Monsieur Töff Töff betet zu Gott

Monsieur Töff Töff betet zu Gott:
“Zeig dich mir endlich, aber flott!”
Sein Gott jedoch gedenkt zu ruh’n.
Er ist entschlossen, nichts zu tun.
Monsieur Töff Töff schimpft :”So ein Mist!
Ab jetzt bin ich ein Atheist.
Ich bin zu Recht enorm empört,
weil mich mein Herrgott nicht erhört!
Sollte mein Gott sich nochmal zeigen,
will ich nicht beten, sondern schweigen
und tu dann so, als würd’ ich schlafen,
um ihn gezielt damit zu strafen!”

Die Mondfrau

Stücke des Vollmonds fallen herab und verwandeln sich in eine
milchige Flüssigkeit, die von den Bäumen herabtropft. Die
Tropfen sammeln sich in einer Lache und fließen in einem Tümpel
zusammen, aus dem sich das Mondweib erhebt und ihr bleiches Gesicht
dem Mond zuwendet. Sie beginnt sehnsuchtsvoll zu heulen wie ein
Wolf, aber der Mann im Mond ist nicht zu sehen.
Die Last auf seinem Rücken hat ihn auf die Erde hinabgedrückt.
Das Mondweib muss ihn nun suchen.
Es duftet nach Pfefferminz. Der charakteristische Duft der
Mondfrau vermischt sich mit dem Geschmack von Vanille.
Es keucht im Gebüsch. Zweige knacken und Blätter rascheln.
Ein verwitterter Unterstand, in dem die Mondfrau sich verkriechen
kann. Das MIAOU einer Katze, die jammert. Ein Hund, der den Mond
anheult: HOOOUUUU HOOHUUÜÜIIIII.
Die Mondfrau macht sich auf den Weg.

Die Zeit bleibt steh’n

Die Zeit bleibt steh’n,
Sie kann nicht mehr geh’n.
Wie eingefroren kühl im Eis
steh’n Zeiger ohne Zeithinweis.
Im leeren Raum schwebt der Moment.
Die Ewigkeit, die keiner kennt,
jetzt seh’n zu lernen ist ein Muss
durch diesen Zeit-bleibt-stehen-Beschluss.
Weil sich die Zeit ab jetzt verweigert
wird die Zeitlosigkeit gesteigert
und alle bleiben unverletzt
im Hier und Jetzt.

Die Scheuklappen kappen

Die Scheuklappen kappen.
Den Blickwinkel weiten.
Sich vorzubereiten,
um friedlich zu streiten.
Das schmale Gesichtsfeld nicht länger verengen.
Die Grenzen der Wahrnehmung deutlich zersprengen.
Anstatt sich blindwütig zerstörend zu hassen,
nach Lösungen suchend die Hände erfassen.
Sich Sicherheit suchend ins Auge zu schauen.
Versuchen zu lernen, einander zu trauen.
Statt Kriege zu führen,
einander zu spüren.
Den Lebewesen wohlwollend begegnen
und mutig beschließen,
sie alle zu segnen.

Die Lust sei mit Allen

Lutschen und Lecken.
Die Haut so entdecken.
Ein Reiben, ein Schmiegen.
Sich halten und wiegen.
Ein Schnuppern, ein Riechen.
Sich in sich verkriechen.
Sich drücken und spüren.
Sich zärtlich berühren.
Sich achtsam liebkosen
im Duft zarter Rosen.
Sich achtsam verwöhnen
im Wimmern und Stöhnen.
Einander erkunden.
Sich strecken, sich runden.
Sich sinnlich erleben.
Erschauern. Erbeben.
Sich lustvoll breit weiten.
Ein Schreiten, ein Gleiten.
Ein lautes Zerfließen
in Strömen vergießen.
Entspannt einfach fallen
und wohlwollend Lallen:
“Die Lust sei mit Allen!”

Monsieur Töff Töff lernt meditieren

Monsieur Töff Töff lernt meditieren.
Er möchte seinen Geist trainieren
und spricht :”HUNG PEME MANI OM!”
Denn das erfrischt und macht ihn fromm.
Auf einem Kissen, ganz aus Schaum,
sitzt er und fliegt durch Zeit und Raum.
Bilbo, sein Freund, ist irritiert,
weil bei dem Vorgang nichts passiert.
“Du sprichst die Silben falsch herum!
Es heißt OM MANI PEME HUNG!”
wird Töff Töff streng von ihm belehrt.
Das, was Töff tat, war wohl verkehrt.
So ändert er die Silbenreihe,
damit er seinen Geist befreie.
Doch kaum spricht er das Mantra richtig,
wird sein Geist plötzlich schwer gewichtig
und aus der Höhe seines Schwebens
stürzt er zurück in dieses Lebens
Realität, die ihm beweist:
Man findet ihn nicht, diesen Geist,
hält man sich an bekannte Regeln.
Will man mit seinem Geiste segeln,
muss man ihm völlig neu vertrauen
und nicht auf alte Formeln schauen.
“HUNG PEME MANI OM OM OM!”
lacht er und fliegt beglückt davon.

