Nicht vorbereitet, um Gott zu begegnen (2)

Als ich die Stimme rufen hörte, 
verschloss ich die Ohren. 
Durch die Kopfhörer meines Smartphones 
fanden seine Worte
trotzdem
ihren Weg 
in mein verwirrtes Gehirn. 

Die bunten Bilder auf meinem Display strahlten und malten 
mir Glücksbringer 
hinter die Stirn. 
Die Bilder wurden zur
goldenen Kette 
und ich eine willige Marionette,
die, fest an die 
materielle Welt gekettet,
jetzt nicht mehr will, 
dass man sie rettet.

Eine ganz leise Stimme 
will, dass ich höre.

Doch ich hatte mich abgewendet von Gott.
Ich liebte so sehr meinen Alltagstrott.

Und ihm nun erneut zu begegnen? O Nein!
Das möchte ich nicht 
und es muss auch nicht sein.

Nur kein Gewissen ist Ruhekissen,
denn Gewissen können gerissen sein.
Deswegen sage ich:“Nochmals nein!“

Das Gewissen zeigt klagend
auf sterbende Bäume, 
Insekten und Vögel, 
erinnert an Träume,
die alle fast völlig vergessen sind.
Ich hatte sie damals noch als Kind. 

Ein Nervensystem spannt sich
 kalt um die Welt.
Aus Glasfasern wurde
es hergestellt.
Es lenkt meine Sehnsucht,
verdreht meine Träume
betäubt mich durch
 künstlich geschaffene Räume
und stiehlt mir die Seele.

Wie sehr mich das schmerzt.

Ich will mich befreien
und öffne beherzt 
die von dem System mir
verschlossenen Sinne. 

Die Stimme ruft leise: 
"Mach hinne! Mach hinne!" 
Veröffentlicht in Texte.