Ein Gedicht liebt es zu gähnen

Ein Gedicht liebt es zu gähnen 
und will sich nicht dafür schämen, 
dass es immer müde ist 
und das Arbeiten vergisst. 
Müßiggang ist gar kein Laster. 
Arbeitet der Mensch, verpasst er 
in dem Leben das Vergnügen. 
Anstatt hier in vollen Zügen 
dieses Leben zu genießen, 
wird die Arbeit ihn verdrießen. 
Sie lässt ihn verdrießlich werden. 
Statt in dieser Zeit auf Erden 
an dem Busen der Natur 
sich genüßlich satt zu trinken, 
ruiniert er Wald und Flur. 
Statt ins Leben einzusinken, 
aufzublühen, einzutauchen, 
lernt er, die Natur zu schlauchen, 
auszubeuten, zu vergiften 
und in Träume abzudriften 
in der virtuellen Welt, 
die den Blick auf das verstellt, 
was Mutter Natur ihm bot. 
Die ist leider fast schon tot 
Wird der Mensch zum Müßiggänger, 
lebt die Erde sicher länger. 
Darum: Lasst Gedichte gähnen 
anstatt sich für sie schämen.
Veröffentlicht in Texte.