Muckefuck

Muckefuck
*
Mit Muckefuck kann man mich niemals beglücken,
denn nur echter Kaffee erweckt mein Entzücken.
Ein Tässchen aus grad frisch gemahlenen Bohnen
mit Milch und mit Zucker wird sich immer lohnen,
um Zunge und Gaumen exakt zu verwöhnen.
Ich schlürfe mein Käffchen. Die Welt hört mein Stöhnen,
denn Kaffee zu trinken ist höchster Genuss.
Das wollte ich sagen und damit jetzt Schluß! 

Wie du schreibst

Wie du schreibst
*
Ideen antworten nicht auf die Kraft des Willens. Wir können sie nicht 
zwingen zu erscheinen. Deshalb ist es keine gute Idee, uns durch 
eine Blockade hindurchzukämpfen, wenn wir feststecken. Es wird nicht klappen. 
Wir werden sogar frustrierter sein und weiter weg von dem Zustand, 
in dem wir sein sollten, um Ideen zu finden. 
Ich muss zugeben, dass ein guter, harter Schlag mit der Faust auf den Tisch 
sich zu solchen Zeiten sehr gut anfühlt. Aber um Ideen zu bekommen, ist es 
besser, unserem Verstand zu erlauben sich hinzugeben. Die Ideen sind da. 
Aber wir müssen ruhig auf sie warten. Der Poet William Stafford verglich 
den kreativen Prozess mit dem Angeln. Wir werfen eine Schnur in das Wasser 
und warten still und geduldig auf ein Knabbern. Wenn wir eine Menge Lärm machen, 
wird der Fisch nicht anbeißen. Mit Erfahrung lernen wir, wie wir das Knabbern 
deuten können und wann der richtige Moment gekommen ist, um den Fisch herauszuziehen. 
Du wirst kreativer sein, wenn du an das Schreiben herangehst, sobald sich dein Geist 
in einem wachen, offenen Zustand befindet, in dem die Hemmungen verschwinden. 
Dieser Status ist für das Schreiben von großem Nutzen. Einige Schriftsteller 
meditieren, um in diesen Zustand zu kommen, andere trinken ein Glas Wein. 
Wir werden im nächsten Kapitel spezielle Wege erforschen, um mit dem Schreiben 
zu beginnen. Aber lasst uns erst einige Minuten damit verbringen zu untersuchen, 
welchen Bewusstseinszustand wir erreichen sollten. Ich glaube, es ist förderlich, 
einen wachen Zustand der Passivität zu erreichen, einen Zustand des Bewusstseins, 
der uns erlaubt, unseren Instinkten zu vertrauen, aber auch frei zu sein, um Risiken 
einzugehen. Der Prozess kann mit Yoga verglichen werden. Wir lernen, der Versuchung 
zu widerstehen, eine Dehnung oder Drehung zu forcieren. Wir verspüren den Impuls, uns 
selbst stärker anzutreiben, um noch in der Dehnung oder Drehung noch weiter zu kommen als 
vorher. Aber der Lehrer will uns sagen, dass wir uns der Dehnung hingeben sollen, um 
in sie hineinzuatmen. Dann können wir tiefer gehen, weil wir unsere Körper 
nicht überfordern. Sie entspannen sich in etwas hinein, zu dem sie natürlicherweise 
in der Lage sind. Es ist schwierig, diese Einstellung aufrecht zu erhalten, 
denn wir leben in einer ergebnis-orientierten Gesellschaft. Wir lernen, 
produktiv zu sein, um als Ergebnis unserer Bemühungen etwas vorzeigen zu können. 
Wir wollen überprüfen, ob wir Fortschritte machen und besser werden. 
Als Schriftsteller wollen wir Texte, Gedichte oder Romane beenden, und 
jedes sollte besser sein als das vorherige.Wenn wir uns die Mühe machen, 
mit der Sonne im Morgengrauen aufzustehen, um zu schreiben, sollten wir 
uns davon freimachen. Um kreativer zu sein, musst du den Impulsen, 
bessere Ergebniss zu forcieren, widerstehen. An einigen Tagen 
wird das Schreiben mühelos sein. Zu anderen Zeiten wird es dir unmöglich 
erscheinen, so wie der Fisch an manchen Tagen anbeißt und 
an anderen nicht. Dein Job ist es, in Erscheinung zu treten und 
das Schreiben zu genießen, ohne es zu beurteilen.

