Pessimistischer Blick

Religiöse Gruppen 
entpuppen
sich oft
als überhaupt
nicht fromm,
denn wer nicht glaubt,
was sie
behaupten,
verliert manchmal
sein kluges Haupt.
Und das viel schneller,
als erlaubt.

Wie Vieles,
was von den Menschen gemacht,
ist Weihnachten auch 
nur erdacht,
um die Menschen
zum Kaufen
zu animieren
und dadurch 
den Geldstrom
zu kontrollieren.

So scheint all das Schöne
ein Irrtum zu sein.
Die Seele ist sicher nur
tröstender Schein
einer anderen Welt.
Und uns gefällt,
auf sie zu hoffen.
Am Ende bleibt wohl alles offen
und ich werde kein Pessi-Mist,
auch wenn es
manchmal schwierig ist:
Der Glaube
an die
Mutterschraube,
die diese Welt
zusmmenhält.
Oder war es die Schraubenmutter?
Egal,
alles
ist nun
in Butter!
*

Blätterteigzeit

Blätterteigzeit 
ist die Zeit zwischen Schichten
aus Ölteig,
wo es gelingt,
flutschig zu dichten.
 Sie steht für die Zeit
zwischen all den Sekunden,
die niemand je sah
und die keiner gefunden
hat, weil sie sich dehnt
und sich einfach
gemütlich
an Teigblätter lehnt,
wo sie sich
durch ihre Ausdehnung 
weitet
und eine tiefgehende Stille
verbreitet.
*
Blätterteigzeit ist die Zeit 
zwischen Schichten
aus Öl, das es dir erlaubt, 
Zeit zu verdichten.
Sie dehnt die Strukturen 
der messbaren Zeit,
indem sie Sekunden 
zertrennt und entzweit.
Aus einer Sekunde 
entstehen so zwei.
Was du damit machst, 
steht dir selbstredend frei.
Du kannst sie vergeuden 
bei Kaffee und Kuchen.
Doch solltest du ihr 
eine Aufgabe suchen,
so solltest du wissen, 
und das ist sehr wichtig :
die neue Sekunde 
tickt nicht mehr ganz richtig.



Einmal jemand and’res sein

Ab und zu wünscht sich wohl jeder,
mal ein anderer zu sein.
Ich wär' gern wie eine Feder:
leicht und hübsch und zart und fein.

Groß und dünn mit schlanken Waden,
dünn wie ein gefärbter Faden,
würd' ich tanzen, springen, wippen
und nicht aus den Latschen kippen,
wenn Probleme mich umbrausen
und mein Haupthaar frech zerzausen.

Fröhlich sein trotz Schwierigkeiten,
die mir Umstände bereiten,
für die ich ja gar nichts kann.
Lerne ich das irgendwann?

Doch derweil und bis dahin
bleibe ich so, wie ich bin.
*

 

Uhren gibt es ziemlich viele

 Die Sanduhr ist fast nicht zu hören,
darum kann sie auch keinen stören.
Ihr Ticken ist ein leises Rieseln,
in dem Sekundentropfen pieseln.
Noch leiser ist die Sonnenuhr.
Sie zählt die schönen Stunden nur
und ist es wolkig oder Nacht,
wird Zeit ganz einfach ausgemacht.
Misst eine Uhr Zeit digital,
wird Zeit zu einer reinen Zahl,
kennt Tage und auch Nächte nicht.
Dadurch verliert sie ihr Gesicht
und weiß nichts von den Jahreszeiten.
Sie kann ja nur 
im Gleichmaß schreiten. 
Die Wasseruhr hat eig’nen Charme,
doch passt sie nicht auf einen Arm.
Das Handgelenk ist ihr zu klein,
denn da passt ja kein Wasser rein.
Die Pendeluhr ist das Vehikel
mit einem langen Perpendikel.
Verstummt jedoch die Kuckucksuhr,
braucht dieser Kuckuck eine Kur.
*

