Damals, als alles verloren schien

Damals, als alles verloren schien,
hatte die Dürre die Welt erfasst.
In uns war keine Hoffnung mehr.
Aber dann küsste der Wind unsere Stirn
und trieb die schwarzen Wolken
über unser vertrocknendes Land.
Wir öffneten die Arme
und empfingen die Flut des Regens
als einen großen Segen der Natur.
Erst dann verstanden wir,
mit den schmerzenden Sinnen
unserer verdorrenden Körper,
dass man Geld nicht trinken kann,
und dass nicht Baum noch Frucht
auf einem Konto wächst.
 

Der Misanthrop

Er ist gar nicht freundlich und schön.
Doch das darf gewiss keiner seh'n.
Er reißt gern den Fliegen die Flügel heraus.
Den Schmetterlingen macht er den Garaus,
denn sie können nicht stechen.
Sie werden nicht sprechen.
Und grüßt ihn ein Nachbar:"Hallo, altes Haus!"
dann streckt er ihm heimlich die Zunge heraus.

Aufmachen

Ich stoße die Flügel der Türe weit auf,
will offen sein,
friedlich und frei.
Ich trete hinaus, 
lass die Angst hinter mir.
Aber doch bin ich ängstlich dabei.
Ich schaue mich um
und ich hoffe, die Welt
zeigt mir, dass ihr mein Anblick gefällt.
Ich möchte mich zeigen,
mich freundlich verneigen,
mit gefalteten Händen
dicht an meinem Herzen.
Ich öffne mich
trotz meiner Angst vor den Schmerzen.  

Die Angel

Die Angel gab mir einst ein Freud in die Hand.
Ich fühlte mich noch nicht bereit.
Darum habe ich nur den See angestarrt.
Man dachte, ich wär nicht gescheit.
Doch dann kam ich mit diesen Fischen an Land.
Von da an war ich in das Angeln vernarrt,
weil es uns manche Zeit
von dem Hunger befreit.
*
Sage es mir, und ich werde es vergessen. 
Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. 
Lass es mich tun, und ich werde es können.
Konfuzius: * 551 v. Chr. ,† 479 v. Chr.

Herr Strangulus passt immer auf

Herr Strangulus passt immer auf.
Sonst nähm' das Leben seinen Lauf
und käme sicherlich in Fluss.
Doch Strangulus macht damit Schluss.
Er möchte nicht, dass was passiert.
Jede Idee wird gleich blockiert,
wenn sie nicht in den Kasten passt.
Spontanität ist ihm verhasst.
Für ihn gilt nur, was fassbar ist.
Gefühle hat er nie vermisst.
Er traut nicht einer Phantasie
und schöne Bücher las er nie.
Jedoch, bedrängt durch Bürgerpflicht,
liest er zufällig ein Gedicht,
das ihn beschwingt zum Lächeln zwingt,
obwohl er lange damit ringt.
Doch schließlich siegt die Poesie
und zwingt den Zweifler in die Knie.
Worauf Herr Strangulus beschließt,
dass er nun öfter etwas liest.