Impuls:
Ich benutze zwei Metaphern für Hingabe: Fischen und Yoga. 
Denk dir ein paar eigene aus. Welche Aktivitäten unternimmst du, 
um deine Fähigkeit zur Hingabe zu fördern.

Heute ist das Leben schwer

Heute wiegt das Leben schwer.
Irgendwie geht gar nichts mehr.
Wie ein Stein auf meiner Brust
drückt etwas, mir nicht bewusst.
Schwer sind Arme, Herz und Beine
und Ideen hab' ich keine.
Gar nichts geht mir von der Hand.
Die Ideen, die ich fand,
lösen sich in Zweifel auf.
Das ist nun der Dinge Lauf.
Doch ich grabe immer weiter,
steige tiefer auf der Leiter
meines unbewussten Geistes.
"Irgendwo muss Licht sein!" heißt es.
Werde ich das Licht entdecken
und so meine Hoffung wecken?
Will beherzt nach vorne sehen
und die Krise überstehen.
Schon scheint etwas Zuversicht
tröstend auf mein Angesicht.

Worauf ich schreibe

Ich schreibe auf ein Stück Papier 
Gedichte. Ich kann nichts dafür. 
Das Dichten liegt mir halt im Blut. 
Darum gelingt es mir so gut.

Mit Steinkohle schreibe ich 
schwarz auf Papier. 
Ich schreibe mit Herzblut 
auf Leder vom Stier. 
Mit Klammern und Wäsche 
schreib ich auf die Leine 
und ritze Gedichte 
in faustgroße Steine. 

 Ich schreibe mit dem letzten Haar 
auf meinem kahlen Kopf. 
Ich schreibe mit dem langen, blonden, 
eleganten Zopf,
den ich dem Weib vom Kopfe schnitt,
das tollkühn auf dem Wallach ritt. 
(Auf einem Wallach durch den Wald.
Wohin? Wohin? Ihr wurde kalt.)

Ich schreibe mit dem Fingerhut 
in eine Schale Butter. 
Ich schreibe mit dem filigranen 
Füller meiner Mutter. 
Ich dichte selbst mit langen, 
spitzen, rot lackierten Nägeln 
bei meterhohem Wellengang 
wenn wir durch Stürme segeln. 

Ich schreibe mit den gelben, 
aus dem Mund geriss'nen Zähnen
Terzinen der Vergänglichkeit
auf leicht ergraute Mähnen. 
Auf zartes, rosa Klopapier, 
versteckt im Damenklo, 
schreib ich mit dunkelblauem Blut, 
gezapft von Meister Floh. 
Mit einer Schere schreibe ich 
in dünnes, rotes Tuch
und knote in die Ecken 
einen fürchterlichen Fluch. 

Weil dies, mein Herz, der Dichtung gilt,
will ich es froh verschenken. 
Sobald ich ausgeblutet bin, 
könnt ihr mal an mich denken. 

Auf dem Planeten in der Ferne
 dichte ich nur noch für die Sterne. 
Gerne

Monsieur Töff Töff hat eine Latte

Monsieur Töff Töff hat eine Latte,
obwohl er lange keine hatte.
Er dachte schon, es geht nicht mehr.
Nun steht sie da. Stark wie ein Bär!
Doch was mit dieser Latte machen?
Die Frage bringt Monsieur zum Lachen,
denn es ist schon so lange her.
Dem vorwitzigen Schießgewehr
fehlt ganz eindeutig eine Richtung.
Deshalb wird es auch keine Dichtung
und als die Säule endlich schrumpft,
kommt Töff Töff wieder zur Vernunft.

