Das Peng macht eng! Es ist ein flaches Pong, darf nicht in den Salon. Um mal eben zu entschweben und sich wieder zu beleben, damit sich das bisschen Leben wieder lohnt, muss man sich geben, was, wie Pong, das Leben weitet und uns darauf vorbereitet, offen hell und weit zu werden, denn dann ist man gern auf Erden. Pong macht weit und Peng macht eng. Plung macht plump und Ping macht streng. Bist du eng, dann mach dich weit und sei für das Glück bereit!
Autoren-Archiv: juergenambros
Ping !
Zwischen den Ohren und dem Kinn
kreischt gräßlich hell ein schrilles "PING!".
Es schlich sich durch die Ohren ein
und quietscht im Kopf jetzt ganz gemein
wie Rotweinglas, das brüllend bricht
und lauthals quiekend weiter spricht,
damit wir spüren, wie es klingt,
wenn Rotweinglas beherzt zerspringt.
Hoffnung
Unter den Füßen zerbricht etwas.
Es kracht und sackt in sich zusammen.
Das Gras gibt nach
und der Zweig zerbricht.
Das Eis auf dem Teich trägt mich heute noch nicht.
Drum setz ich mich jetzt auf das Schaukelbrett,
weil: es hängt an dem Baum und es schaukelt so nett.
So fällt mir gewisslich das Warten leicht.
Ich hoffe auf Frost und ich denke: Vielleicht
ist das Eis nun so fest, dass ich laufen kann.
Also renn ich hinüber und komme dort an,
wo hinter der Kälte die Sonne aufgeht.
Um Hoffnung zu haben, ist es nie zu spät.
Traumtiger 002
Der nächste Traum begann wieder in der Wüste. Die Katzen lagen im Sand. Ben stand, wie immer, auf der Mauer. Aber diesmal wußte er, dass er sich umdrehen konnte, um die Treppen hinauf zu steigen. Die Katzen folgte ihm, als er den tunnelartigen Gang durchschreiten wollte, um den Verlockungen der Windspiele zu folgen. Diesmal hörte er keine Stimme, die ihm verbot, den Tempel zu betreten. Aber es wurde zunehmend schwieriger, einfach vorwärts zu gehen. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als sei er gelähmt. Auch die Katzen sahen so aus, als versuchten sie, eine Wand vorwärts zu schieben. Ben versuchte zunächst, gegen den Widerstand anzukämpfen. Die Katzen unterstützten ihn. Aber als er merkte, wie hoffnungslos das war, blieb er stehen und ging einige Schritte zurück. Er ließ seine Schultern sinken und entspannte die Hände, die er zu Fäusten geballt hatte. Die Katzen rollten sich auf dem Boden zusammen. Sofort war der Widerstand, der sich offenbar in der Atmosphäre des Tempels aufgebaut hatte, verschwunden. Es war plötzlich ganz still. Von den lockenden Geräuschen der Windspiele war nichts mehr zu hören. Alles schien jetzt ganz einfach zu sein, weil Ben nur da stand, ohne etwas zu wollen. Der Tempel schien die Kontrolle zu übernehmen und Ben beobachtete, wie seine Füße sich vorwärts bewegten, einen Schritt nach dem anderen. Er ging den Tunnel bis zum Ende durch und kam in eine große Halle, die von grünen und bernsteinfarbenen Kristallen erleuchtet wurde. Die Kristalle lagen in steinernen Schalen, die auf niedrigen Säulen standen. Hinter einer Säule im Norden der Halle stand ein Mann vor einer Steinplatte, die auf grauen Felsquadern lag. Der Mann drehte sich zu Ben herum und sagte: "Ich dachte schon, du schaffst es nie!" Dann lachte er. * Mario Sandori war Direktor der Akademie für Bewusstseinsmanipulation. Während die Hochschule der Hypnotiseure offiziell eine Ausbildung anbot, die die Absolventen auf eine Arbeit in der Unterhaltungsindustrie vorbereitete, hatte die Akademie einen tiefer gehenden, wissenschaftlich orientierten Anspruch. Erforscht wurde unter anderem, wie das Gehirn sich durch Meditation in seiner materiellen Architektur veränderte und wie neue Nervenbahnen durch entsprechende Aktivitäten entstanden.
