Notfall-Pantomime

Zu behalten, fällt mir schwer.
Mein Gedächtnis greift nicht mehr.
Überall und allerorten 
fehlt es an den rechten Worten.
Find' ich eines, stimmt es nicht.
Darum spreche ich jetzt nicht.
Statt zu sprechen will ich schweigen
und auf das Gemeinte zeigen.
Freunde machen gute Miene
zu der Notfall-Pantomime.

Rot und Blau


Sie stehen Hand in Hand am Wald.
November ist es und schon kalt.
Das eine hat ein blaues Hut,
was hübsch ist und was steht ihm gut.
Das andere trägt rotes Hemd,
an dem man seinen Sinn erkennt.
Wenn hier ist rot und dort ist blau,
weiß man sofort: "Hier ist wer schlau!"
Jawohl! Man ist Intelligent!
Was man am roten Hemd erkennt!
Daneben durch das blaue Hut,
weiß man:"Es wird nun alles gut!",
denn schließlich ist es altbekannt:
"Durch Blau und Rot wird man entspannt!"

Es ist alles nur geklaut

Es ist alles nur geklaut.
Jeden Buchstaben gibt es schon irgendwo.
Und jedes Wort ist mindestens schon einmal benutzt worden.
Wie soll man denn da etwas Neues erschaffen?
Doch ich habe dadurch gelernt, zu erhoffen,
und es so zu erschoffen.
Was danach kommt, 
bleibt bis jetzt gleich
noch ganz offen.

Der Tod ist ja nur ein Gedicht


Wir werden alle sterben.
Auch die Männer, die sich keine Emotionen erlauben,
weil sie glauben,
dass sie das stark macht.
Am Ende werden sie, 
verzweifelt vor Einsamkeit,
in ihr Laken weinen.
Sie werden die Umarmungen bedauern,
die nicht stattgefunden haben.
Die Küsse, die nicht gegeben wurden,
werden sie vermissen.
Sie werden versuchen, sich zu vergeben,
dass sie sich nicht hingegeben haben.
Meine Trauer aber wird ruhig sein,
wie eine Pause vor den schlechten Nachrichten.
Bereit zur Hingabe,
werde ich ihn, den Tod, erwarten.
Die Arme werde ich ausbreiten
und dann in dem grünen Licht der Liebe zerfließen.
Aber bis es so weit ist,
will ich das Leben lieben
und mich auch nicht davor scheuen,
die Welt mit den Gedichten zu erfreuen,
die hier auf meinen Schreibtisch hüpfen,
um ihren Hut vor mir zu lüpfen.
Der Tod ist ja nur ein Gedicht
und darum fürchte ich ihn nicht.