Reimschema A-B-A-A-B

Reimschema A-B-A-A-B
*
Das Reimschema ist ein Muster,
nach dem sich die einzelnen Zeilen
im Gedicht reimen.
Im Beispiel reimt sich die erste Zeile
mit der dritten und der vierten.
Die zweite Zeile reimt sich mit der fünften
*
Beispiel 1:
1-A:    Der Wind weht, wo er will.
 2-B: Er lebt nicht gern im Stillen.
3-A:   Doch manchmal ist er still,
4-A:      weil er die Stille will.
5-B:      Natur ist ihm zu Willen.
*
Beispiel 2:
Der Regen plätschert laut aufs Dach.
Dann fließt er in die Rinne.
Er macht im Abflußrohr viel Krach.
Dadurch macht er die Nachbarn wach
und weckt die Vogelspinne.
*
Die steigt im Abflußrohr hinauf.
und kriecht dann auf das Dach.
Dort macht sie einen Dauerlauf
und nimmt den Regen gern in Kauf.
Denn sie liebt Ungemach.

Authentisch sein

Eigentlich wollte ich 
ein neues, prächtiges Gedicht schreiben.
Und jetzt das hier:
Worte, nichts als Worte.
*
Sag, was soll ich machen, um glücklich sein?
Die Antwort darauf lässt gekonnt auf sich Warten.
Ich frage mich mehrfach. Doch mir fällt nichts ein.
Man rät mir, entspannt einfach bei mir zu sein.
So steh' ich, mich suchend, bei Regen im Garten.

Bei Regen im Garten. Ich such mich im Freien.
Authentisch zu sein ist für mich nicht so leicht.
Ich kann nicht bei mir sein und muss mir verzeihen.
Verzeihen, wie Zweifel an Zweifel sich reihen
und sehen, wie schnell mir mein Selbst jetzt entweicht,
indem es sich feige im Regen verschleicht. 

Bessere Zeiten

Ich erinnere mich an bessere Zeiten,
in denen es keine Probleme gab.
Da latschte ich fröhlich durch die Gegend
und langweilte mich,
während ich auf der Wiese lag.
Die Sonne schien mir auf den Bauch.
Ich wünschte mir Regen
und hoffte, dass irgend etwas Aufregendes
passieren würde.
Als es dann geschah,
schimpfte ich
über mein Ungemach.
So ist vielleicht der Mensch gemacht.
Dass er Unheil erzeugt,
um etwas zu erleben,
und sich wortreich beklagt,
wenn es in sein Leben gekommen ist,
all das,
was er sich selbst
herbeigewünscht hat.

Monsieur Töff Töff als kluger Mann

Monsieur Töff Töff, als kluger Mann,
versucht es zwar, so gut er kann,
jedoch es will ihm nicht gelingen,
etwas zu tun. Vor allen Dingen
ist er auch recht schlecht motiviert.
Nun wisst ihr, warum nichts passiert.
"Warum sollte ich etwas tun?"
fragt er. "Bin ich etwa ein Huhn,
das täglich neue Eier legt
und immerzu und unentwegt
Ideenwunder produziert,
die man voll Gier und ungeniert
verschlingt und sich zu eigen macht?"
So sprach er und hat dann gelacht,
denn plötzlich kam ihm die Idee:
"Ich sage meinem Job 'ADE!'
Das Leben will ich jetzt genießen
und das Kapitel "Arbeit" schließen."



Jeder ist ein Künstler

Für Joseph Beuys

Jeder ist ein Künstler

Ein kleines Kartöffelchen auf diesem Tisch.
Es ist arg verschrumpelt und riecht nicht mehr frisch.
Die Knolle verspeisen, wär nicht sehr gesund.
Doch ich mag die Form und die Schalen sind bunt.
Der Schimmel zeigt sich in phantastischen Farben.
Die sprossenden Keime sind cremeweiße Narben.
Ein Kunstwerk ist dies, von der Erde geschaffen,
das Kunstkenner nun im Museum begaffen.