Der Geist ist unsichtbar

Der Geist ist hinter Zeit und Raum
fast unsichtbar.
Man sieht ihn kaum.

Uns wird zeitweise zugemutet,
nur die begrenzte Welt zu sehen,
damit sie uns nicht überflutet
mit Reizen, die wir nicht verstehen.

Durch fein geformte Sinnestore
filtert das strukturierte Hirn
die unbegreiflich weite Welt
und baut ein Bild hinter der Stirn
das wir für realistisch halten.

Der Rest wird von uns ferngehalten,
damit wir in Begrenzung reifen
wie Diamanten, die durch Schleifen
erst ihre volle Kraft entfalten.
*

 

Enttäuschte Erwartungen

Seine Hand lag 
schon längere Zeit 
über meiner. 
Ich dachte zuerst:
"Besser dieser als keiner." 
Doch später entpuppte 
er sich als Genie, 
denn solch eine Nähe 
empfand ich noch nie. 
Er streichelte mich, 
hat liebkost und geflutscht, 
ist sinnlich dicht 
an meinen Körper gerutscht, 
sodass ich zuletzt 
das Begehrte gewährte. 
Er fasste Vertrauen 
und folgte der Fährte. 
Doch einfache Speise 
genügte ihm nicht. 
Schon bald machte er 
ein enttäuschtes Gesicht. 
Er hatte zwar jahrelang 
nach mir gesucht, 
doch trotzdem hat er mich 
am Ende verflucht, 
denn die sinnlichen Früchte, 
die ich ihm bot, 
beinhalteten 
ein Gewalttatverbot. 
Ich begann, ihn zu fürchten, 
entschloss mich zur Flucht 
und wählte danach 
eine andere Frucht. 
Ich möchte mir ja 
kein Begehren verwehren. 
Doch Vorsicht ist wichtig! 
Das möchte ich lehren. 
Seid achtsam und wählt 
stets vollkommen bewusst 
in Kenntnis der Pein 
das Objekt eurer Lust. 
*