Grenzenlos

Die Bevölkerung Europas 
ist die Quelle 
von Europas Reichtum.
Die Bevölkerung von Europa 
– das sind wir: 
Wir sind Europa.
Wir sind das Volk. 
Unsere Arbeitskraft, 
unser Ideenreichtum, 
unsere Lebensfreude 
und Kreativität, 
unser Zusammenhalt 
– all das bildet 
das Fundament 
für den Wohlstand aller.

Damit wir alle erfolgreich 
und motiviert 
für Europa arbeiten 
können, muss die 
Grundversorgung für 
jeden Einzelnen 
gesichert sein.

Jeder Mensch in Europa 
hat das Recht 
auf ein Leben in Würde. 
Das bedeutet: Zugang 
zu einer sicheren Wohnung, 
zu ausreichender 
und gesunder Nahrung sowie 
angemessener Kleidung. Es umfasst 
außerdem die kostenlose Nutzung 
öffentlicher Verkehrsmittel und 
die Möglichkeit 
zur aktiven Teilhabe 
an Kultur, Bildung und 
gesellschaftlichem Leben. 

Nur so können wir alle 
solidarisch zur Erhaltung 
und Weiterentwicklung 
des gemeinsamen Wohlstands 
beitragen.
Darüber hinaus liegt 
die Stärke Europas 
in seiner Offenheit 
und Vielfalt. 

Grenzen zu schließen 
und zu bewachen 
ist nicht nur unmöglich, 
sondern würde uns auch in 
vielerlei Hinsicht schwächen. 
Austausch, Zusammenarbeit 
und gegenseitige Unterstützung 
machen uns stark und schaffen 
Innovation und Fortschritt.

Ein Europa, das 
für alle da ist, 
bietet jedem von uns 
die Möglichkeit, 
sein Potenzial 
zu entfalten und 
aktiv an einer 
gerechten und 
zukunftsorientierten 
Gesellschaft 
mitzuwirken. 
Lassen wir uns 
von dieser Vision leiten: 
Gemeinsam gestalten 
wir ein Europa, 
in dem jeder Mensch zählt.

Die Erbse

Die Erbse
*
Die Erbse ruht glücklich
auf flauschigen Kissen.
Auf Rosarot leuchtet ihr Grün.
Sie strahlt fröhlich und hat
ein gutes Gewissen,
dem Lohn für 
gekröntes Bemüh'n.
Sie lag unter 
zahllos gehäuften
Matratzen
und konnte sich nicht 
einmal jucken und kratzen.
Gepresst zwischen weichen
und teilweise harten
Futons musste sie
manchmal nächtelang warten.
Weil auf diesen Polstern
Prinzessinnen lagen,
ließ man sie dort liegen.
Sie durfte nicht klagen
und lag viele Nächte dort
ganz ohne Gram,
bis schließlich erlösend
die Richtige kam.
Zunächst schien auch diese
nicht allzu sensibel,
beim Testen des 
Zartgefühls aber penibel.
Die Erbse begann erst
mit zaghaftem Kneifen
und musste dann plumpere
Mittel ergreifen,
damit die Prinzessin
den Druck endlich spürte
und Prinz Paul sie freudig
zum Traualtar führte.
Denn das war der Sinn
dieser ganzen Tortur:
eine Jungfrau zu finden,
die rund um die Uhr
feinfühlig sein kann
für den liebenden Mann.
Nun ist man der Erbse
auf ewig verpflichtet
und hat ihr zum Dank
dieses Denkmal errichtet. 

Schattenspur

Eine Welle von Bosheit
rollt über die Welt.
Niemand hat sie bestellt.
Doch trotzdem ist sie da,
weil niemand die Schatten
im Hintergrund sah.

Zu viele verehren 
ihr eigenes Licht.
Was sie so erschaffen,
erkennen sie nicht.

Sie fragen, warum 
all dies Böse entsteht.
Wie schaffen wir nur, 
dass es wieder vergeht?

Es wird nur dann weichen,
wenn alle erreichen,
dass wir uns als Menschheit
in Frieden verbinden.
So heilt der 
Zusammenhalt
unsere Sünden.

Miteinander vereint.
So sind wir gemeint
und erschaffen dadurch 
eine kraftvolle Welt,
die Natur, Geist 
und Seele
im Einklang 
erhält.

Nudelholz

Das Nudelholz.
Mein ganzer Stolz.
Aus Mahagoni
mit Kirschbaumgriffen,
die Kanten geschliffen,
lag es schlagkräftig
in meiner Hand,
als ich den Dieb
in der Küche fand.

Er beugte sich
über die Haushaltskasse
in meiner roten 
Schnabeltasse
und ich war
keineswegs 
erfreut.
Das habe ich 
ihm eingebläut.

Wenn Einbrecher
in meiner Küche
inmitten all
der Wohlgerüche
sich skrupellos
zu schaffen machen,
dann haben sie
nicht viel zu lachen.

Mein Teigroller
aus Mahagoni
ist scharf wie
eine Peperoni
und streckt die
schlimmsten Kerle 
nieder.
Die Diebe kommen
niemals wieder,
denn alle liegen
immer noch
begraben in 
dem Kellerloch.

Ich locke sie an
durch die offene Türe
und dadurch verführe
ich sie zu 
dem Diebstahl,
damit es mal kracht.
Es wär' doch gelacht,
könnte ich nicht mehr
als die Nachbarin killen,
denn die hat schon acht
und ich freu' mich 
im Stillen,
denn es raschelt 
so diebisch
an meiner Tasse.
Es wird Zeit,
dass ich wieder
mein Nudelholz fasse.

