Ein Gedicht hat was verloren

Ein Gedicht hat was verloren
und versucht, danach zu bohren,
bis es sich dafür verflucht,
dass es weiter danach sucht.

Das Gesuchte loszulassen,
würde sicher besser passen,
statt sich weiter zu bemühen,
für das alte Zeug zu glühen.

Freiheit ist ein hohes Gut.
Frei zu sein, erfordert Mut.
Loslassen, um frei zu sein,
wird nicht immer einfach sein.

Ein Gedicht wird nicht gebraucht

Ein Gedicht wird nicht gebraucht.
Deshalb ist es abgetaucht,
bleibt im Untergrund versteckt,
bis man es wieder erweckt,
denn es darf nur in das Leben,
hat es auch etwas zu geben.
Hat es aber nichts zu tun,
muss es im Verborg'nen ruh'n.
Besser wär's, es täte was,
denn vom Nichtstun wird man blass.

Ein Gedicht gibt ein Versprechen

Ein Gedicht gibt ein Versprechen,
muss es aber später brechen,
weil das, was es einst versprach,
so schwer wog, dass es zerbrach.

Klar, dass es zerbrechen musste,
weil dieses Gedicht schon wusste,
dass es, herzlos und verlogen,
Vorteile für sich erwogen.

Damals war ihm sicher klar,
das es nicht zu halten war.
Obwohl Zweifel in ihm tobt,
hat es Ehrlichkeit gelobt.

"Hätte ich nur nichts versprochen!"
kommt's reumütig angekrochen.
"Dann müsste ich mich nicht schämen!"
Abschließend will ich erwähnen:
Ehrenworte abzugeben
fördert die Moral im Leben!





Kokettes Brikett

Sie hieß Kokett
und er Brikett.
Sie waren beide wirklich nett.
Er war zwar schwarz und etwas schwer,
doch sie liebt ihn nur umso mehr.
Sie lebten wie ein Liebespaar,
das schlicht nur zu beneiden war,
denn Gegensätze zieh'n sich an.
Das gilt nicht nur für Frau und Mann.
Kokett tanzte einst im Ballett
als rosa Wattebäuschchen.
Dort traf sie auf den Herrn Brikett
und hielt mit ihm ein Pläuschchen.
Weil dies vor Publikum geschah
und jeder, was geschah, nun sah,
schraubte sich die Erwartung hoch
an dieses Paar. Man sah jedoch,
besonders der geübte Kenner:
Brikett und K. - es waren Männer.
Dass sie sich zeigten, sprach von Mut,
und darum ging es ihnen gut.

Tropfdeckchen und Kleckertüchlein

Das Tropfdeckchen hat einen häßlichen Fleck.
Ich kann ihn nicht leiden und mache ihn weg,
denn ich mag es sauber.
Das ist ja der Zauber:
dass man stets bereinigt den Schmutz der Natur.
Dafür ist man da. Schließlich hat man Kultur
und benimmt sich nicht immer, als wär man ein Schwein.
Nur so ist es schön und das soll auch so sein!

Mann erklärt uns die Geschichte

Man zeigt uns Geschichte wie ein Lineal
mit Kerben darauf, als ein klares Signal,
wann Männer wo kämpften und wie sie dort stritten,
um Raum zu erobern, in den sie dann ritten.
Historische Zeit ist die männliche Zeit,
als Zeitstrahl gezeichnet, von Schnörkeln befreit.
Die weiblichen Rundungen kamen nicht vor.
Historie hat für die Frauen kein Ohr,
denn die weibliche Zeit ist die weiche und runde.
Elastisch, phantastisch gibt sie davon Kunde,
dass Zyklen und Rhythmen den Jahreskreis formen,
fernab der im Phallus verkörperten Normen
zielstrebig gerichteter männlicher Kraft,
die Leben vernichtet und Grenzen erschafft.
Geschichte zeigt uns die Vergangenheit
mit Blick auf die männliche, phallische Zeit.
Männer machten Geschichte, indem sie sie schrieben.
Wo sind die Geschichten der Frauen geblieben?

Sie bricht ihre Verse direkt übers Knie

Sie bricht ihre Verse direkt übers Knie,
denn sie ist energisch und hat Phantasie.
Geboren als eine "von Schuppen und Schauer"
lag sie schon als suchendes Kind auf der Lauer,
um Buchstaben, Worte und Reime zu finden
und damit der Welt ihre Sicht zu verkünden.

