Die Zeit wird homogenisiert

Die echte Zeit kam ihm abhanden.
Er dachte nach und hat verstanden,
dass er sie virtuell ersetzt.
Er fühlt sich durch das Netz gehetzt
und sucht nach der verlor'nen Welt,
die nur noch ein Display enthält,
auf dem er tippt und wischt und streicht,
bis alles einem Bildschirm gleicht.
Sein Leben wirkt wie abgetrennt,
weil er die Welt nicht mehr erkennt.
Das blaue Licht der Scheinwelt macht
ihn ruhelos bei Tag und Nacht.
Es macht ihm Angst, dass das passiert.
Wer raubt ihm Zeit und isoliert
ihn in dem virtuellen Raum?
Warum fühlt er sich wie im Traum,
manipuliert und angepasst?
Er weiß es nicht, bis er erfasst,
dass er sich selbst in Ketten legt,
wenn er sich oft im Netz bewegt.
Sein einzigartiger Charakter
ist nur noch eine Summe nackter
leicht austauschbarer, kühler Zahlen,
die Bilder auf den Bildschirm malen,
die er für Wirklichkeiten hält,
weil man ihm diese vorenthält. 

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