Dritter Advent 2023


"Lasst mich in eurem Bund sein 
die dritte!" 
So stand er vor uns 
mit dieser Bitte: 
ein ausgemusterter 
Kerzenstumpen, 
gekleidet in 
runtergekommene Lumpen. 
"Ich war mal ein König 
und leuchtete hell, 
doch im Laufe der Jahre 
ist mein Fell 
ausgebrannt und durch Feuer 
stets dünner geworden. 
Früher leuchtete ich 
auch im finsteren Norden! 
Für den dritten Advent 
neben euch auf dem Kranz 
wär' ich gerne bereit 
für den vorletzten Tanz."  
Wir traten zur Seite, 
die EINS und die ZWEI 
und gaben den Platz 
für den Lichtkönig frei.  
Durch Freude und Leid 
ging er, so wie wir alle. 
Seine Strahlen erleuchten 
die winzige Halle 
und zum dritten Advent 
- lassen sie uns erkennen: 
"Was immer auch war! 
Wir werden verbrennen! 
Und es ist besser, 
sein Leben zu leben, 
als die Kerze am Schluss 
unverbrannt abzugeben!“ 
*

 


															

Kommunikation

A:" Du schweigst?"
B:"___"
A:"Redest nicht?"
B:"___"
A:"Hältst einfach den Mund?"
B:"___"
A:"Glaubst du etwa, das macht mir was aus?"
B:"___"
A:"Ich kann genausogut schweigen wie du!"
B:"___"
A:"Dann siehst du mal, wie das ist..."
B:"___"
A:"..wenn man die ganze Zeit nichts hört!"
B:"___"
A:"Ich glaubte schon länger,
dass etwas nicht stimmt!"
B:"___"
A:"Wir hätten das klären können,"
B:"___"
A:"wenn du geredet hättest."
B:"___"
A:"Aber gut.
B:"___"
A:"Wenn du es nicht anders willst!"
B:"___"
A:"Dann trennen wir uns eben deswegen!"
B:"Was du immer hast! 
Ich drücke doch nur die Zunge 
gegen den Gaumen
für meine Zungengymnastik!"
*

Ist Schweigen Kommunikation?

Ist Schweigen Kommunikation?
Wenn A schweigt, zeigt es dadurch schon,
dass es mit B nicht reden will.
Auf einmal wird es dröhnend still.
Durch das Ausbleiben von Geräuschen,
lässt B sich nicht sehr lange täuschen.
Auch wenn es keine Laute hört,
ist B über das A empört.
Die nonverbale Streiterei
setzt beiderseits Hormone frei,
bis jeder endlich lauthals schreit
und sich so von dem Druck befreit,
der zwischen ihnen nur entstanden,
eil sie erst keine Worte fanden.


Selbstkontrolle

Ich stehe jederzeit bereit
und bin die Produktionseinheit
Nummer Zweitausendsieben.
Hier eingeschrieben
in meine Stirn
und eingescannt
in mein Gehirn,
hat man mich gemessen.
Ich wurde gewogen
und fachgerecht
zurechtgebogen
für die Interessen der Finanz.
Früh lernte ich,
mich voll und ganz
zu prüfen und zu optimieren,
um angepasst zu funktionieren.
Mich zu belohnen, darf ich kaufen,
und halte das System am Laufen.
Im Kindergarten musst' ich lernen,
den Eigenwillen zu entfernen.
Ich brauche keine Kontrolleure,
weil ich auf diese Stimme höre,
die mich von Innen kontrolliert
und so mein Handeln dirigiert.
Ich bin die Ware, bin Produkt.
Selbst produziert und ausgespuckt,
bin ich bereit, mich stets zu testen.
Diese Kontrolle klappt am besten,
weil ich sie nicht als Zwang empfinde,
sondern mich selber an sie binde.
*

Zweiter Advent 2023

Adventskalendertüren
führen
uns weiter
durch die Dunkelheit,
in der ab nun
zwei Lichter brennen.

So können wir
vor uns erkennen:
das Licht,
das wir noch
nicht verstehen,
als Kraft
in uns'rem Geist 
zu sehen.

Auch dazu
dient uns 
der Advent:

uns dieser
Dunkelheit zu stellen,

hilft uns,
die Seele
 zu erhellen.
*

Die Macht der Worte

Wir glauben, die Welt zu erkennen,
indem wir die Dinge benennen.
Der Name gibt uns die besondere Kraft,
die uns Macht über allerlei Dinge verschafft.
Was wir etikettieren, wird uns zum Objekt,
wird ein Ding, in dem nun keine Seele mehr steckt.
Wir verfügen darüber, wie es uns beliebt,
zerstören Natur, bis es keine mehr gibt,
und haben so ganz neue Worte entdeckt:
der Klimakollaps, der Treibhauseffekt,
das Artensterben, die Umweltzerstörung.
Wir nutzen die Worte gefüllt mit Empörung
wie unscheinbar wirkende knallharte Waffen,
mit denen wir Wirklichkeit für uns erschaffen.