Schattenlicht

Schattenlicht
*
Moni Meloni schreibt 
an ihre Mutter:
„Bei mir ist wie immer 
rein gar nichts in Butter!
Mein Leben ist furchtbar,
nur Ärger und Frust!
Hast du das bei meiner 
Geburt nicht gewusst?

Kein Mann, keine Kinder,
kein Job weit und breit!
Mein Alltag besteht nur
aus Kummer und Leid.
Warum hast du mir 
diesen Körper gegeben?
Ich wär' lieber tot,
als so weiterzuleben!“

Mama schreibt:
„Ach, Moni, 
ich kann dich verstehen.
Doch hast du schon mal 
aus dem Fenster gesehen?
Der Himmel ist blau und
die Sonne scheint hell.
Nur Dunkles zu sehen,
gelingt allzu schnell.

Es wechselt der Tag 
mit der finsteren Nacht,
Am Firmament aber 
erstrahlt eine Pracht:
voller funkelnder Sterne,
die herrlich erstrahlen
und mit ihrem Leuchten
den Kosmos bemalen.

Denn nur in der Finsternis 
siehst du das Licht,
das uns eine Hoffnung 
auf Zukunft verspricht.
Dein Leid kann ich so 
nicht verbrennen,
doch manchmal hilft es, 
zu erkennen,
dass wir in Gott 
geborgen sind.
Mehr weiß ich leider nicht, 
mein Kind.“

Kollaborabora

Kollaborabora
*
"Komm, wir machen 
ein Gedicht!"
"Nein!" ,knurrt Töff, 
"Ich will das nicht!
Niemals wieder 
mit dir dichten!"
Sein Freund will
den Streit gleich 
schlichten,
schwärmt:" Die Melodien 
der Laute
und die Klangfarben 
der Silben..."
"Dumm, dass ich dir 
je vertraute!",
mault Töff Töff, 
"Lass sie vergilben!"
"Wortpigmente! 
Sprachfarbsätze!
Alles, was ich 
an dir schätze!"
"Schmeichle dich nicht 
bei mir ein!
Du bist tückisch 
und gemein!"
"Denk doch an die 
Klangreimfluten,
die in deinem 
Geiste ruhten
und sich wünschten, 
aufzutauchen!"
"Wirst du auch 
nie wieder rauchen?"
"Gut. Ich schwöre: 
'Um die Pfeife
mache ich jetzt 
eine Schleife,
so dass nicht 
der kleinste Dunst
uns're Dichterkunst 
verhunzt!'"
"Schwörst du das 
bei deiner Lunge?"
"Ja, ich schwöre, 
alter Junge!"
"Das ist gut, 
denn wenn wir reimen
und aus hoffnungsvollen 
Keimen
anspruchsvolle 
Verse formen,
streng nach 
künstlerischen Normen,
will ich, 
dieser Raum hier sei
von Qualm, Staub 
und Abfall frei.
Ganz zuletzt dann 
eben auch
frei von deinem 
Pfeifenrauch!"
Beide reichen 
sich die Hände.
Töff schreibt Verse 
an die Wände,
reimt mit gutem 
Mut und heiter
oben auf der 
Dichterleiter,
bis sein Freund, 
der harmlos pfeift,
heimlich nach 
der Pfeife greift.

Angezündet

Angezündet,
glüht es hell.
Qualmt und brennt -
das geht sehr schnell.
Man schmaucht,
um sich 
auszuruh'n
und ein Weilchen
nichts zu tun.
Nikotin
ist der Gewinn.
Damit kriegt man's
wieder hin,
um den Stress
dadurch zu dämpfen
und sich
durch den Tag
zu kämpfen.
Falls jemand 
die Kette raucht,
dampft er,
weil er es 
so braucht.
Doch auch aus 
Geselligkeit
hält man
Glimmstängel 
bereit.
Glut und Qualm.
Die Lunte brennt.
Man pafft mit dem,
den man kennt.
"Ist die Lunge
vollgequalmt,
wird sie
von dem Teer
zermalmt,
der die 
Flimmerhärchen
lähmt",
spricht der
Raucher,
der sich
schämt!

Lonely at the Top

 

Lonely at the Top
*
Hier bin ich. 

Nun ganz weit oben,
will ich mich 
stolz dafür loben,
dass ich 
aufgestiegen bin.
Denn mein Leben
macht nur Sinn,
weil ich,
was wohl 
keiner dachte,
hochkam und 
Karriere machte.

In der Hierarchie 
gestiegen,
musste ich 
Gegner besiegen,
rücksichtslos nach 
unten treten,
tätig sein 
statt nur zu beten.

Jetzt verehrt als
Spitzenreiter,
bin ich reich,
doch viel 
gescheiter. 
An der Spitze 
angekommen,
habe ich nicht
viel gewonnen.
Freunde habe
ich jetzt keine.
Oben ist man
oft alleine.

Hackordnung

Hackordnung
*
Ein Gedicht stand auf der Leiter
und wusste dann nicht mehr weiter.
"Bin ich unten oder oben?
Hat mich jemand rauf geschoben?
Oder fiel ich, nicht mehr munter,
aus der Höhe hier herunter?
Wo in dieser Hierarchie
ich grad' steh, begreif’ ich nie.
Wo ist Ursprung, wo ist Ziel?"
rief es, als es abwärts fiel.
*