Herkuletta tanzt Ballett

Herkuletta Nufrutetta
tanzt Ballett bei jedem Wetter,
denn das Tanzen ist ihr Leben.
Sie kann stampfen! Sie kann schweben!
Morgens streckt sie ihre Glieder
tastend unter weißem Flieder.
Sie schlägt Salto, kreist die Hüften
mittags zwischen Rosendüften
und hat beinah' jede Nacht
tanzend auf dem Dach verbracht.
Dabei hat sie Krach gemacht
und geriet in den Verdacht,
alle Nachbarn zu verdrießen.
Statt das Tanzen zu genießen,
lebt sie nun mit dieser Schuld.
Liebe Nachbarn, habt Geduld,
denn die Kunst benötigt Zeit,
wächst nur durch Beharrlichkeit. 
Ist sie erst berühmt geworden,
kriegt ihr alle einen Orden
für die Langmut, die ihr hattet,
als NachtTanzen ihr gestattet.

Unerwiderte Liebe

Ich schaue in den Rückspiegel meines roten VW-Käfers
und erblicke die sonnenverbrannten Schultern meiner Jugendliebe,
die sich schläfrig im Polster räkelt.
Er befindet sich immer auf der Sonnenseite des Lebens,
während ich jede Arbeit erledigen muss.
Das Putzen, das Kochen, sogar das Autofahren.
Zuständig für alles bin ich.
Während er sich bloss räkelt.
Ich habe die Mordgedanken eines Fleischerbeils,
weil ich das alles nicht mehr schaffen kann.
Er wirkt immer frisch und sieht ausgeruht aus.
Die Menschen lieben ihn.
"Warum siehst du immer so erschöpft aus?"
fragen mich die Leute.
Sie sollten besser IHN fragen,
warum er kein bisschen erschöpft aussieht.
Besonders unter roten Papierlaternen
im Schatten alter Reisschirme
sieht er entzückend verführerisch aus.
Aber wenn ich beginne zu streiken,
welkt seine Schönheit dahin.
Doch ich werde um ihn beneidet.
Darum kämpfe ich weiter um ihn
und lebe mit der Illusion
erwiderter Liebe.

Perfektionismus macht dich blind

Mit deinem Wunsch, perfekt zu sein,
schränkst du die Möglichkeiten ein,
die dir bereits gegeben sind.
Perfektionismus macht dich blind.

Du denkst, du bist nicht gut genug.
Doch das ist reiner Selbstbetrug.
Du suchst ja nur nach einem Grund,
um nichts zu tun. Ist das gesund?

Anstatt was Neues zu probieren,
bist du dabei, dich zu blockieren.
Statt was zu tun und dich zu erden,
denkst du, du musst erst besser werden.

Doch besser wirst du nur durch Tun.
Statt bleich vor Angst am Start zu ruh’n,
ist’s besser, wenn du losmarschierst
und dich nicht länger sabotierst.

Du fängst lieber erst gar nicht an,
damit dir keiner sagen kann,
„Du bist noch immer nicht perfekt!
Das wurde durch dein Tun entdeckt!“

Die Wissenschaft hat festgestellt:
„Nichts ist perfekt in dieser Welt!“
Vermasselt ist der Erdenort
und alle wollen von hier fort.

Risse und Mängel überall.
Die Welt entstand durch einen Knall,
darum sind Risse, Knicke, Falten
in allem, was es gibt, enthalten.

Nur du glaubst, dass du besser wärst.
Sogar, wenn du dich jetzt beschwerst,
ändert sich nichts an dem Effekt:
Die ganze Welt ist unperfekt.

Umarme darum, was es gibt.
Zeige der Welt, dass man sie liebt.
Der Rost am Eisen, Moos am Baum,
bewirkt, dass wir genauer schau’n.

Gib einfach die Kontrolle auf
und lass dem Leben seinen Lauf,
indem du schreibst und malst, was geht,
damit's im Buch des Lebens steht.

 

Moni und Herkuletta im Großstadtquartetta

Moni Meloni macht mit Herkuletta
oft Straßenmusik, denn sie sind ein Quartetta.
Sie bändigen vierhändig Töne und Klänge,
die Menschen erfreuen im Großstadtgedränge.
Wenn sie ihre Trommeln zum Himmel erheben
und Zuhörer durch ihre Rhythmen erbeben,
dann schweigen
die Geigen,
denn jedes Lamenti
mutiert zum Bontempi,
bis alle sich vor diesem Zauber verneigen.

Madam Nikoleta

Madam Nikoleta auf Kreta
ist keinesfalls etapeteta.
Sie pflegt zwischen Blusen.
mit Flusen zu schmusen
und isst dabei griechischen Feta.