Herbst und Regen

Blätterrauschen,
Bäumeknarren,
Vögel, die im Baum verharren,
Äste, die im Wind sich wiegen,
Krähen, die auf Zweigen liegen
und sich faul die Flügel kratzen,
ohne Angst vor wilden Katzen.
Eichhörnchen, die sich sanft putzen-
Elstern, die das Laub beschmutzen
und mit ihrem frechen Keckern
über Wind und Regen meckern.
Donner blitzen und besiegen
so den sommerlichen Frieden,
während Regentropfen platschen
und laut auf den Boden klatschen.
Reife Nüsse, fallen, kullern-
Wolken, die ihr Wasser strullern.
Sturm, der an den Bäumen rüttelt,
Krähen, Elstern, Hörnchen schüttelt,
bis sie von den Bäumen fallen
und hart auf die Erde knallen.
Seht nur, wie der Sommer endet
und die Wetterfront sich wendet.
Bald ist Herbst und wir genießen
welkes Laub an uns’ren Füßen.

Lob der Gymnastik-3

Ganz gezielt in jede Rippen stippen
und dabei nicht aus den Latschen kippen!

Bloß nach hinten nicht und nicht nach vorn,
denn dann fällst du und dir wächst dort vorn ein Horn!

Auf der Stelle traben , beide Arme schwingen,
mit den Fersen trippeln und dabei laut singen!
Das ist sehr gesund und hier so Brauch,
stärkt die Lungenflügel und das Zwerchfell auch.

Wer den Körper täglich tüchtig züchtigt,
seine Muskeln stärkt und so ertüchtigt,
macht sein Leben länger um genau die Zeit
die ihm täglich für das Turnen dann noch bleibt.

 

Ein rundes Gedicht

Sie sind wunderschön, doch ich kann sie nicht malen:
die runden Gebilde in Seifenschaumschalen,
die sich schillernd drehen in wirbelnder Luft.
Aus ihnen verströmt ein betörender Duft,
der Denken verschleiert und Sinne berauscht,
so dass man den Traum mit der Wirklichkeit tauscht.
Im Rausch fängt man an, runde Dinge zu sehen
und selber Spiralen und Kreise zu gehen,
sieht Reifen rollen durch schimmernde Räume,
die laut hallend hüpfen durch taghelle Träume,
hört klackernde Kugeln, die schnell abwärts fallen
und krachend gegen die Holzstufen knallen.
Auf dämpfenden Teppichen kullern sie leise
die Treppe hinunter und rollen im Kreise,
wo alles im Traumball ganz rund wird und bunt,
so dass man vermutet, man wär’ nicht gesund.
Das kantige Bett – es verliert seine Ecken,
die Ecken des Schrankes – sie spielen Verstecken.
Das eckige Fenster, nun Bullaugen gleich,
rollt mit den Pupillen und mir wird ganz weich.
Das Rad zwischen aufgeregt springenden Bällen
dreht sich jetzt viel schneller, macht wirbelnde Wellen,
die am Traumrand zerschellen.
Wie ich dann am Morgen verwundert erwacht
bin, hab ich mir gedacht:
So wunderbar rund kann sie sein, diese Welt,
wenn man all diese Ecken beiseite stellt,
um nie anzuecken
und aufzuwecken,
was dem Weichen und Runden im Wege steht
und als Eckiges kantige Wege geht.

Dies Gedicht ist ein Autist

Dies Gedicht ist ein Autist,
der Kontakte nicht vermisst.
Weil er gerne alles zählt,
ist er auch noch nicht vermählt.
Wird ein Weib ihm lieb und teuer,
ist er ihr bald nicht geheuer.
Kaum sieht er die Brautausstattung,
ordnet er nach Zahl und Gattung
und kann auf den Punkt genau
ausrechnen: den Wert der Frau.

Deshalb fliehen die Gefreiten,
ohne zum Altar zu schreiten
Ein Heirat gibt es nicht.

Ungetraut bleibt dies Gedicht.