Ein Gedicht über Wasser

Über Wasser will ich schreiben.
Will mich an den Tropfen reiben,
bis Ideen in mir sprießen.
Die will ich dann fleißig gießen.
Tropfen tröpfeln. Wasser fließt.
Plätschern gluckert und ergießt
sich in meinen Lebensraum.
Ich bemerke es erst kaum,
bis das Wasser mich umkreist,
mich ergreift und mit sich reißt.
Wasser strudelt nass mich fort,
zieht mich an den feuchten Ort
voll mit eisig Wasser nass,
wo ich bleich dann bin und blass.
Nun in diesem glitschig Grab,
das ich mir gegraben hab,
danke ich: Wer Wasser wählt,
wird mit Wasser auch gequält.
Nächstes Mal bin ich gescheiter
und schreib über Trockenheiter.

Herzloser Kühlschrank

Mein Kühlschrank hat leider sein Passwort vergessen.
Er öffnet mir jetzt seine Türe nicht mehr.
Ich habe schon Stunden hier vor ihm gesessen,
bin hungrig und durstig. Das Leben ist schwer!
Erst hab ich gebeten, dann hab ich geschimpft!
Die Software des Kühlschranks, dagegen geimpft,
verlangt mit dem immerzu gleichen Akzent
das richtige Passwort, weils meines nicht kennt!
Ich hab ihn getreten, ich hab ihn gehau'n.
Er sagt, ich soll mal in die Handbücher schau'n!
Der Kühlschrank ist herzlos. Er lässt mich im Stich.
Dabei stimmt das Passwort, doch das weiß nur ich!
Von einer KI sicher falsch programmiert,
lässt es mich hier hängen und ich bin blamiert!

Gedichte, die marschieren

Gedichte, die marschieren,
sind gegen das Flanieren.
Zu ruhen und zu chillen
ist gegen ihren Willen.
Einfach so rumzuhängen
entspricht nicht ihren Zwängen.
Sie hassen es zu schleichen.
Der Arbeit auszuweichen
entspricht nicht ihrem Stil.
Ihnen ist nichts zuviel.
"Nur Rennen, Rasen, Flitzen
lässt uns im Sattel sitzen!
Zu bummeln und zu zotteln,
macht Menschen schnell zu Trotteln!"
rufen sie unermüdlich
und sind niemals gemütlich.
Nur Arbeit ist ihr Leben!
Das soll es wirklich geben!!

Löwenzahn für Mienchen

Löwenzahn für Mienchen,
mein hungriges Kaninchen.
Es wackelt mit den Öhrchen,
denn es mag lieber Möhrchen.
Doch für die feste Speise,
fehlen ihm, ach, die Zähnchen!
Deshalb stecke ich weise
ein möhrengleiches Fähnchen
in meinen Strauß aus Löwenzahn,
worauf es gleich
gehoppelt kam.

Not firing on all cylinders

Mein Motor läuft nicht mehr im Takt.
Er stottert, weil er's nicht mehr packt.
Ich höre nachts sein schwaches Herz
als einen unbekannten Schmerz.
Dass er mir nicht mehr dienen kann
und wenn, dann nur noch dann und wann,
ist mehr, als er ertragen kann.
Er ist darüber selbst empört.
Deswegen handelt er verstört,
klopft sanft an meine Zimmertür,
tritt ein, sieht mich verlegen an,
sagt leise: "Bitte, nicht dafür!"
In seinen Armen schlaf ich ein.
Mein Herz will gar kein Motor sein.
Er ist ein spürendes Organ,
das manchmal mahnend zu mir kam.
Ich danke ihm für seinen Takt.
So ohne Herz fühl ich mich nackt.
Ich sinke abwärts in die Nacht,
die mich dereinst hervorgebracht. 

Ein Gedicht braucht starke Nerven

Ein Gedicht braucht starke Nerven.
Es will sich in Schale werfen
und putzt sich gekonnt heraus.
Dann geht's heimlich aus dem Haus.

Erst hat es sich aufgetakelt
und danach herumspektakelt,
auf dem Fest, bei dem Event,
froh, dass keiner es dort kennt.

Es will ja, dass was geschieht,
aber nicht, dass wer es sieht,
packt sich alle Taschen voll 
mit, was keiner sehen soll.

Später kehrt es froh zurück
und denkt sich: "Na, so ein Glück!"
Erst hat es sich ungeniert
schick gemacht und ausstaffiert.

Nun, wieder daheim zu sein,
packt es die Staffage ein,
macht sich für das Bett zurecht
und denkt froh: "Das war nicht schlecht!"

Moni Meloni jagt nachts einen Tiger

Moni Meloni jagt nachts einen Tiger. 
Sie fängt ihn und wird so im Traume zum Sieger. 
Doch als ihr der Tiger dann später entwischt, 
wird ihr das als Schwäche im Geist aufgetischt. 
Wer nachts in den Träumen den Tiger erjagt 
und ihn dann verliert, wird verjagt, wenn es tagt,
denn wer nachts in Träumen den Tiger nicht hält, 
lässt ihn später raus in die ängstliche Welt.