Traumtiger 001
T R A U M T I G E R ("Seid vorsichtig in der Wahl eurer Hypnotiseure!") Träumen war verboten. Aber da Sie es uns nicht verbieten konnten, galt die Regel: "Wer sich mit Träumen beschäftigt, wird krank!" Die Kontrolle über unsere Phantasien sollte Ihnen vorbehalten bleiben. Das war der Grund, warum Ben es keinem erzählen wollte. Aber er konnte es nicht für sich behalten, weil er Angst davor hatte, krank zu werden. Sein Herz begann zu rasen, wenn er an das dachte, was in den Nächten geschah. Tom kam ihm vertrauenswürdig vor. Also sprach er mit ihm. "Fürchte dich nicht davor!" sagte Tom. "Jeder hat Träume. Es gibt nur keiner zu!" Ben atmete auf und sagte: "Es sind Raubkatzen!" Er machte eine kleine Pause. Dann fuhr er fort: "Sie kommen nachts in meinen Träumen! Ich stehe auf einer Mauer und sehe Katzen, die im Wüstensand liegen. Sie schauen mich an." Tom hätte natürlich keine Angst gehabt. "Zeige ihnen, was sie tun sollen!" schlug Tom vor. "Sie warten auf deine Befehle!" Das war typisch für Tom. Er war es gewohnt, dass andere taten, was er wollte. Aber Ben gab niemals Befehle. Wenn er etwas wollte, bat er darum. Und außerdem galt: 'Wer den Traum manipuliert, entfernt sich von Gott!' So hatten Sie es ihm beigebracht. "Was ist hinter dir?" fragte Tom. "Ich weiß es nicht. Ich habe die Katzen nie aus den Augen gelassen." antwortete Ben. "Schau dich um!" sagte Tom. "Wenn du nicht weißt, wo du bist, weißt du nicht, was du tun musst!" In der Nacht darauf schaute Ben sich um. Er entdeckte, dass die Mauer, auf der er stand, zu einem Tempel gehörte. Jedenfalls glaubte er, dass das große Gebäude aus massiven Steinen ein Tempel war. Er hatte sich bisher hinter seinem Rücken befunden. Es war das erste Mal, dass er die Katzen aus den Augen ließ. Sie standen plötzlich neben ihm und schauten in die gleiche Richtung wie er. Die Mauer, auf der er stand, war Teil einer Treppe, die zum Tempel führte. Am oberen Ende befand sich der Eingang aus Steinmauern, die senkrecht aufragten. Die Steine wölbten sich nach oben und bildeten einen Tunnel, der in den Tempel hineinführte. Die Katzen sahen Ben in die Augen. Er zögerte einen Moment, dann stieg er die Stufen nach oben. Die Katzen folgten ihm. Ben hörte ihr leises Schnurren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er keine Angst mehr hatte. * Die Hochschule der Hypnotiseure widmete sich der Manipulation des menschlichen Bewusstseins. Man war stolz darauf, Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie gar nicht tun wollten, ohne dass sie es jemals bemerkten. Die Professoren der Hochschule entwickelten ihre Techniken der Beeinflussung mit ihren Studenten, die einwilligen mussten, dass man sie zu Beginn des Studiums einem Test unterzog. Der Test bestand aus einem offiziellen Teil, durch den die Beeinflussbarkeit der Studenten überprüft wurde. Das Ergebnis wurde den Probanden mitgeteilt. Es gab aber auch einen inoffiziellen und geheimen Teil, durch den eine Hintertür in das Bewusstsein der Teilnehmer gewebt wurde, durch die die Professoren sich jederzeit Zugang zu dem verschaffen konnten, was die Studenten dachten und fühlten. * Als Ben erwachte, konnte er sich nicht mehr an das erinnern, was er im Tempel gesehen hatte. Er wusste noch, dass die Katzen ihm gefolgt waren, als er die Treppen zum Tempel hinaufgestiegen war. Aus dem Tunnel, der in den Tempel hineinführte, wehte ein leichter Wind. In der Luft lagen harmonische Klänge, die von Windspielen herrühren mussten. Angelockt von den Tönen, wollte er den Tempel betreten, aber da hörte er eine Stimme, die es ihm verbot. Er wollte sich über die Stimme hinwegsetzen, aber es war ihm nicht möglich, weiter zu gehen und dann verschwamm alles in seiner Erinnerung. Ben beschloß, Tom um Rat zu fragen. Tom war Student an der Hochschule der Hypnotiseure. "Kannst du mir helfen, Tom?" "Wo bist du denn?" "Im 'Silent Room' vom Cafe Mesmer." Die 'Silent Rooms' waren eine Erfindung der Studenten, die hinter das Geheimnis der Professoren gekommen waren. Es waren Räume, in denen keine Computer erlaubt waren und nicht einmal Smartphones oder Handys gestattet wurden. Die Räume waren sogar gegen WLAN- Strahlung abgeschottet und erlaubten es, die eigenen Gedanken und Gefühle zu erforschen, ohne manipuliert zu werden. Es gab nur einen Haken dabei. "Ich kann die Sperre in meinem Geist nicht überwinden." sagte Ben. "Du musst analysieren, wie die Sperre aufgebaut ist!" sagte Tom. "Dein Unterbewusstsein hat sie aufgebaut, um dich zu schützen!" "Ich glaube das nicht!" erwiderte Ben. "Ich glaube, dass sie jemand errichtet hat, um mir Wissen über meinen Geist vorzuenthalten." "So wie Gott, der verboten hat, vom Baum der Erkenntnis zu essen?" "Ja, so ungefähr. Ich muss wissen, was in diesem Tempel ist!" "Ist es denn nicht nur ein Traum?" Tom lächelte. "Ja, aber ich habe ihn erschaffen und ich will wissen, warum!" * Fortsetzung: Traumtiger 2
Wenn wer übers Wetter schreibt
Verse über raren Regen bringen kaum den feuchten Segen, den die Dichter sich erhoffen. Dürre macht sie sehr betroffen. Die, die über Schnee gedichtet, werden eiskalt hingerichtet, und wer über Nebel schrieb, wird mit einem glatten Hieb durch den schwachen Hals geköpft. Ja, verdammt und zugeknöpft! Wer was über Wetter schreibt, darf nicht hoffen, dass er bleibt. Nur die übers Wetter schweigen, dürfen sich hier angstfrei zeigen.
