Umgekehrt kann die Vorstellung
erfreulicher Erlebnisse –
etwa ausgelöst durch eine
Szene in einem Buch –
eine positive Grundstimmung
in mir entstehen lassen,
unabhängig davon, wie realistisch
diese inneren Bilder sind.
Ideale können schädlich sein. Sie sind Vorstellungen, auf die
wir uns zubewegen können,
aber sie sind nicht die Realität.
Wenn wir glauben, wir oder die Welt
müssten hier und jetzt dem Idealbild
entsprechen, kann das Mutlosigkeit und
Frustration erzeugen.Noch problematischer wird es, wenn
Ideale die Sicht auf das Leben
und andere Menschen vergiften –
etwa dann, wenn wir annehmen, wir
hätten diese Ideale bereits erreicht
und seien dadurch besser als
diejenigen, die diese „Ideale“
(noch) nicht verwirklicht haben.
In den Händen von
Religionsgemeinschaften
können Ideale zu einer gefährlichen
Waffe werden: Sie können genutzt
werden, um andere Menschen
auszugrenzen und die Mitglieder der
Gemeinschaft zu manipulieren.
Idealismus
*
Wir können uns eine Welt
vorstellen, in der Gerechtigkeit,
Freiheit und ein friedliches
Miteinander angestrebt werden.
Ein solches Leitbild oder Ideal kann
in der Realität möglicherweise
nie ganz erreicht werden.
Trotzdem ist es wichtig,
solche Zielvorstellungen
in der Fantasie zu bewegen
und davon zu träumen.
Je mehr Menschen von einer
solchen Welt träumen,
desto größer ist
die Wahrscheinlichkeit,
dass sie eines Tages
Wirklichkeit werden kann.
Jede Zukunft begann
mit einem Traum.
Die Kraft der Imagination
ist unermesslich.
Hoffnung
*
Hoffnung ist die Fähigkeit,
sich für die Zukunft einen
besseren Zustand vorzustellen
als den jetzigen. Was wären wir ohne unsere
Vorstellungskraft? Jede Musik
entsteht zunächst in der
Fantasie des Komponisten. Jede Geschichte lebt zunächst in
der Vorstellungswelt des Dichters. Eine Brücke wird gebaut
aus der Sehnsucht heraus,
auf die andere Seite des Flusses
oder der Schlucht zu gelangen. Die Vorstellungskraft des Menschen
ist ein mächtiges Werkzeug,
mit dem wir unsere Zukunft auf die
eine oder andere Weise erschaffen.
Wenn wir sie nicht bewusst nutzen,
wird sie zum ausführenden Organ
unbewusster Impulse, die eine
Wirklichkeit erschaffen, die
wir bewusst niemals wählen würden.
The Keeper of the Clod
*
How can I save
the tiny wormthat wanders
through the clod?Insignificant
in wind and storm,yet working
tasks of God.So small he seems
upon the ground,still faithful,
day and night.No better servant
has been found,nor one more
pure in sight.