Gedicht mit Biss

Schreibe ein Gedicht, 
das damit beginnt,
dass jemand 
jemanden oder etwas 
beißt.
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Hier mein Beispiel:

Gebleckte Zähne, dann ein Biß,
der Löcher in die Schale riss.
Es tropft herab. Das Kleid bekleckert.
Ein Elternteil, der schimpft und meckert.
"Das Kind muss in die Waschmaschine!"
kreischt laut Großtante Klementine.
Das Kind entflieht. Es stürzt. Es fällt.
Ein Bus, der nicht rechtzeitig hält.
Ein Grab. Ein Priester. Ein Gebet.
Für Reue ist es nun zu spät. 
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Mediale Macht

Die uns die Welt erklären wollen
bezwecken, durch mediale Macht,
dass wir die Welt betrachten sollen,
wie es in ihre Pläne passt.
Darum, ihr Klugen, aufgepasst!

Ich habe nämlich den Verdacht,
dass sie in ihrem Sinne lenken,
was wir zu fühlen und zu denken
und dann auch auszuführen haben.

Für sie zum Nutzen, uns zum Schaden,
spalten sie die gesamte Welt, 
die dann nicht mehr zusammenhält,
in kleine abgetrennte Gruppen,
die man dann lenken kann wie Puppen.

Uns nicht als Menschheit zu verstehen,
sondern nur Vorteile zu sehen
für die Partei (Zuerst das Wir!),
schadet am Ende dir und mir.

Nur kooperatives Handeln
kann diese Welt heilsam verwandeln,
wenn Mensch sich mit Natur vereint.
Gemeinschaftlich sind wir gemeint.
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Aprilkälte

Schreibe ein Gedicht,
das ein Gefühl
von Kälte erzeugt!
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Mein Beispiel:

Aus Osten Wind 
dreht 
Nord-Nordost.

Eisblumen blühen.
Kalt der Frost.

Blitzeis schlägt ein.
Die Kälte beißt.

Schneeweiße
Wolkenwand
zerreißt.

Knospen verharren,
noch verschlossen,
denn tödlich ist
verfrühtes Sprossen.

Schneeflocken wirbeln 
wild
im Wind.
Wie gut, 
dass wir
im Warmen sind.

Bald öffnet Sonne
unser Herz.
Endlich vorbei
April und März.
*

Schreibe ein Walzergedicht

Schreibe ein Gedicht, das
ein Gefühl von Schaukeln,
Wiegen, Walzern erzeugt.
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Meine Beispiele:
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Mit Schwung
geht's hin,
mit Schwung
geht's her.
Ich 
schwinge 
mich
leicht hin
und her.
Gelingt mir
das Schwingen,
dann werde ich singen,
denn 
wenn es gelingt,
bin ich froh
und beschwingt.
*
Ich drehe mich
mit dir
im 
Dreivierteltakt.
Ganz festlich
gekleidet:
gestriegelt befrackt.
Der Walzertakt
hebt uns
zum Himmel empor.
Ich flüstere dir
etwas leise
ins Ohr.
"Wat sachse?
Wat machse?"
So antwortest du.
Der Zauber 
verschwindet.
Ich hab'
 meine Ruh'. 

Die Schuld entstand durch Ungeduld

Wer hat dies Wunder nur ersonnen?
Ein Kokon, der, ganz zart gesponnen,
dort an dem Zweig am Baume klebt,
hat sich von ganz allein bewegt.

Ein Loch in dieser feinen Wand
berühre ich mit meiner Hand
und hauche warme Luft hinein.
Mein Atem wirkt wie Sonnenschein.

Ein Schmetterling kämpft sich hinaus.
Ich atme jetzt mehr Wärme aus
und treibe das Insekt so an,
damit es früher fliegen kann.

Die Ungeduld hat mich verleitet.
Ein Umstand, der mich oft begleitet.

Anstatt zu helfen, seh' ich nun:
Ich drängte ihn zu einem Tun
für das er noch nicht vorbereitet.
Die Flügel sind nicht ausgebreitet
und er verkümmert, weil ich Tor,
wie oft schon, die Geduld verlor.

Das Morgenritual

Ein Ritual zur Morgenzeit 
bringt Ordnung in die Endlichkeit.
Damit der Tag erfrischt beginnt,
klärt es die Richtung, die er nimmt.

Das morgendliche Ritual
darf Freude sein. Ganz ohne Qual
nimmst du so Anlauf für den Tag,
damit er dir gelingen mag.

Das Ritual sei immer gleich.
Durch die Beschränkung wirst du reich.
Es stärkt den Willen ohnegleichen.
So kannst du jedes Ziel erreichen.

Einladung zum Essen

Kartoffeln werden geschält,
Gemüse geputzt,
ein Braten in den Ofen geschoben.
Der Tisch wird gedeckt.
Kerzen werden angezündet.

Golden leuchtendes warmes Licht
durchflutet den Raum.

Gäste werden begrüßt.
Stühle werden gerückt.
Das Essen wird aufgetragen.
Teller werden bestückt.

Besteck klappert,
kratzt geräuschvoll
auf Porzellan.

Kiefer werden 
in Bewegung versetzt,
Geschmacksknospen aktiviert.

Zungen kreisen über Lippen.

Gespräche werden vermieden.
Gläser werden gehoben.
Wein wird getrunken.

Man prostet sich zu.

Der Köchin wird gedankt.
Der Besuch wird verabschiedet.
Erleichterung macht sich breit.

Ein Gedicht aus Blech

Es hat unfassbares Pech
und wird plattgewalzt zu Blech.
Bis zu diesem Wechselsfall
war es kraftvolles Metall.
Doch man konnte es verformen.

Weil es alles werden kann,
fügte es sich keinen Normen
und war weder Frau noch Mann.

In dem Walzwerk plattgepresst,
fühlt es sich enorm gestresst.
Das Gedicht steht deshalb stumm
ungelesen hier herum,
hat darüber nachgedacht,
warum man es platt gemacht.


Gedichte aus Blei

Weil er sich traute,
bleischwere Laute
in Dichtung zu weben,
schenkte er
toter Materie
Leben.
Er sah:
die Materie
ist gar nicht tot.
Dass Alles erwachte,
war Gottes Gebot!
So wurden die 
bleischweren Laute zu Gold,
so wie es die 
Göttin des Lebens 
gewollt.