Grausamer Friseur

Moni Meloni schreibt: "Freunde, ich schwör',
gehasst sind die Stunden bei meinem Friseur!
Ich seh' dort im schonungslos blendenden Licht
mein früh schon gealtertes, blasses Gesicht!
Im Spiegel erscheinen mir Runzeln und Falten
so abgrundtief wie bei dem Gletscher die Spalten!

Ich will nicht mehr leiden
und mich selber schneiden.
Dann wird man mich um meine Freiheit beneiden.

Mein Handwerkszeug sei dieser schnurg'rade Kamm.
Mit dem zieh' ich kräftig die Kopfhaare stramm
und trenne dann hastig mit glutheißer Schere
was trennenswert wäre!
Das Haar, es fällt!
Ich bin entstellt!
Und für kein Geld auf dieser Welt
will ich mich auf die Straße wagen.
Ab nun muss ich ein Kopftuch tragen.

 

Traumstadtautomaten

In der Traumstadt standen Automaten,
die mit Nachdruck um Beachtung baten.
Ihre Bitten hatte ich kühl ignoriert
und bin herzlos und gemein 
vorbeimarschiert.
Einer stand versteckt in einer Ecke
und bat mich, dass ich mich nicht erschrecke,
denn er war gewaltig groß und breit.
Deshalb hielt ich ihn auch für gescheit.
Wirft man etwas rein, kommt etwas raus,
und man fragt sich:"Wie sieht das bloß aus?"
"Was fang ich mit diesem Ding jetzt an?"
fragt sich jede Frau und jeder Mann.
Viele Ecken hat der Automat.
Was er nicht kann, das ist: ein Spagat!
Denn zwei Beine
hat er keine
und er brummt die ganze Zeit.
Jetzt schon eine Ewigkeit.
Sicher bringt er mich mit seinem Brummen
und dem Summen langsam zum Verstummen.
Eigentlich ist er so ungefähr
irgendwie antiautoritär,
denn er würde mich mit seinem Singen
niemals und mitnichten dazu zwingen,
etwas in ihn einzuwerfen.
Das schont meine
und auch seine Nerven.
Irgendwie sind wir ein Paar geworden.
Ich verleihe im deshalb
den Automatenorden.