Fernglasblick

 

Ich lege Zeigefinger auf die Daumen.
Durch dieses Fernglas schau ich, 
um zu staunen,
schau staunend in die aufgeregte Welt,
die mir zu diesem Zeitpunkt nicht gefällt.
Was grad geschieht, ist nicht nach meinem Willen.
Deshalb verschließe ich ganz schnell meine Pupillen,
indem ich meine Hand als Deckel nütze
und mich vorm Anblick dieser Welt 
zunächst beschütze. 
Ich stecke meine Finger in die Ohren.
So hör ich nicht
das lautstarke Rumoren,
das aus der großen Flimmerkiste strahlt,
die Bilder in mein Unbewusstes malt,
um in mir große Ängste zu erzeugen.
Ich soll mich fürchten, mich vor Ängsten beugen.
Darum will ich nicht wissen, was geschieht,
und schaue auf ein anderes Gebiet.
So hilflos fühl ich mich in dieser Zeit
und frage: "Wird die Menschheit nicht gescheit?"
Ich möchte mich lauthals darob empören,
dass Menschen willentlich die Welt zerstören.
Es wird gebombt, getötet und geschossen
und Täterohren bleiben meist verschlossen.
In meinem Garten blühen die Narzissen.
Sie wollen eine Friedensfahne hissen.
An ihnen will ich mir ein Beispiel nehmen
und mich für meine Menschenbrüder schämen.  
Veröffentlicht in Texte.