Ein Gedicht, das keiner kennt
Ein Gedicht, das keiner kennt, möchte ins Establishment. Doch damit hat es kein Glück. "Geh zurück zu deinesgleichen, anstatt hier herumzuschleichen!" weist man es schockiert zurück. Man behandelt es wie Dreck, schimpft es aus und jagt es weg. Das Gedicht in seinem Jammer schließt sich ein in seine Kammer und beschließt, aus Trotz, ab nun, nichts zu tun als auzuruh'n. Der Beschluss, den es gefasst, hat der Welt wohl nicht gepasst. Tage später fällt ihm ein: "Ich muss realistisch sein!" und peilt nahe Ziele an, die es auch erreichen kann! Schritt für Schritt, man muss es loben, kämpft es sich ab nun nach oben, bis es fast ein jeder kennt. Sogar das Establishment liegt ihm ehrfurchtsvoll zu Füßen und will es sehr gern begrüßen. Das Gedicht erklärt empört, dass es nicht dazugehört, und weist deutlich darauf hin "...dass ich eben anders bin! Geht zurück zu euresgleichen, anstatt hier herumzuschleichen!" ruft es freudig mit Genuss und macht mit dem Dichten Schluss!
Ein Gedicht, sehr gut betucht
Ein Gedicht, sehr gut betucht, wird von Dichtern heimgesucht. Sie beschlossen, es zu jagen, um es danach auszufragen, was in jenen Versen steht, die, in Tüchern eingenäht, es geheimnisvoll umhüllen. Es soll ihre Neugier stillen. Weil sie um die Verse stritten, haben sie es aufgeschnitten und die Kunst dadurch zerstört. Dann verlangten sie empört, es soll ihnen offenbaren, welche Wunder in ihm waren. Doch die großartigen Wunder sind jetzt nur noch alter Plunder.
Tarzan Maus
Tarzan Maus heißt dies Gedicht. Ob es Mut hat, weiß ich nicht. Fragt man es nach seinem Namen, sagt es:" Bin Herr Maus aus Kamen!", weil es doch aus Kamen kommt, wo es sich als Kind gesonnt. Es erinnert immer noch das besonnte Baggerloch, in dem Mutter täglich rief: "Halt dich grade! Steh nicht schief! Tarzan, sei ein ganzer Mann! Stell dich nicht so weichlich an! Denk an Papa und an mich und sei nicht so zimperlich!" Tarzan nannten sie ihr Kind, damit alles an ihm stimmt. Doch es machte ihnen Kummer, denn es blieb nicht nur ein dummer, sondern auch ein schwacher Junge und bekam es an der Lunge. Als er ziemlich jung verschied, starb er als ein Leichtgewicht, weil er Liegestützen mied. Tarzan Maus hieß dies Gedicht.
Gedichte werden aus Worten gemacht
Gedichte: sie werden aus Worten gemacht. Doch wo kommen die Worte denn her? Wer hat sie in meinen Kopf gedacht und machte sie leicht oder schwer? Wer hat sie denn erst mit der Waage gewogen und stellte dann fest, ob sie nicht nur gelogen sondern wahrheitsgemäß entstanden sind: so wie in der Mutter das werdende Kind? Ich kann es nicht sagen, drum will ich hier fragen, und zwar alle Leute, die jemals gedichtet, ob sie dort im Kopf jemals einen gesichtet, der diese Gedichte alleine erschaffen, anstatt wahllos Verse zusammenzuraffen und dann so zu tun, als ob wären sie sein. Denn das wär gemein. Und auf die Art zu dichten wär wirklich nicht fein. Drum stell ich das Dichten auf weiteres ein. * Worte umschwirr'n mich, wie Motten das Licht. Und wenn sie sich reimen, dafür kann ich nicht. Ich kann halt reimen nur und sonst gar nichts.