Ich schreibe auf ein Stück Papier Gedichte. Ich kann nichts dafür. Das Dichten liegt mir halt im Blut. Darum gelingt es mir so gut. Ich schreibe mit dem Fingerhut in eine Schale Butter. Ich schreibe mit dem filigranen Füller meiner Mutter. Mit Klammern und mit Wäsche texte ich auf eine Leine. Mit Nägeln ritze ich Gedichte in gefärbte Steine. Mit einer Schere schneide ich zwei Zeilen in ein Tuch und knüpfe in die Ecken einen hundsgemeinen Fluch. Auf zartes, rosa Klopapier, versteckt im Damenklo, schreibe ich mit gezapftem Blut von einem Zirkusfloh. Mit schwarzer Kohle schreibe ich auf braunes Backpapier. Mit frisch geschärften Messern auf die Lederhaut vom Stier. Ich knote mit den weißen, aus dem Mund geriss'nen Zähnen Terzinen der Vergänglichkeit in schwarze Löwenmähnen. Ich schreibe mit dem letzten Haar von meinem kahlen Kopf. Ich schreibe mit dem langen, blonden, eleganten Zopf, den ich dem Weib vom Haupte schnitt, das tollkühn auf dem Wallach ritt. (Auf einem Wallach durch den Wald. Wohin? Wofür? Ihr wurde kalt.) Ich dichte selbst mit langen, spitzen, rot lackierten Nägeln auf blaue Wellen aus Papier, wenn wir durch Kissen segeln. Weil dies, mein Herz, der Dichtung gilt, will ich es froh verschenken. Sobald ich ausgeblutet bin, könnt ihr gern an mich denken. Auf dem Jenseitsplaneten, weit weg in der Ferne, dichte ich dann als Seele noch ganz neue Sterne. |
Ich schreibe auf ein Stück Papier
Veröffentlicht in Texte.