Herkuletta Nufrutetta

Herkuletta 
Nufrutetta!
Ob SIE Mann ist od ER Frau,
das weiß kein ER so genau,
denn im Turteltaubental
lernten anno dazumal
alle Menschen, sich zu lieben,
unabhängig von den Trieben
und erst recht
vom Geschlecht.

Manchmal ist das Schreiben schwer

Manchmal ist das Schreiben eine schwerfällige Angelegenheit.
Ich fühle mich, als ginge ich durch eine Welt aus zähem Brei.
Dann versuche ich, einen Schritt vor den anderen zu setzen,
aber ich komme einfach nicht voran.
Die Spinnweben meines Verstandes hindern mich daran, weiter zu gehen.
Ich versinke im Treibsand meiner Gefühle, wenn ich nicht achtsam bin.
"Einfach weiterschreiben. Schreibe einfach weiter."
Sagt der Mentor in mir.
Er hat ja auch gut reden.
Er muss es ja nicht tun.
Er muss nur die Ratschläge geben.
Ratschläge, an die er sich selbst nicht halten muss.
Aber ich versuche es trotzdem.
Buchstabe für Buchstabe.
Silbe für Silbe.
Wort für Wort.
Den Widerstand überwinden.
Das Schwerfällige in mir besiegen, indem ich es in Worte fasse
und ihm eine Form gebe.
Dann wird alles plötzlich leichter.
Die Worte beginnen zu fließen.
Der Widerstand in mir besteht aus Gedanken,
die unbewusst sind.
Du schaffst es ja doch nicht.
Du bist nicht geeignet, ein Schriftsteller zu sein.
Du hast nicht genug Ideen.
Gefühle auslösende Gedanken.
Auf sowas wie dich hat die Welt gerade gewartet.
"Ja, das hat sie!" denke ich.
So spricht plötzlich eine andere Stimme in mir.
Eine Stimme, die an die Oberfläche gekommen ist,
weil ich geschrieben habe.
Denn ich bin einmalig in meinem Tun und Sein. 
Und das Zähe und Schwere, die Kräfte, die mich hinunterziehen wollen,
gehören dazu. An ihnen entwickle ich meine Kraft. Aber dazu muss ich mich
ihnen stellen und muss üben, ihnen etwas entgegenzusetzen.
Indem ich schreibe.
Immer und immer wieder.
Das will ich versuchen.
Tu du es auch.

 

Im Lederkoffer ruht mein Herz

Ich habe mein Herz in einen roten Lederkoffer gepackt
und mich in einem U-Bahn-Tunnel versteckt.
Die Welt ist eine grobe Maschine, die mich schmirgeln will,
damit ich in die Schlitze passe.
Doch ich will nicht in den Ritzen sitzen,
weil ich diese Schlitze hasse.
Lieber will ich mich ritzen
und weiter in dem Tunnel sitzen.
Die Gesellschaft verwehrt mir die Anerkennung,
die mir von Rechts wegen gebührt.
Darum bin ich von Selbstmitleid gerührt
und weiß noch nicht, wohin das führt.
Toastbrot essen ist auch keine Lösung,
denn ich habe keinen Toaster.
Ich müsste Äste und Zweige suchen,
um über einem selbst entzündeten Feuer
ein Stockbrot zu wärmen.
Wie ich mich kenne,
würde es sicher verbrennen.
Ach, die Welt ist so furchtbar schlecht!

Ich bin ja nur ein Amateur

Ich bin ja nur ein Amateur
und schreibe auf, was der Souffleur
in meinem Herzen dichtend spricht.
Ich nenne seinen Namen nicht,
weil er Lyrik aus Liebe macht.
Ein Amateur wird gern verlacht.
Man sucht Professionalität.
Das Schräge wird gern grad gemäht.
Kastriert ist dann die zarte Kunst.
Professionalität verhunzt,
was früher wild und wirksam war.
Lebendiges wird kühl und klar.
Die Kanten werden abgeschnitten.
Das wilde Pferd wird zugeritten.
Wenn man vor dem Ergebnis steht,
fehlt es an Authentizität.
In dieser Kunst lebt keine Lust.
Kein Herz schlägt mehr in ihrer Brust.
*



Jägerlatein_Teil1

Die Wildtaubengasse im Habichtswaldtal
zu finden ist schwierig, 
denn sie ist sehr schmal.
Will trotzdem wer gehen,
um sie dort zu sehen,
verirrt sich fast jeder und stürzt dann fatal
in einen dort liegenden Grabsteinkanal.