Mein Ich ist wie ein kleines Boot

Mein Ich ist wie ein kleines Boot
auf einem großen Meer.
Es treibt von der Geburt zum Tod
und weiß nicht mehr, woher.

Es trachtet stets nach dem Wohin
und glaubt, es liegt ein Sinn darin,
die Ziele anzustreben,
die es sich selbst gegeben.

So treibt es vorwärts in der Zeit
und glaubt, es wird in Ewigkeit.
vom Leben angetrieben.
Es hat sich aufgeschrieben,
was es bisher bereits getan
in dünkelhaftem Größenwahn.

Ich schaue auf das Ich in mir,
erkennend, ich bin auch noch hier:
ein seltsamer Betrachter
auf einem kleinen Frachter.

Bald sinken wir ins Meer hinab.
Der Ozean wird unser Grab.

Und in der Fülle all der Tropfen
ist unser Herz ein kleines Klopfen,
das irgendwie gedankenschwer 
vermutet, ich war wohl mal wer.

Anders zu sein erfordert Mut

Anders zu sein, erfordert Mut.
Sich zu verstecken, tut nicht gut.
Doch wer sich in die Nesseln setzt,
wird ausgestoßen und verletzt.

Man schimpft dich böse: "Tagedieb!"
Die Welt hat dich jetzt nicht mehr lieb.
Wirfst du die Flinte in das Korn,
beginnt das Drama nur von vorn.
Hast du dich erst mal angepasst,
sägst du nun selber an dem Ast,
auf den du dich geflüchtet hast.

Es wird wohl leichter, wenn du weißt:
wenn du in diesen Apfel beißt,
der sauer ist und dir nicht schmeckt,
hast du den Mut für dich entdeckt.

Drum löffle deine Suppe aus
und geh danach vergnügt nach Haus.
Setz dich gemütlich zwischen Stühle
und wahre dabei eine kühle
Gelassenheit, die nun versteht:
Wenn diese Welt zugrund geht,
fragt niemand, wieviel Geld du hast,
sondern:"Hast du dich angepasst?
Oder bist du dir treu geblieben?
Wenn ja, wird man dich dafür lieben!"

Der Zug ist noch nicht abgefahren.
Wir trotzen lockenden Gefahren
und rufen, uns an Kühnheit labend:
"Noch ist nicht aller Tage Abend!"