Moni Meloni sucht nach einem Thema

Moni Meloni sucht nach einem Thema
für ihre Gedichte. Sie will nicht nach Schema
FF einfach irgendwas Sinnloses dichten.
Sie gräbt immer tiefer nach wahren Geschichten,
die suchenden Lesern Erkenntnis bescheren,
doch sie nicht mit groben Gedanken beschweren.
Poetische Früchte für Feinschmeckerlippen
will sie ganz dezent in die Reimkuchen kippen.
Dann backt sie die Dichtung bei 200 Grad.
Schon stehen die Verse zum Lesen parat.


"Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!"
Aber:

Alles, was ich weiß, hilft mir, den kühlen Kopf zu wahren. 
Drum will ich kluge Leute um mich scharen. 
Die kann ich fragen, wenn ich was nicht weiß. 
So bleibt mein Kopf schön kühl und wird nicht heiß.

Hab und Gut

Hab und Gut
*
Mein letztes Hab und Gut
ist dieser alte Hut.
Ich habe ihn mit Schnaps benetzt
und dann auf meinen Kopf gesetzt.
Dort wackelt er jetzt hin und her
und macht dem Kopf das Leben schwer.
Mein allerletztes Hab und Gut
ist dieser Tropfen blaues Blut,
Vom Kopf, da muss ich staunen,
tropft er mir auf den Daumen,
wo er durch warmes Sonnenlicht
mutiert zu dem Spontangedicht,
das wirklich alles dafür tut,
mir zu ersetzen Hab und Gut.

Haarscharf gescheitelt

Haarscharf gescheitelt.
Betonfrisur.
Von zarten Locken keine Spur.
Bereit, sich vor den Zug zu werfen.
Der Mann hat scheinbar starke Nerven.
Nur fehlt ihm, das merkt er zu spät,
der Sinn für die Realität.
Den Zug zu stoppen wird nicht klappen.
Drum geht der Zug ihm durch die Lappen.
Er hat den Fahrplan nicht studiert.
Sonst wäre ihm das nicht passiert.

Die gestundete Zeit

Die gestundete Zeit
*
Im Leben steht uns die gestundete Zeit
nur leihweise und nicht für immer bereit.
Ist unser Pensum ausgeschöpft,
wird sie uns wieder abgeknöpft.
Drum lasst uns die selbstlos gegebenen Stunden
klug nutzen, um nun von uns selbst zu gesunden,
indem wir uns damit beeilen,
die Erde und uns selbst zu heilen.

Hochschlotqualmverbot

Es qualmt aus einem hohen Schlot
trotz strengem Hochschlotqualmverbot.
Der Qualm zieht zügig durch die Stadt,
obwohl man das verboten hat,
denn Qualm ist hier nicht sehr beliebt.
Zu dumm, dass es ihn trotzdem gibt.
Zum Schluß legt er sich auf die Dächer.
So wird die Stadt zum Aschenbecher
für Qualm aus einem hohen Schlot.
Der qualmt trotz Hochschlotqualmverbot.

Wohin soll ich gehen?

Wohin soll ich gehen?
Ich weiß nicht, wohin.
Der Weg meines Lebens ergibt keinen Sinn.
Ich stehe vor Schildern
mit Zeichen und Bildern.
Doch keines von ihnen zeigt mir, wer ich bin.
Die Wegweiser zeigen nach Westen und Osten.
Entscheide ich falsch, wird es mich wohl was kosten.
Die anderen zeigen nach Norden und Süden.
Ach, wie die Entscheidungen mich so ermüden.
Am besten ist es wohl, ich lege mich hin.
Mich nicht zu entscheiden, nur das macht hier Sinn.
So sinke ich ziellos in tröstenden Schlummer,
voll Hoffnung, dass Schlaf mir betäubt meinen Kummer. 
*

Vollmond

VOLLMOND
(Diese Geschichte ist aus meinem Buch "Delikatessen"
und ist gut zum Verschenken geeignet)

