Geheimnisse

Geheimnisse
*
Ich weiß um viele Geheimnisse. Manche sind
so geheim, dass ich sie selber nicht kenne.
*
Im Krieg und bei Seuchen
die Schwermut verscheuchen,
um trotz aller Plagen
ein Lächeln zu wagen,
ist unser Bestreben.
Wir dienen dem Leben,
indem wir erklären:
"Das neue Bewusstsein will sich nun gebären!"
 Wir stellen uns gegen die geltenden Normen,
und wollen beginnen, die Welt neu zu formen.
Wenn Viele das Mögliche realisieren
werden all uns're Träume 
sich materialisieren.
*
Es ist so Vieles verborgen in uns angelegt,
das ins Leben hinaustreten möchte und
sichtbar werden will. Die Schönheit der Kunst
ist ein Vorgeschmack darauf, wie die Welt
einst sein wird, wenn all dies
Wirklichkeit geworden ist. 

Multitasking

Multitasking ist bei mir verpönt,
denn ich habe es mir angewöhnt,
ganz entspannt im breiten NUN zu ruh'n,
um das, was ich mache, wirklich gut zu tun.

Statt mich in dem Allzuvielen zu verheddern
und mich zu zerstreuen und zerfleddern,
konzentriere ich mich nur auf eine Sache,
die ich gut und ganz von Herzen mache.

 

Soll das etwa richtig sein?

Muss etwas in Ordnung sein,
weil es alle machen?
Nein!
Wenn sich alle so benähmen,
müsste jeder sich was schämen!
Darum prüfe jeder selber
"Mach ich's wie and'ren Kälber?
oder kann ich selbst entscheiden,
was zu tun und was zu meiden
sich vernunftgemäß ergibt,
wenn man diese Erde liebt!"

Er hat dies Gedicht ohne Mitleid gefeuert

Er hat dies Gedicht ohne Mitleid gefeuert
und seinen Vertrag einfach nicht mehr erneuert,
nachdem er von amtlicher Quelle erfahren,
dass es sich nicht lohnt, das Gedicht zu bewahren.

Es hat keine Botschaft und ist nicht gewitzt.
Aus diesem Grund ist es beim Amt abgeblitzt.
So muss es sich nun zwischen Schimpfen und Fluchen
erfindungsreich andere Aufgaben suchen.

Der Mann vom Amt blieb unbekannt,
weil er vom Dichten nichts verstand.

Wir ernten, was wir säen

Man kann schreiben, 
um sich selbst die Welt zu erklären.
Wenn die Deutung nicht stimmt,
kann man sich nicht beschweren,
denn was du dir deutest
ist, was du erbeutest.
Dies wird dein Geschick
und das nimmst du dann mit
durch dein weiteres Leben.
Du erntest das, was du 
dir selbst einst gegeben.
Was du heute säst,
du in Zukunft erspähst.
Drum achte auf Worte, Gedanken und Taten.
Sie formen dein Leben.
Das will ich dir raten. 

Wiederbelebung

Ist die Laune dir verdorben,
weil dein Liebster dir verstorben
und er nah war deinem Herzen, 
fühlst du sicher große Schmerzen.

Alles würdest du wohl geben,
käme er zurück ins Leben.
Darum will ich nichts verschweigen
und dir hier die Wege zeigen,

wie du kannst den Freund erwecken.
Dazu musst du ihn erschrecken.
Mit den Pfoten von Kojoten
holst du dir zurück den Toten.

Haben Pfoten ihn berührt
und er sich trotzdem nicht rührt,
musst du ihn mit starken Nerven
über deine Schulter werfen,

aus dem Grabmal raus ihn tragen,
ohne Jammern, ohne Klagen,
reibst ihn ein mit Fett vom Eber
oder einer Gänseleber.

Hast mit all dem du kein Glück,
trägst du ihn zum Grab zurück,
buddelst ihn dort wieder ein
und weißt nun: Es darf nicht sein!

Fragile Bekanntschaften

Ich machte fragile Bekanntschaften
in außergewöhnlichen Landschaften,
die mir nachts im Traume erschienen sind.
Ich stand auf dem Berge. Sanft wehte der Wind.
Da kam ein mir fremder Ganove daher
und fragte erstaunt mich, wer ich denn wohl wär'.
Da kam mir mit deutlicher Klarheit zum Sinn,
dass ich ja noch immer nicht weiß, wer ich bin.
Statt böse zu fluchen,
begann ich zu suchen.
Doch hinter den Bäumen und unter den Steinen
war niemand zu sehen. Ich fand dort nicht einen.
Doch was ich mir schließlich erfolgreich verbuchte,
das war die Erkenntnis: Ich war, was ich suchte.
Doch das, was ich suche, hat gar kein Gesicht.
Das wußte ich aber zu der Zeit noch nicht.