Ihr Blick auf die Dinge ist nicht sehr beliebt.
Sie dichtet, dass es keine Hoffnung mehr gibt
und wir in der Welt,
auf uns selber gestellt,
nicht mehr fähig sind, weiter zu leben,
weil wir Menschen nach Höherem streben.

Es reicht uns nicht, Weizen zu pflanzen
und auf blühenden Wiesen zu tanzen.
Wir loggen uns lieber im Cyberspace ein
und wollen dort immer der Mittelpunkt sein,
während um uns herum alles Leben
kurz davor ist, den Geist aufzugeben.
Das Display des Smartphones wird unsere Welt,
die uns lockt und uns dann in Gefangenschaft hält,
ohne dass wir es merken.
Kann die Dichtung uns stärken?

Man findet in ihren gestalteten Büchern,
gedruckt auf verschnörkelten, seltsamen Tüchern,
Versuche, ihren Geist zu klären,
denn sie will sich ja nicht beschweren,
und ist trotz allem guten Mutes.
Sie will nur dichten,
und sie tut es.
Ich will ihre Gedanken speichern,
um diese Welt so zu bereichern,
denn ihre Dichtung ist nicht seicht.
Sie hatte es noch niemals leicht.

Mit 14 Jahren
hat sie erfahren,
dass niemand sie je lieben kann.

"Du bist nicht Frau und bist kein Mann!"

"Worunter ich natürlich leide!"
schreibt sie in ihrem kühlen Stil.
"Denn ich bin keine Augenweide!"
dichtet sie ohne Mitgefühl.

"Ich erwartete früher fast immer das Beste!
Deshalb gab das Leben mir immer Reste.
Es wollte mich damit vielleicht etwas lehren, 
deswegen will ich mich auch gar nicht beschweren.""

Das "Positiv Denken" ist bei ihr verpönt,
denn sie hat das Leben noch niemals verwöhnt.

"Dass jeder mal sterben muss, hab ich ich gelesen!"
war in ihrer Jugend die erste der Thesen.
"Doch da ich bisher ja noch nie tot gewesen,
sag ich mir: 'Trotz allem hab ich doch noch Glück'""
So kämpfte sie sich in das Leben zurück.

Beeilt euch!

"Macht schnell, 
dass wir uns nicht verspäten!"
"Beeilt euch, eh' ihr was verpasst!"
Man lockt uns mit Identitäten,
von denen keine zu uns passt.

"Nur heut' noch!" werden wir getrieben,
Produkte kurzzeitig zu lieben
und sie, getreulich dem Versprechen,
nach dem Gebrauch gleich zu erbrechen.

Es soll stets Platz für Neues bleiben,
das wir uns wieder einverleiben
in fortgesetzter Bulimie.
Zufrieden werden wir so nie.

Die Werbung bindet uns an Leinen.
Kaum sind wir auf den Kindesbeinen,
wird aus dem Mensch ein Konsument,
der seine Wünsche noch nicht kennt.

Damit er sie auch nicht bemerkt
wird jeder Druck auf ihn verstärkt.
Man muss ihn stets zur Eile treiben.
So wird er unzufrieden bleiben,
wird kaufen und sich nicht empören,
wenn wir die Welt damit zerstören.

Der Volksstamm der Daktylen

Sie nennen Uhren Teufelsmühlen.
Eile gilt nicht als elegant.
Der alte Volksstamm der Daktylen
macht jede Arbeit mit der Hand.

Maschine ist hier nicht erlaubt,
weil sie dem Mensch die Arbeit raubt.
Sie rennen scheinbar um die Wette.
Jedoch gilt es als Etikette,
den Gegner nicht zu überholen.

Der Sinn des Schlenderns sanfter Sohlen
ist es, in Schönheit auszuschreiten
und dadurch Freude zu bereiten. 

Kleider machen Leute

Bekleidung kann langsam sein, 
aber auch schnell.
Der aerodynamische Anzug
kann hell,
die kunstvoll geschneiderte
Windschnittigkeit
mitunter zu eng sein 
und manchmal zu weit.

Im Faltenwurf zeigt sich 
dein wahres Gesicht.
Gebügelte Kleidung taugt sicherlich nicht
zum Schmusen und Kuscheln, kurz "Hippiegegammel",
denn dazu benötigt man Wolle vom Hammel.

Sackartige weite gestrickte Pullover
bewirken bei Modebewussten: "Game over!"
Wer Anzüge trägt in unpassenden Kreisen,
hört manchmal: "Man muss dich vom Platz hier verweisen!"

Und spielst du damit, wie dich Kleidung verwandelt,
hast du Einfluss darauf,  wie man dich dann behandelt