Jarda schlug die Augen auf.
Sein Herz begann schneller zu schlagen.
Eine Nacht musste er noch warten.
Dann würde es wieder geschehen.
Er zitterte, wenn er nur daran dachte und legte die warme Hand auf sein
pochendes Herz. Er versuchte, ruhig und tief zu atmen.
Die Bilder, die er vor seinem inneren Auge sah, wiederholten sich wie in einer
Endlosschleife, die jedes Mal wieder von vorne begann.
Er schaute auf graue Wolken, die wie ein Vorhang zur Seite gezogen wurden und den
Blick auf den Mond freigaben.
Das kühle Licht des Mondes fiel auf seinen Körper.
Immer dann begann die Verwandlung.
Die Männer, die sich davor fürchteten, konnte Jarda nicht verstehen,
denn er genoss jede Sekunde, wenn es so weit war.
Schmerzhaft war nur der Weg zurück, wenn die Verwandlung sich umkehrte.
Auch das hatte er gelernt zu genießen. Hatte man erst einmal Blut geleckt, wollte man
die Erfahrung nie mehr missen.
Mit dem Gefühl der Vorfreude schlief Jarda ein und wälzte sich in unruhigen Träumen
hin und her.
Während des nächsten Tages schaute er andauernd auf die Uhr. Die Zeit schien still zu
stehen.
Als er abends nackt im Wald stand und bereit war für die Verwandlung, atmete er
erleichtert auf.
Vor sieben Jahren hatte er sich zum ersten Mal verwandelt. Es war ganz überraschend
geschehen, als er alleine auf dem Heimweg war.
Die Geräusche um ihn herum waren lauter geworden.
Alles roch intensiver. Er schmeckte duftendes Gras auf seiner Zunge.
Baumrindengeschmack streichelte seinen Gaumen. Düfte wühlten sich durch die Nase in
sein Gehirn und lösten ein Rauschgefühl aus, das er bis dahin nicht gekannt hatte.
Das Jacobson-Organ, ein winziges Tüpfel auf jeder Seite der Nasenscheidewand, war zum
Leben erwacht. Er konnte Gefahren wittern und Fährten erschnüffeln. Sein Geruchssinn
wurde ein mächtiger Hexenmeister, durch den er alle Informationen bekam, die er
benötigte.
Er konnte Krankheiten riechen und zwischen frischer und verdorbener Nahrung
unterscheiden. Dem Geruch des Blutes folgend, folgte er den Fährten, die ein
nahrhaftes Mahl versprachen.
Als er damals bemerkte, wie seine Schultern breiter wurden und der sich rundende
Brustkorb das Hemd aufplatzen ließ, erschreckte ihn das nicht.

Im Gegenteil. Er war zwar erstaunt darüber, dass es geschah und wusste nicht, warum
es so war. Aber er genoss das Gefühl von Kraft und Überlegenheit.
"WOW - DAS bin ICH!" dachte er, hingerissen davon, wie seine Hände zu Klauen wurden
und seine Zähne zu einer gefährlichen Waffe.
Nun stand er wieder hier und wartete auf das Erwachen des Jagdinstinkts. Doch nichts
geschah.
Keine Reißzähne waren zu spüren, keine muskulöse, behaarte Brust wölbte sich. Es
geschah nichts, was Menschen hätte zum Fürchten bringen können.
Dass die Opfer sich vor ihm fürchteten, hatte er am allermeisten genossen.
Wenn sie panikartig die Flucht ergriffen und er ihnen mit kraftvollen Sprüngen
hinterhersetzte. Er schnappte nach ihnen, zunächst ohne sie zu verletzen. Das
Adrenalin, das sie ausdünsteten, war reine Nahrung für seinen Rausch, in dem er zu
Ende brachte, was die erwachte Natur in ihm begonnen hatte.
Er stand im Mondlicht und fühlte sich wie gelähmt. Sehnsüchtig blickte er zum Himmel
hinauf und heulte den Mond traurig an. Aber das Wunder blieb aus.
Jarda ließ sich ratlos auf den Boden fallen, rollte sich auf den Rücken, bedeckte
sein Gesicht mit den Händen.
Er legte die Arme um seinen Körper, lauschte auf Signale, die seine Verwandlung
ankündigen würden.
Jarda schlief kurz ein und erwachte mit der Gewissheit, kein Werwolf mehr zu sein.
Er zog sich an und machte sich auf den Weg nach Hause.
Schon unterwegs begann er zu zittern. Schweiß rann an seinem Körper herab.
Er war süchtig nach Verwandlung.
Verzweifelt machte er sich auf die Suche nach Antworten.
Was musste er tun, um wieder ein Werwolf zu werden?
Er müsste einen anderen Werwolf finden, der ihn beißen würde.
Oder eine Hexe müsste ihn verfluchen.
Weder die eine noch die andere Möglichkeit bot sich an.
Jarda suchte im Internet nach Antworten und fand einen Hinweis auf magische
Gegenstände, mit denen man Feinde in Werwölfe verwandeln konnte.
Es handelte sich dabei um Gürtel, die aus dem Fell eines Werwolfs gemacht waren.
Er brauchte einige Wochen, um einen Händler zu finden, der ihm gegen eine
schwindelerregende Geldsumme einen Gürtel verkaufte.
Beim nächsten Vollmond stand Jarda nackt und zitternd an der üblichen Stelle im Wald.
Er hatte einen Spiegel gegen den knorrigen Baum gestellt, in dem er seine Kleidung
abgelegt hatte. Dieses eine Mal wollte er genau betrachten, wie er sich in das
kraftvolle Tierwesen verwandelte.
Er stand er vor dem Spiegel und schlang den Gürtel genussvoll um seine Hüfte.
Er schloss die Gürtelschnalle und ließ die Arme seitlich am Körper
herabhängen. Erst geschah überhaupt nichts. Dann begann der Gürtel, sich an die
Taille anzuschmiegen, als wollte er Fühlung aufnehmen und den Körper abtasten, den er
verwandeln sollte.
Jarda bekam kaum noch Luft, weil der Gürtel sich in der Mitte immer enger
zusammenzog. Im Spiegel sah er, dass sein Körper zu schrumpfen begann.
Anstatt groß und stark zu werden, wurde er immer kleiner und schwächer.
Im scheinbar größer werdenden Spiegel erkannte er, selbst immer kleiner werdend,
dass man ihn betrogen hatte.
Der magische Gürtel war nicht aus dem Fell eines Werwolfs gemacht worden, sondern aus
dem eines Kaninchens.
Er versuchte noch hastig, die Verwandlung zu stoppen, aber seine Kaninchenpfoten
waren zu ungeschickt, um die Schnalle des Gürtels wieder zu lösen.

 

Der Fifi von Moni Meloni

Der Fifi von Moni Meloni heißt Hasso.
Beim Gassigeh'n lässt sie ihn immer vom Lasso.
An Hausecken und auch an jeder Laterne
hebt Hasso sein Bein voller Stolz immer gerne.
Er liebt stramme Waden und glänzende Schuhe.
Auf die uriniert er in stoischer Ruhe,
verteilt sein Gewässer auf Tüten und Taschen,
scheut auch nicht zurück vor den weißen Gamaschen
der Männer im Anzug mit blauen Krawatten.
Die flutet er listig in fallenden Schatten,
denn Moni Meloni hat ihn so dressiert,
damit er sich nicht für sein So-Sein geniert.
"Ein jedwedes Wesen sei so, wie es sei!"
ist ihre Devise. "Mein Hasso ist frei!"

Glocken wollen gerne läuten

Glocken können sich nicht häuten. 
Doch man hört an ihrem Läuten, 
dass sie es sehr gerne täten, 
wenn's die Priester nicht verbäten. 
Wenn's die Priester nicht verböten, 
würden sie sogar auch flöten, 
wodurch sie in Not gerieten, 
würden's Priester nicht verbieten. 
Glocken würden gerne nackt sein, 
wollen endlich mal gepackt sein. 
So hört man sie flehend beten, 
während Gläubige sie treten. 
Man liest ihnen die Leviten, 
um das Nacktsein zu verbieten. 
Nur ein zartes, kleines Glöckchen 
wagt zu tanzen ohne Röckchen 
und nicht einmal Sigmund Freud 
hat das Glöckchen einst betreut. 

Der Mond beschloss, sich zu verstecken

Der Mond beschloss, sich zu verstecken,
um ganz bestimmt nicht anzuecken,
und sich in dieser dunklen, kalten
sternlosen Nacht herauszuhalten.
Sein helles Licht zerfloss im All.
Die Menschheit fand sich überall
umarmt von einer schwarzen Nacht,
die Schnee und Eis mit sich gebracht.
Doch brachte dieser Schnee auch Licht.
Das Dunkle siegte also nicht.
Denn mag der Mond auch furchtsam sein,
so spiegelt er der Sonne Schein 
trotz allem auf die dunkle Erde, 
damit sie niemals lichtlos werde.